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Tierhaltung: Antibiotika: Resistente Keime in Schlachthähnen entdeckt

Tierhaltung

Antibiotika: Resistente Keime in Schlachthähnen entdeckt

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    Schlachttiere werden in vielen Betrieben mit Antibiotika gefüttert. Nun haben Foscher in Schlachthähnen aus Deutschland antibiotikaresistente Darmbakterien nachgewiesen.
    Schlachttiere werden in vielen Betrieben mit Antibiotika gefüttert. Nun haben Foscher in Schlachthähnen aus Deutschland antibiotikaresistente Darmbakterien nachgewiesen. Foto: Caroline Seidel dpa

    In jedem zweiten Tier, das die Forscher der "Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover" untersuchten, entdeckten sie Bakterien, welche das Enzym AmbC produzieren. Dieses macht Erreger resistent gegen manche Antibiotika.

    Bakterien in Schlachthähnen resistent gegen Antibiotika

    Das gleiche gilt für ESBL, das in etwa 89 Prozent der Proben aus dem Knochengerüst  der Tiere und rund 72 Prozent der Blinddarmproben gefunden wurde, wie die Wissenschaftler am Donnerstag erklärten. Sie nahmen dazu in einem Schlachthof 120 Proben von vier verschiedenen Herden. Die meisten entdeckten Bakterien waren Escherichia coli (E. coli).

    Hähnchen können Quelle von Antibiotikaresistenz sein

    Die Untersuchungsergebnisse der Tierärztlichen Hochschule zeigen, dass auch Hähnchen, die gesund sind, eine Quelle für die Verbreitung von Resistenzen in Darmbakterien sein können.

    Wie Ministerin Aigner den Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung verringern will

    Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) will den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung stark einschränken - und damit langfristig auch die Tierhaltung insgesamt verbessern. Erreichen will sie dies unter anderem mit Änderungen im Arzneimittelgesetz, denn der Einsatz von Antibiotika ist eine «Schlüsseltechnologie in der Tierhaltung», wie ihr Ministerialdirektor Bernhard Kühnle sagt. Folgendes soll passieren:

    INFORMATIONEN ÜBER BEHANDELTE TIERE: Tierarzt und Tierhalter müssen schon heute dokumentieren, welche Tiere welche Medikamente in welcher Dosis und Dauer bekommen. Künftig sollen die Behörden eines Bundeslandes die Tierärzte verpflichten können, diese Daten auch weiterzugeben, und zwar im Umfang und in Zeiträumen, welche die Behörde bestimmt. So sollen sich die Länderbehörden einen schnellen Überblick verschaffen können.

    INFORMATIONEN ÜBER EINGESETZTE MEDIKAMENTE: In rund sechs Monaten sollen erstmals genaue Daten über die Mengen der in Deutschland verabreichten Antibiotika veröffentlicht werden. Diese Daten werden zur Zeit erhoben. Anhand dieser Zahlen sollen die Behörden dann sehen, in welche Bezirke mit welcher Postleitzahl die Arzneimittelhersteller besonders viel Medikamente an die Tierärzte liefern - ein erster Anhaltspunkt für Kontrollen.

    NEUE VORSCHRIFTEN FÜR DIE ANTIBIOTIKA-BEHANDLUNG: Tierärzte dürfen derzeit entscheiden, welches Medikament sie welchem Tier wie oft verschreiben. Künftig dürfen sie fast gar keine Antibiotika mehr verschreiben, die eigentlich für Menschen gedacht sind. Sollen Tiere ein Medikament oder ein alternatives länger als sieben Tage bekommen, muss der Tierarzt den Krankheitserreger und die Wirksamkeit des Medikaments im Labor testen lassen - das kostet, und zwar den Tierhalter. Tierärzte sollen zudem nicht mehr von den Anwendungsbestimmungen abweichen können, die für eine Arznei vorgeschrieben sind.

    INFORMATIONEN FÜR DEN SCHLACHTBETRIEB: Der Tierhalter muss den Schlachtbetrieb künftig darüber informieren, welche Medikamente das Tier bekommen hat, und zwar sein ganzes Leben lang. Bisher galt diese Informationspflicht für die letzten sieben Tage vor der Schlachtung, in denen ein Tier gar keine Medikamente bekommen darf. Aigner hofft, dass Schlachtbetriebe und der Lebensmitteleinzelhandel das Fleisch von Tieren nicht nehmen, die viele Medikamente bekommen haben.

    EINSCHRÄNKUNG FÜR TIERÄRZTE: Das Ministerium prüft zur Zeit, ob Tierärzte das sogenannte Dispensierrecht behalten sollen: Sie dürfen Arzneimittel selber herstellen und auch verkaufen. Das bedeutet für manchen Tierarzt eine erhebliche Einnahmequelle. In diesem Punkt wie auch bei den neuen Regeln zum Verschreiben von Antibiotika rechnet das Ministerium mit großem Widerstand.

    KONTROLLEN DER LÄNDER: Kontrollieren und überwachen sollen die neuen Vorschriften die Bundesländer mit ihren Veterinär- und Lebensmittelkontrolleuren. Dafür brauchen die Länder mehr Personal; und das kostet. Auch hier ist also Widerstand gegen die geplanten Gesetzesänderungen zu erwarten.

    Experten sind der Meinung, dass mit Antibiotika behandelte Tiere die Antibiotikaresistenz auch bei Erregern in Menschen ermöglichen - schließlich landen die Tiere irgendwann auf unserem Tisch. Deswegen will die Politik durchsetzen, dass Mastbetriebe weniger Antibiotika einsetzen.

    Antibiotika in der Tiermast: Hähnchen bekommen alle vier Tage Antibiotika

    Chips: Sei es Kälberlab, Fisch, Schwein, Wild oder Geflügel. In den salzigen Snacks von funny-frisch sind vielerlei tierische Bestandteile enthalten, wie der Hersteller auf Nachfrage von foodwatch verrät. In den seltensten Fällen ist das auf dem Etikett gekennzeichnet. Die Produkte vom Konkurrenten Lorenz (Crunchips) kommen laut Herstellerangaben ohne „tierische Fleischbestandteile“ daher. Allerdings wird im Produktionsprozess auch tierisches Lab eingesetzt.
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    Unglaublich, aber laut foodwatch wahr: Selbst in Säften und Schokoriegeln sind tierische Anteile enthalten.

    Die Forscher der "Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover" stellten erst vor wenigen Tagen eine Studie über den Umgang mit Antibiotika in der Tiermast vor. Demnach bekommen Masthähnchen durchschnittlich an 10 von 39 Lebenstagen Antibiotika.

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