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Insolvenz: Über 50 Interessenten für Weltbild

Insolvenz

Über 50 Interessenten für Weltbild

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    Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hat gestern den Beschäftigten der Augsburger Verlagsgruppe Weltbild auf einer Betriebsversammlung Mut gemacht. Für das Unternehmen gebe es mittlerweile mehr als 50 Interessenten, sagte Geiwitz vor mehreren hundert Mitarbeitern, die am Nachmittag in einem Betriebsgebäude zusammengekommen waren.

    Dies bestätigten Teilnehmer im Anschluss. Dabei seien unter den Interessenten auch solche, die ein Interesse an einer Übernahme des Gesamtkonzerns hätten und nicht nur einzelner Teile. Die Verlagsgruppe Weltbild hatte am 10. Januar einen Insolvenzantrag gestellt.

    „Wir haben eine erfreulich hohe Anzahl an Interessenten“, sagte Insolvenzverwalter Geiwitz unserer Zeitung. „Wir führen auch erste Gespräche.“ Der Prozess der Suche nach Investoren könne jetzt beginnen. Mittlerweile sei ein sogenannter „Datenraum“ offen, der es potenziellen Investoren ermöglicht, Einblick in die Zahlen des Unternehmens zu nehmen.

    "Es gibt berechtigten Grund zu Hoffnung, eine sinnvolle Lösung hinzubekommen“, sagte Geiwitz. Aus Teilnehmerkreisen wird berichtet, dass Geiwitz Ende Februar konkrete Angebote von Investoren erwartet. Ziel sei es, bis Ende März einen Investor präsentieren zu können.

    Geiwitz: Weltbild-Mitarbeiter sollen bleiben

    Der Niedergang von Weltbild

    Mit Pornoliteratur fing vor knapp zweieinhalb Jahren der Niedergang des Weltbild-Verlages an.

    Dass ausgerechnet ein von der katholischen Kirche getragenes Medienunternehmen Geld mit Erotikangeboten oder Esoterikbüchern macht, sorgte für Schlagzeilen und stürzte die Augsburger Verlagsgruppe in die Krise.

    Seitdem hat sich Weltbild nicht mehr erholt. Der Insolvenzantrag ist der vorläufige traurige Höhepunkt der Entwicklung bei dem Konzern mit mehr als 6000 Beschäftigten und etwa eineinhalb Milliarden Euro Umsatz.

    Als im Oktober 2011 das Erotikangebot bei Weltbild bekannt wurde, trat zunächst der von der Kirche entsandte Aufsichtsratsvorsitzende zurück. Dann preschte der Kölner Kardinal Joachim Meisner vor und verlangte eine Trennung von Weltbild.

    Seitdem wurde breit darüber diskutiert, wie sich die Diözesen von Weltbild trennen können. Eine Stiftung war im Gespräch, eine Lösung gab es nicht. Die Beschäftigten appellierten dabei immer wieder an die soziale Verantwortung der Bischöfe.

    Doch nicht nur der Wirbel um Buchtitel wie "Zur Sünde verführt" oder "Das neue Kamasutra" setzte dem Unternehmen zu. Im Wettbewerb mit Online-Gigant Amazon hatten es die Augsburger zunehmend schwer mit ihrem eher klassischen Katalog-Versandhandel.

    Seinen stationären Buchhandel hatte Weltbild im Jahr 2007 mit der Familie Hugendubel zusammengelegt. Das damals gegründete Gemeinschaftsunternehmen betreibt seitdem die Filialen unter etlichen Markennamen wie "Hugendubel", "Weltbild plus", "Jokers" sowie die Karstadt-Buchabteilungen.

    Dass die angeschlagene Verlagsgruppe zuletzt ihre zweiköpfige Geschäftsführung extra um den Sanierungsexperten Josef Schultheis erweiterte, konnte Weltbild nicht mehr retten. Er sollte den Umbau des Hauses in Richtung digitalem Handel beschleunigen.

    Möglicherweise kam dieser Schritt zu spät: Obwohl Weltbild im Weihnachtsgeschäft sogar etwas über dem Plan lag, musste das Unternehmen im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres (30. Juni) Einbußen bei Umsatz und Ergebnis verbuchen.

    "Das auch für die nächsten drei Jahre erwartete geringere Umsatzniveau verdoppelt den Finanzierungsbedarf bis zur Sanierung", begründete das Unternehmen den Insolvenzantrag.

    Die Gewerkschaft Verdi warf der Kirche umgehend vor, sich aus der Verantwortung zu stehlen.

    Erst im Oktober wurde bekannt, dass Weltbild in Augsburg ihren Kundendienst auslagern will - 140 Mitarbeiter sind davon betroffen. Doch weitere konkrete Zahlen und detaillierte Planungen zur Sanierung waren seit jeher von Weltbild kaum zu erfahren. Denn was Transparenz anging, operierte das Unternehmen ähnlich verschwiegen wie der große Konkurrent Amazon.

