Nach dem Tod mehrerer Patienten eines alternativen Krebszentrums ermittelt die Staatsanwaltschaft Krefeld gegen den Betreiber der Einrichtung wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung in mehreren Fällen. Das teilte die Behörde am Freitag mit.
Alternatives Krebszentrum: 100 Fälle, davon 70 Todesfälle
Der WDR berichtet von 100 Fällen - bei 70 dieser Fälle gehe es um verstorbene Patienten.
"Die bisherigen Ermittlungen bieten keine zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte dafür, dass der Beschuldigte den Tod von Patienten oder Gesundheitsbeschädigungen vorsätzlich herbeigeführt hat", hieß es in der Mitteilung.
Die häufigsten Krebsarten in Deutschland
Prostatakrebs: Er ist mit rund 65.000 Neuerkrankungen jährlich der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Über 12.000 Männer sterben pro Jahr daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 94 Prozent. Risikofaktoren: Männliche Geschlechtshormone sind mit dafür verantwortlich; genetische Vorbelastung.
Darmkrebs nennt man alle Krebserkrankungen, die den Dickdarm, den Mastdarm oder den After betreffen. Mit 16 Prozent ist er die zweithäufigste Krebsart und mit zwölf bis 14 Prozent die zweithäufigste Krebstodesursache. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 53 und 63 Prozent. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme und fettige Kost, Alkohol, Tabak, erbliche Vorbelastung. Vorsorge ist ab dem 50. Lebensjahr kostenlos.
Lungenkrebs ist in Deutschland sowohl für Männer als auch für Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. 32.500 Männer und 14.600 Frauen erkranken jährlich daran. Die Prognose für diesen Krebs ist nicht gut: 26 Prozent der erkrankten Männer und zwölf Prozent der Frauen sterben daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 13 und 17 Prozent bei Männern, zwischen 13 und 19 Prozent bei Frauen. Risikofaktoren sind Rauchen, Asbest- oder Radonbelastung. Obst und Gemüse wirken sich schützend aus.
Brustkrebs (bei Frauen) Über 60.000 Frauen erkranken daran. Im Schnitt sind sie dann 64 Jahre alt. Seit 1990 geht die Zahl der Erkrankten zurück. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 87 Prozent. Risikofaktoren sind Kinderlosigkeit, ein höheres Alter bei der ersten Geburt, der späte Eintritt in die Wechseljahre, Einnahme der Pille, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel.
Die bisherigen Ermittlungen hätten den Verdacht erhärtet, dass der Heilpraktiker zwischen dem 25. und 27. Juli in seiner Praxis in Brüggen am Niederrhein fünf Patienten mit dem Präparat "3-Bromopyruvat" behandelt habe. Die Substanz ist nicht als Medikament zugelassen. Laut Staatsanwaltschaft sei der Heilpraktiker aber grundsätzlich berechtigt gewesen, den Stoff zu verwenden.
Fünf Tote in Brüggen am Niederrhein
Die Ermittlungen gegen den Beschuldigten hatte der Tod einer 43-jährigen Frau aus den Niederlanden ausgelöst: Sie starb am 30. Juli in einem Krankenhaus in Mönchengladbach, nachdem sie am 25. Juli in der Einrichtung behandelt worden war. Vor ihrem Tod hatte sie über Kopfschmerzen geklagt, war zeitweise verwirrt und schließlich nicht mehr ansprechbar war.
Kurze Zeit später gab die Polizei bekannt, dass bereits am 28. Juli eine 55-jährige Belgierin und einen Tag später ein 55-Jähriger aus den Niederlanden gestorben waren. Beide waren am 27. Juli in dem Zentrum in Behandlung gewesen. Zwei weitere Patienten hatten sich laut Staatsanwaltschaft wegen lebensbedrohlicher Beschwerden in ärztliche Behandlung begeben.
Alternatives Krebszentrum: Ermittlung gegen Heilpraktiker wegen fahrlässiger Tötung
Ob der Tod der Patienten direkt mit der Einnahme von "3-Bromopyruvat" in Zusammenhang steht oder sie an den Folgen ihrer Krankheit starben, konnte den Ermittlern zufolge noch nicht abschließend geklärt werden.
In der Praxis wurden überwiegend niederländische Staatsangehörige behandelt. Mit Bekanntwerden der Todesfälle hatte die Polizei gewarnt: Wer in dem Krebszentrum behandelt wurde, sollte sich in "fachkundige Behandlung" begeben und bei den Behörden melden.
Die Ermittler werten nun Zeugenhinweise aus sowie die Beweismittel, die bei der Durchsuchung von Wohn- und Praxisräumen des beschuldigten Heilpraktikers sichergestellt wurden. Dies solle Aufschluss geben, ob weitere Behandlungsfälle in die Ermittlungen miteinbezogen werden müssen, hieß es. dpa
Wie man Brustkrebs frühzeitig erkennen kann
Brustkrebs ist mit etwa 31 Prozent die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Seit den 80er Jahren hat sich die Zahl der Fälle verdoppelt: Über 70.000 Mal im Jahr stellen Ärzte die Diagnose „Mammakarzinom“, gut 17.000 Frauen sterben jährlich daran.
Experten empfehlen Frauen, ein Mal im Monat die Brust im Spiegel anzuschauen und abzutasten. Etwa 60 bis 70 Prozent aller Geschwulste werden auf diese Weise von Frauen selbst entdeckt. Umfragen zufolge tastet jedoch ein Drittel der Frauen die Brust nie ab.
Die ärztliche Tastuntersuchung ist Teil des gesetzlichen Krebs-Früherkennungsprogramms ab dem 30. Lebensjahr. Ein Mal jährlich werden die Brustdrüsen und die Lymphknoten in den Achselhöhlen, am Schlüssel- und Brustbein abgetastet, die Form und Größe der Brust und Brustwarzen kontrolliert.
Die medizinische Tastuntersuchung wird von blinden Frauen durchgeführt und in Bayern bislang in sieben Arztpraxen in Gunzenhausen, Nürnberg, Fürth, Erlangen, München, Ottobrunn und Vilshofen durchgeführt. Die Untersuchung kostet 46,50 Euro. Zwölf Krankenkassen übernehmen die Kosten derzeit.
Zusätzlich zur jährlichen Tastuntersuchung werden Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre schriftlich zur Röntgen-Mammografie eingeladen. Dies ist Bestandteil des gesetzlichen Früherkennungsprogramms.
Bei der Mammografie wird jede Brust von zwei Seiten geröntgt. Damit die dargestellten Gewebsschichten möglichst dünn sind, wird die Brust zwischen zwei Plexiglasscheiben gepresst. Das kann unter Umständen schmerzhaft sein. (sok)