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Ernährung: Wie sich Verbraucher und Landwirte wieder näher kommen sollen

Ernährung

Wie sich Verbraucher und Landwirte wieder näher kommen sollen

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    Warum gibt eine Kuh eigentlich Milch? Viele Verbraucher wissen es nicht. Ein Aussteller zeigt einen Melkroboter auf der RegioAgrar in Augsburg.
    Warum gibt eine Kuh eigentlich Milch? Viele Verbraucher wissen es nicht. Ein Aussteller zeigt einen Melkroboter auf der RegioAgrar in Augsburg. Foto: Marcus Merk

    Ein älterer Mann pflückt einen roten Apfel von einem Baum und stellt sich mit den Worten vor: „Grüß Gott, ich bin Martin Nüberlin, Obstbauer aus Lindau.“ Mit diesem knapp einminütigen Video möchte Eva-Maria Haas den Verein „Unsere Bayerischen Bauern“ bei einem Vortrag auf der Augsburger Fachmesse RegioAgrar vorstellen.

    In kurzen Videos will der Verein über die Arbeit der Landwirte informieren

    Wie kommt der Apfel vom Bodensee in den Supermarkt? Wie viele Arbeiter müssen beim Pflücken mithelfen? Wie wird das Obst sortiert? Zunehmend machen Landwirte die Erfahrung, dass Kunden das nicht mehr wissen. „Die Verbraucher sind ziemlich weit weg von den Landwirten“, sagt die Geschäftsführerin. Deshalb gründete sich auf Initiative des Bayerischen Bauernverbandes der Verein. „Wir wollen die Verbraucher ansprechen und auch auf ihre Bedürfnisse eingehen“, sagt Haas. Auf der Homepage des Vereins wird gezeigt, was Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei herstellen – in kurzen Filmen wie der von Obstbauer Nüberlin vom Bodensee. In Porträts wird die Arbeit der Landwirte gezeigt, erklärt, wann welche Feldfrüchte geerntet werden oder welche Siegel was bedeuten. „Wir wollen nicht nur mit Technik, sondern mit sympathischen Landwirten überzeugen“, sagt Haas. In Zukunft sollen kurze Videos bei Facebook über spezielle Themen informieren. Dort stellt sich der Verein den Verbraucherfragen direkt. Auf der einen Seite bietet das den Landwirten die Chance, mit den Kunden in Kontakt zu treten. Dabei werden sie aber auch mit Kritik konfrontiert, welche sie ganz sachlich beantworten.

    Bei ihrem Vortrag auf der Fachmesse RegioAgrar sprach Haas die Landwirte direkt an: „Ihr seid die besten Botschafter für euren Beruf.“ Viele seien zwar schon aktiv geworden und würden Feldführungen anbieten, es gebe aber noch mehr Möglichkeiten, sich besser zu präsentieren. „Ich möchte auch das Bewusstsein der Landwirte mit solchen Vorträgen für das Thema schärfen“, sagt Haas.

    So sehen es auch die Mitglieder der Bayerischen Jungbauernschaft wie Jennifer Schneider oder Peter Jutz. Sie sind mit einem Stand auf der Fachmesse vertreten. „Wir müssen offen sein und den Dialog mit den Verbrauchern suchen“, meint Schneider. Sie hat einen Hof für Bullen- und Schweinezucht bei Harburg im Landkreis Donau-Ries. „Man könnte den Kindern schon früh erklären, wo beispielsweise die Milch herkommt“, sagt sie. Viele wissen nicht, dass eine Kuh erst kalben muss, bevor sie Milch gibt. Dabei müssten auch die Eltern aktiv werden und Kindern beim Einkauf erklären, woher die Produkte kommen.

    „Wir müssen einfach unsere alltägliche Arbeit vorstellen“, sagt Peter Jutz, der einen Hof mit Milchkühen bei Ottobeuren im Unterallgäu hat. Viele Verbraucher haben keine Vorstellung davon, wie oft er am Tag in den Stall schaut. „Selbst mein Nachbar wusste das bis vor kurzem nicht“, sagt Jutz. Und dieser sehe ihn immerhin fast jeden Tag.

    Immer mehr Bauernhöfe verschwinden aus dem Ortsbild

    Woran das liegt, dass immer weniger Menschen über die Arbeit der Landwirte Bescheid wissen, können sich beide auch erklären. Die Höfe verschwinden aus den Ortschaften, allgemein nimmt die Zahl der Betriebe immer weiter ab – in manchen Dörfern gibt es nur noch zwei. „Eine ganze Generation verliert den Bezug zur Landwirtschaft“, sagt Schneider.

    Die Bayerische Jungbauernschaft unterstützt die Arbeit des Vereins Unsere Bayerischen Bauern. „Wir holen Verbraucher auf den Hof zu Feldführungen oder mal eine ganze Kindergartengruppe“, erklärt Schneider. Ein „Patentrezept“ gebe es aber nicht. Sie glaubt aber, dass sich die Landwirte auf Kreisebene absprechen müssten. „Es darf nicht zu viel gemacht werden, sonst besteht die Gefahr, dass einzelne Aktionen von Landwirten in der Masse untergehen“, meint Schneider.

    Die Fachmesse in Augsburg ist noch am heutigen Donnerstag von 13 bis 22 Uhr geöffnet.

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