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Weltbild: Weltbild-Logistik: 150 Stellen wackeln

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Weltbild-Logistik: 150 Stellen wackeln

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    Im Logistik-Bereich der früheren Augsburger Verlagsgruppe Weltbild drängt die neue Geschäftsführung auf eine schnelle Sanierung, um das Geschäft wieder auszulasten und wettbewerbsfähig zu machen. Das moderne Logistikzentrum mit Sitz im Augsburger Stadtteil Lechhausen ist nach der Weltbild-Insolvenz und dem Einstieg eines Investors heute unter dem Dach des Logistikspezialisten „Also“ am Markt tätig. Da sich der Betriebsrat und das Unternehmen nicht auf einen Stellenabbau und eine Umstrukturierung einigen konnten, hat das Arbeitsgericht inzwischen die Einrichtung einer Einigungsstelle beschlossen. Diese tritt am kommenden Dienstag, 14. Juli, zum ersten Mal zusammen.

    Das Unternehmen Weltbild

    Zahlen und Fakten zur Augsburger Weltbild-Gruppe:

    Weltbild beschäftigte einst insgesamt rund 6800 Mitarbeiter, davon 2200 am Standort Augsburg.

    Weltbild gehörte den zwölf katholischen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin.

    Weltbild startete 1948 als Winfried-Werk in Augsburg. Der Verlag gab katholische Zeitschriften heraus. Als zusätzlichen Service gab es einen Bücherdienst.

    In den 1980er Jahren blühte das Unternehmen auf, es kaufte Verlage und Zeitschriften dazu. 1994 eröffnete man die ersten Filialen.

    Seit 1997 gibt es den Onlinehandel. Während das Buchgeschäft floriert, kränkelte das Zeitschriftengeschäft. 2008 stieß Weltbild den kompletten Bereich ab.

    Unter dem Dach der Holding DBH waren die Buchhandlungen Hugendubel, Weltbild und Jokers gebündelt. Zum Konzern gehörten auch die Vertriebsmarken Weltbild, Jokers, Kidoh und buecher.de.

    2012 verkündete die Verlagsgruppe 1,59 Milliarden Euro Umsatz.

    In den vergangenen Jahren geriet das Unternehmen unter Druck - die Konkurrenz von Amazon und anderen machte Weltbild zu schaffen.

    Im Januar 2014 meldete Weltbild Insolvenz an.

    In den folgenden Monaten bekamen hunderte Beschäftigte die Kündigung ausgesprochen.

    Im Mai kündigte Investor Paragon an, Weltbild zu übernehmen.

    Wenig später stieg Paragon wieder aus. Anfang August übernahm dann die Beratungs- und Investmentgruppe Droege die Mehrheit an Weltbild.

    Der Online-Medienhändler bücher.de gehört ab August 2014 vollständig zur Weltbild-Gruppe.

    September 2014: Nach der Mehrheitsübernahme durch den Düsseldorfer Investor Droege gibt es eine neue Geschäftsführung: Gerd Robertz, Patrick Hofmann und Sikko Böhm.

    Nach nur sieben Wochen tritt Gerd Robertz ab und widmet sich wieder nur dem Onlinegeschäft bücher.de.

    Im November kündigt die Geschäftsführung von Weltbild an, in der Verwaltung rund 200 Arbeitsplätze zu streichen.

    2015: Weltbild verkauft 67 Filialen an die kleine Kette "Lesenswert".

    Juli 2015: Rund ein halbes Jahr nach der Übernahme der 67 Filialen ist der Käufer pleite.

    Juli 2015: Knapp ein Jahr nach der Übernahme des Weltbild-Konzerns durch den Düsseldorfer Investor Droege muss der Logistikbereich von Weltbild erneut Insolvenz anmelden.

    Der bei der Einigungsstelle beantragte Abbau belaufe sich auf rund 150 Arbeitsplätze, heißt es von Unternehmensseite. Derzeit sind im Logistikzentrum rund 450 Menschen beschäftigt. Damit würde jede dritte Stelle wegfallen. Bereits bei Betriebsübergang sei der Abbau von über 100 Stellen beschlossen gewesen. Dies habe man aber aufgrund einer „Blockadehaltung“ des Betriebsrats und der Gewerkschaft Verdi nicht umsetzen können, argumentiert das Unternehmen.

    Verdi und der Betriebsrat kritisieren Einigungsstelle

    Der Stellenabbau sei nötig, um die Also-Logistik in Augsburg wieder wettbewerbsfähig zu machen, meint die Geschäftsführung. Nur dann könne es gelingen, Aufträge nicht nur von Weltbild, sondern auch stärker als bisher von dritten Firmen an Land zu ziehen. Derzeit ist die Logistik laut Unternehmensangaben nur zu rund 50 Prozent ausgelastet. Pläne für ein größeres Drittgeschäft seien bereits in der Schublade, so das Unternehmen. Gelinge es, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, werde „Also“ einen Millionenbetrag in den

    Die Gewerkschaft Verdi und der Konzernbetriebsrat kritisieren, mit dem Instrument der Einigungsstelle versuche der Düsseldorfer Weltbild-Investor Walter Droege „Massenentlassungen zu erzwingen“, wie es auf einem Verdi-Blog heißt. Alle Versuche des Betriebsrats, gegenzusteuern, seien von der Also-Geschäftsführung unterlaufen worden. Verdi kritisiert, es gebe bislang „kein erkennbares Bemühen, Drittgeschäfte zu akquirieren“.

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