Ist Aids bald heilbar? Aids-Experten sehen neue Ansätze für eine Heilung der Immunschwäche-Krankheit. "Die Heilungsforschung hat in den letzten zwölf Monaten mehr Fortschritte gemacht als je zuvor", sagte der Münchner Internist und Leiter der 14. Münchner Aids- und Hepatitis-Tage, Hans Jäger. "Ich glaube, dass ein realistischer Zeitraum, in dem wir heilen können, fünf Jahre sind." An einen baldigen Durchbruch bei einer Impfung glaube er hingegen nicht. "Schutzimpfungen haben wir nicht und werden sie auch in den nächsten Jahren nicht bekommen."
Aids-Patient in Berlin geheilt
Medizinische Abkürzungen und was sich dahinter verbirgt
EHEC - Die Abkürzung des EHEC-Erregers steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli. Es handelt sich um eine gefährliche Darmkrankheit.
HUS - Das hämolytisch-urämische Syndrom (kurz: HUS) ist eine schwere Verlaufsform der Darmkrankheit EHEC, bei der giftige Stoffwechselprodukte des Bakteriums zu Nierenschäden führen können.
HIV - Ein Virus, der das Immunsystem eines Menschen schwächt. Das HI-Virus kann durch Körperflüssigkiten von Mensch zu Mensch übertragen werden. Eine Ansteckung führt nach einer unterschiedlich langen, meist mehrjährigen Inkubationszeit zur tödlich verlaufenden Krankheit AIDS.
BSE - Bovine spongiforme Enzephalopathie, im Deutschen auch "Rinderwahn" genannt, ist eine Tierseuche, die zwischen 1996 und 2000 für Schlagzeilen gesorgt hat. Dabei erkrankt das Gehirn bei Rindern und führt zu deren Tod.
H5N1 - Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich ein Influenzavirus. Polpulärwissenschaftlich ist bei H5N1 die Rede von der "Vogelgrippe".
H1N1 - Im Jahr 2009 breitete sich die sogenannte "Schweinegrippe" bzw "neue Grippe" aus. Die Ansteckungsgefahr am Influenzavirus H1N1 ist vor allem bei Enten, Menschen und eben Schweinen groß.
Eine Heilung über eine Knochenmarktransplantation sei zwar an der Berliner Charité vor drei Jahren bei einem Patienten gelungen, diese Methode sei allerdings zu komplex, um sie bei allen Patienten anzuwenden, sagte Jäger.
Aids bald heilbar?
Hoffnungen setzten die Wissenschaftler vielmehr auf eine bei einem Kongress in Seattle vorgestellte Methode. Mit dem Krebs-Wirkstoff Vorinostat sei es gelungen, an versteckt infizierte Zellen heranzukommen, in denen das Virus trotz Therapie schlummere.
Mit bisherigen Aids-Medikamenten könnten die Viren in anderen Zellen gut abgetötet werden, überlebten aber in den Schlummer-Zellen. "Dieses Medikament hat es geschafft, aus latent infizierten Zellen Viren freizusetzen, die dann von den bekannten Medikamenten erreicht und vernichtet werden können."
Aids-Kongress: 1500 Wissenschaftler in München
Schon jetzt könnten die Medikamente die Viruslast im Blut zumindest so niedrig halten, dass keine Ansteckungsgefahr mehr bestehe. Das sei gerade bei Paaren wichtig, bei denen ein Partner infiziert sei. Nicht nur die Betroffenen könnten ein weitgehend normales Leben führen, auch die Ansteckungsgefahr gehe gegen Null. "Das Konzept heißt Prävention durch Therapie." Rund 1500 Wissenschaftler, Ärzte, Juristen und Pflegekräfte diskutieren bis Sonntag bei den Aids- und Hepatitis-Tagen in Unterschleißheim bei München über neue Entwicklungen ihres Faches. (AZ)