Brustkrebs bei Frauen hängt offenbar auch mit Parodontitis zusammen. Das zeigen die neuesten Erkenntnisse amerikanischer Wissenschaftler um die Forscherin Jo Freudenheim. Auch wenn die Zahlen auf den ersten Blick nichts mit der Brust zu tun haben. Doch die Wissenschaftler der Universität Buffalo im Bundesstaat New York untersuchten den Zusammenhang zwischen den Krankheiten Parodontitis und Brustkrebs.
Das Ergebnis zeigt: Frauen, die nach ihren Wechseljahren an Parodontitis leiden, bekommen mit einer etwas erhöhten Wahrscheinlichkeit auch Brustkrebs. Rauchen diese Frauen oder haben sie das Rauchen innerhalb der vergangenen 20 Jahre aufgegeben, steigt ihr Brustkrebsrisiko sogar um 36 Prozent an. Diese Ergebnisse veröffentlichten sie jüngst in der Zeitschrift "Cancer Epidemiology, Biomakers & Prevention" der amerikanischen Krebsgesellschaft.
Parodontitis beeinflusst Brustkrebsrisiko bei Frauen
Parodontitis oder umgangssprachlich Parodontose ist eine bakterielle Entzündung im Mundraum. Sie führt dazu, dass die Zähne nach und nach an Halt im Knochen verlieren. In Deutschland leiden etwa 12 Millionen Menschen an Parodontose. Im Jahr 2007 waren die Hälfte der 35- bis 44-Jährigen von Parodontitis betroffen. Wenig Druck, passende Bürsten: Zähne richtig putzen
In den USA, wo die Studie durchgeführt wurde, ist die Erkrankungsrate ähnlich. Jo Freudenheim sagte: "Etwa jede zweite Frau hat Parodontitis. Die Wahrscheinlichkeit deswegen an Brustkrebs zu erkranken mag nur leicht erhöht sein, aber auf die Bevölkerung betrachtet ist das eine hohe Fallzahl." Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler die Daten von 73.000 Frauen, die ihre Wechseljahre schon hinter sich hatten. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass vor allem Frauen, die rauchten oder geraucht hatten und Parodontose hatten, in 36 Prozent mehr Fällen auch Brustkrebs bekamen.
Brustkrebs: Frauen die Rauchen und Parodontose haben, erhöhen ihr Burstkrebsrisiko
"Bisher wussten wir sehr wenig über den Zusammenhang von schlechter Zahngesundheit und Brustkrebs, vor allem unter Rauchern, die häufiger Parodontitis haben", sagte Robert Genco, Co-Autor der Studie. Warum es den Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Parodontose gibt, können sich die Wissenschaftler noch nicht genau erklären. Freudenheim hat jedoch drei Vermutungen: Es könnte erstens sein, dass die Bakterien, die die Parodontitis verursachen, durch Blutungen am Zahnfleisch oder ähnliches in die Blutbahn gelangen und so ins Brustgewebe kommen und dort Krebs auslösen. Die zweite Möglichkeit wäre, dass die Entzündung am Zahnfleisch eine Auswirkung auf den Körper hat und so den Brustkrebs verursacht. Und drittens sei es denkbar, dass sowohl Parodontitis wie auch Brustkrebs von derselben, bisher verborgenen Ursache, beeinflusst werden.
"Das ist alles ein neues Forschungsgebiet, deshalb müssen wir vorsichtig sein, wie wir unsere Befunde interpretieren", sagt Freudenheim. "Wir können nicht sagen: Wenn du deine Parodontitis behandelst, reduzierst du auch die Wahrscheinlichkeit Krebs zu bekommen." Die Forschung über Bakterien, Viren und andere Mikroorganismen sei noch jung und die Wissenschaft habe gerade erst neue Methoden entwickelt, um mehr über die Lebewesen zu verstehen. "Wir fangen gerade erst an zu verstehen, wie sehr Mikroorganismen auch unsere Gesundheit beeinflussen mit Infektionen und chronischen Krankheiten", sagt Freudenheim. hhc