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Kommunikation: WhatsApp knackt die Milliarden-Marke

Kommunikation

WhatsApp knackt die Milliarden-Marke

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    Der Kommunikationsdienst WhatsApp hat mittlerweile eine Milliarde Nutzer. Warum Datenschützer das Unternehmen kritisieren.
    Der Kommunikationsdienst WhatsApp hat mittlerweile eine Milliarde Nutzer. Warum Datenschützer das Unternehmen kritisieren. Foto: Britta Pedersen/Archiv, dpa

    Der Kurznachrichtendienst WhatsApp hat die Marke von einer Milliarde Nutzern geknackt. Dies teilte Mitbegründer und Chef Jan Koum am Dienstag auf dem sozialen Netzwerk Facebook mit. WhatsApp ist mit seinen beliebten Emojis, also den kleinen Gesichtern mit allerlei Gefühlsregungen, zu einem der beliebtesten Kommunikationsmittel des 21. Jahrhunderts geworden. So werden täglich über 42 Milliarden WhatsApp-Nachrichten in 53 Sprachen, 1,6 Milliarden Bilder und 250 Millionen Videos verschickt.

    Dabei gilt das Unternehmen mit Firmensitz in einem unauffälligen Bürogebäude im amerikanischen Silicon Valley bei Datenschützern als intransparent und schwer kontrollierbar. 2014 wurde WhatsApp von Facebook für gut 22 Milliarden Dollar übernommen. Zu dieser Zeit hatte der kostenlose Messengerdienst noch rund 450 Millionen Nutzer. Heute sind es mehr als doppelt so viele. Facebook sicherte damals zu, dass WhatsApp auch unter dem neuen Konzerndach weitgehend eigenständig agieren kann und die Nutzerdaten getrennt bleiben. Es bleiben aber Zweifel, ob das auch wirklich der Fall ist.

    „Was WhatsApp mit seinen Daten macht, ist die entscheidende Frage. Das lässt sich von Deutschland aus schwer überprüfen, da wir in der USA keine exekutiven Befugnisse haben“, sagt Kristin Henkel vom bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht. Grundsätzlich müsse sich WhatsApp in Deutschland an die deutschen Datenschutzrechte halten. Allerdings könne man dies kaum kontrollieren und habe keine Vollzugsmöglichkeiten. Man könne daher nur mutmaßen, wie WhatsApp mit den Daten seiner Nutzer umgehe, sagt Henkel.

    Datenschutz: WhatsApp-Nachrichten können von Geheimdiensten abgefangen werden

    Das Technikportal chip.de bemängelt an WhatsApp die unzureichende Verschlüsselungstechnologie zwischen Smartphone und Server. „WhatsApp als gänzlich sicher zu bezeichnen, wäre falsch“, heißt es im Internetportal. Entgegen vieler Gerüchte würden Nachrichten den Entwicklern zufolge zwar nicht auf den WhatsApp-Servern gespeichert, sondern lediglich lokal auf den Smartphones der Nutzer abgelegt. Dass Organisationen und Geheimdienste nicht schon längst Nachrichten abseits der Öffentlichkeit abfangen und mitlesen, sei laut chip.de dennoch keineswegs ausgeschlossen.

    Florian Glatzner vom Verbraucherzentrale Bundesverband rät Nutzern beim Kommunizieren zu mehr Vor- und Weitsicht. Es herrsche auf diesem Gebiet viel Unwissen. Oft sei absolut unklar, wozu Daten von einem Anbieter verwendet werden. „Wenn ich sicher kommunizieren will, muss eine wirksame Verschlüsselung wie bei E-Mails gegeben sein“, sagt Glatzner. Er ist der Meinung, dass die Leute die Kontrolle über ihre persönlichen Informationen verlieren. „Beim Thema Datenerfassung geht es um tiefergehende Prinzipien mit gesellschaftlichen Folgen. Die personalisierte Werbung am Bildschirm ist da erst der Anfang.“ Glatzner rät Verbrauchern daher, zu überdenken, ob es notwendig sei, bei jedem Trend mitzumachen. „Man könnte sich auch überlegen, ob man nicht einen datenschutzfreundlicheren Messenger als WhatsApp benutzen sollte.“

    SMS sind verschlüsselter WhatsApp-Nachrichten

    So gebe es genügend Alternativen wie beispielsweise Threema. Der 2012 in der Schweiz gestartete Dienst hebt besonders die Verschlüsselung hervor, mit der niemand außer den Gesprächspartnern Zugriff auf Inhalte haben könne. Besonders sicher sei auch die etwas in Vergessenheit geratene SMS. Die klassische Kurznachricht gilt als Vorläufer der Messengerdienste und erfreute sich bis in das neue Jahrtausend hinein großer Beliebtheit.

    „Ich würde die SMS nicht abschreiben“, sagt Kristin Henkel. Gerade in Sachen Kosten hatte früher die zahlungspflichtige Kurznachricht im Vergleich zu den kostenlosen Messengerdiensten einen erheblichen Nachteil. „Sie ist im Rahmen der Flatrates aber viel günstiger geworden“, stellt Henkel fest. Die SMS ist auch in der Geschäftswelt fest verankert. So nutzen Banken den Kurznachrichtendienst zum Versenden von TAN-Nummern beim Onlinebanking. Paketdienstleister informieren über Zustelldaten, Autowerkstätten über den Abschluss einer Reparatur oder Fluglinien über die neuesten Informationen zum Abflug.

    Das Ende der SMS ist nach Einschätzung von Bernhard Rohleder vom deutschen Digitalverband Bitkom deshalb noch lange nicht erreicht. Zwar haben die Messenger-Dienste den Markt für die Kurznachricht grundlegend verändert, doch sie werden die SMS nicht vollends verdrängen, meint Rohleder. Und die Textnachricht hat gegenüber WhatsApp & Co. einen großen Vorteil: Sie ist sicherer. mit dpa

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