    Den derzeitigen Fortgang des Verfahrens sehe Geiwitz positiv. Die Lieferanten lieferten wieder, die Betriebsfortführung sei gesichert und das Insolvenzgeld vorfinanziert.

    An die Mitarbeiter appellierte Geiwitz bei der Betriebsversammlung, an Bord zu bleiben und nicht zu anderen Unternehmen abzuwandern. Bei Insolvenzen träten erfahrungsgemäß rasch Headhunter auf den Plan, die versuchen, Mitarbeiter teils für kleines Geld aus dem Unternehmen herauszukaufen, erklärte dazu der Sprecher von Geiwitz. E

    in Verlust von Leistungsträgern in größerer Zahl könnte aber für den weiteren Betrieb problematisch werden. Bei der Gewerkschaft Verdi war für eine Stellungnahme bis zum frühen Abend niemand erreichbar.

    2200 Mitarbeiter in Augsburg bangen um ihre Jobs

    Das Unternehmen Weltbild

    Zahlen und Fakten zur Augsburger Weltbild-Gruppe:

    Weltbild beschäftigte einst insgesamt rund 6800 Mitarbeiter, davon 2200 am Standort Augsburg.

    Weltbild gehörte den zwölf katholischen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin.

    Weltbild startete 1948 als Winfried-Werk in Augsburg. Der Verlag gab katholische Zeitschriften heraus. Als zusätzlichen Service gab es einen Bücherdienst.

    In den 1980er Jahren blühte das Unternehmen auf, es kaufte Verlage und Zeitschriften dazu. 1994 eröffnete man die ersten Filialen.

    Seit 1997 gibt es den Onlinehandel. Während das Buchgeschäft floriert, kränkelte das Zeitschriftengeschäft. 2008 stieß Weltbild den kompletten Bereich ab.

    Unter dem Dach der Holding DBH waren die Buchhandlungen Hugendubel, Weltbild und Jokers gebündelt. Zum Konzern gehörten auch die Vertriebsmarken Weltbild, Jokers, Kidoh und buecher.de.

    2012 verkündete die Verlagsgruppe 1,59 Milliarden Euro Umsatz.

    In den vergangenen Jahren geriet das Unternehmen unter Druck - die Konkurrenz von Amazon und anderen machte Weltbild zu schaffen.

    Im Januar 2014 meldete Weltbild Insolvenz an.

    In den folgenden Monaten bekamen hunderte Beschäftigte die Kündigung ausgesprochen.

    Im Mai kündigte Investor Paragon an, Weltbild zu übernehmen.

    Wenig später stieg Paragon wieder aus. Anfang August übernahm dann die Beratungs- und Investmentgruppe Droege die Mehrheit an Weltbild.

    Der Online-Medienhändler bücher.de gehört ab August 2014 vollständig zur Weltbild-Gruppe.

    September 2014: Nach der Mehrheitsübernahme durch den Düsseldorfer Investor Droege gibt es eine neue Geschäftsführung: Gerd Robertz, Patrick Hofmann und Sikko Böhm.

    Nach nur sieben Wochen tritt Gerd Robertz ab und widmet sich wieder nur dem Onlinegeschäft bücher.de.

    Im November kündigt die Geschäftsführung von Weltbild an, in der Verwaltung rund 200 Arbeitsplätze zu streichen.

    2015: Weltbild verkauft 67 Filialen an die kleine Kette "Lesenswert".

    Juli 2015: Rund ein halbes Jahr nach der Übernahme der 67 Filialen ist der Käufer pleite.

    Juli 2015: Knapp ein Jahr nach der Übernahme des Weltbild-Konzerns durch den Düsseldorfer Investor Droege muss der Logistikbereich von Weltbild erneut Insolvenz anmelden.

    Die katholische Verlagsgruppe Weltbild hatte am 10. Januar Insolvenzantrag gestellt. Beim Weltbild-Verlag in Augsburg, der unter anderem einen Onlinehandel betreibt, bangen seither rund 2200 Mitarbeiter um ihre Jobs. Der Buchhändler Hugendubel betreibt außerdem gemeinsam mit der insolventen Weltbild-Mutter unter dem Dach der Finanzholding DBH mehr als 300 Filialen mit zusammen etwa 3100 Beschäftigten. Die DBH selbst ist bislang nicht zahlungsunfähig.

    Die deutschen Diözesanbischöfe hatten sich Ende Januar darauf verständigt, die kirchliche Verlagsgruppe nach dem Insolvenzantrag mit bis zu 65 Millionen Euro zu unterstützen. Die Diözesen München und Augsburg haben ihren Beitrag bereits konkretisiert: München will 20 Millionen Euro an die Weltbild-Tochter DBH überweisen, Augsburg hatte Weltbild einen Kredit von 15 Millionen Euro zugesagt. mit dpa

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