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Stellenabbau: Wie der Wandel in der Lichtbranche Osram zusetzt

Stellenabbau

Wie der Wandel in der Lichtbranche Osram zusetzt

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    Die Nachtaufnahme zeigt die Zentrale der Firma Osram in München.
    Die Nachtaufnahme zeigt die Zentrale der Firma Osram in München. Foto: Rene Ruprecht (dpa)

    Auf ein Projekt ist man bei Osram stolz. Gleichzeitig spiegelt sich darin die Tragik wider, vor der das Unternehmen steht. Derzeit rüstet Osram die Sixtinische Kapelle des Vatikans in Rom mit einer neuen, LED-basierten Beleuchtung aus. Auch in der Telefonkonferenz, in der Osram-Chef Wolfgang Dehen die neuen bitteren Einschnitte erklären musste, wies er begeistert darauf hin. Bald soll die Kapelle mit dem berühmten Deckengemälde des Künstlers Michelangelo in neues Licht getaucht werden, auf dem Gott Adam zum Leben erweckt.

    LEDs. Das ist das Zauberwort, das in der Lichtbranche Zukunft verheißt. Gleichzeitig ist es die Technik, wegen der in Augsburg und an anderen Standorten hunderte Osram-Beschäftigte um ihre Stellen bangen müssen.

    Jürgen Waldorf ist Geschäftsführer der Brancheninitiative „licht.de“ des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie. Er kennt die Umbrüche. „Wir erleben in der Lichttechnik einen rasanten Technologiewandel, der alle Hersteller erfasst“, sagt er.

    Die Glühlampe ist fast ganz verdrängt worden

    Seit Jahren bemühen sich die Hersteller, Leuchtmittel herzustellen, die weniger Strom verbrauchen als die Glühbirne. In den 60er Jahren zogen Leuchtstoffröhren in viele Büros ein, in den 80er Jahren kamen die ersten Energiesparlampen auf den Markt. Daneben sind Halogenlampen als effiziente Alternative entwickelt worden. Bei Osram werden sie in Eichstätt gefertigt. In den letzten Jahren trieben Hersteller die Entwicklung von LED-Lampen voran.

    Hier geht es um Leuchtdioden, die anfangs oft bläulich glimmten, heute aber in hellen Autoscheinwerfern ebenso Verwendung finden wie in Gebäuden. Es gibt LEDs, die Wohnungen in „warmweißes“ Licht tauchen. Oder es gibt LEDs, die in Büros das Tageslicht imitieren.

    Neue, sparsame Lichtquellen haben die klassische Glühlampe fast verdrängt. „EU-Verordnungen haben den Wandel beschleunigt“, sagt Lichtexperte Waldorf. Das „Glühlampenverbot“ der EU treibt vielen Verbrauchern noch immer die Zornesröte ins Gesicht.

    Die LEDs verdrängen alles - ein Problem für Augsburg

    Was hat dies alles mit Osram zu tun? Viele Werke des Lichtspezialisten haben von der Umstellung auf Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen profitiert oder diese zumindest gut verkraftet. Im Augsburger Werk werden noch immer große Zahlen an Leuchtstoffröhren hergestellt. Sie tragen die Namen „T5“ und „T8“. Daneben produzieren die Mitarbeiter Energiesparlampen, wie man sie im Baumarkt kaufen kann. Es gibt zudem eine Glasröhrenfertigung und ein Maschinenbau-Werk.

    Doch das Problem ist, dass Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen von der LED-Technik verdrängt werden. Die Stückzahlen steigen nicht mehr. Sie sinken. Licht-Fachmann Waldorf geht davon aus, dass sich die LED-Technik bald flächendeckend durchsetzen wird. „In fünf bis sechs Jahren werden wir in weiten Teilen nichts anderes mehr sehen“, sagt er. Ein Indiz war für ihn die Messe „Light and Building“ im April. Dort seien Neuheiten zum überwiegenden Teil mit LED-Technik präsentiert worden. Gleichzeitig litt der Ruf der Energiesparlampe wegen des enthaltenen Quecksilbers – und wegen der Zeit, die verging, bis die Birne richtig leuchtete.

    Weg von Glühbirne, Leuchtstoffröhre und Energiesparlampe, hin zur LED-Technik – was man bei Licht erlebt, ist ein Systemwechsel.

    Aus den Plänen für ein Technologiezentrum in der Region ist nichts geworden

    Und neue Lichtformen drängen bereits auf den Markt. „OLED“ heißt die Technologie, bei der Oberflächen zu leuchten beginnen. Strom fließt hier durch ultrafeine, organische Schichten. „Dies ist eine ernst zu nehmende Zukunftstechnik, in der wir bereits heute erste Anwendungen sehen können“, sagt Lichtexperte Waldorf. Die Chancen im Autobau oder in der Wohnraumgestaltung sind riesig.

    Nur hat der Standort Augsburg bisher nicht von den neuen Entwicklungen profitiert: Die Hoffnung, in der Region ein Technologiezentrum aufzubauen oder eine Fertigung von Leuchtröhren, die mit LEDs bestückt sind, hat sich nicht erfüllt – trotz vieler Gespräche und des Einsatzes der Arbeitnehmervertreter und der Politik.

    In der Telefonkonferenz blickte Osram-Chef Wolfgang Dehen in die Zukunft. Osram sei „an der Spitze der technologischen Entwicklung“, betonte er. Osram baue zum Beispiel moderne Laser-Lichter für die Scheinwerfer von BMWs und Audis.

    Gleichzeitig rechnet Dehen damit, dass das Geschäft mit traditionellen Leuchtmitteln weiter schrumpft. Mit allen Konsequenzen: „Wir werden auch über das aktuelle Programm hinaus Anpassungen vornehmen“, sagte er. Mit anderen Worten: Diese Sparrunde ist nicht die letzte.

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