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Benzinpreise: Tankstellen-Sprecher: Autofahrer unterschätzen ihren Einfluss

Benzinpreise

Tankstellen-Sprecher: Autofahrer unterschätzen ihren Einfluss

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    Frust an der Tankstelle: Der Benzinpreis erreicht momentan einen neuen  Höchststand nach dem anderen.
    Frust an der Tankstelle: Der Benzinpreis erreicht momentan einen neuen Höchststand nach dem anderen. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Ein Rekordhoch bei den Benzinpreisen jagt zurzeit das nächste. Tendenz weiter steigend. Autofahrer müssen teilweise mehr als 1,65 Euro für Normalbenzin, 1,73 Euro für Superplus und auch 1,50 für Diesel an den Zapfsäulen bezahlen. Sich als Verbraucher dagegen zur Wehr setzen? Schwierig. "Dabei haben Autofahrer weitaus mehr Macht, als sie glauben", behauptet Carsten Pohl, Chef des Mineralölkonzerns Tamoil in Deutschland im Gespräch mit dem Nachrichten-Portal Bild.de. Als Autofahrer tanke man dort, wo es günstig ist. Welche Marke an der Tankstelle steht, spiele für viele Kunden keine Rolle. "Wer den Preis runterschraubt, dem ist der Absatz sicher", sagt der Tamoil-Geschäftsführer. "Autofahrer könnten dieses Prinzip viel mehr ausnutzen, um die Preis-Entwicklung zu beeinflussen." Er muss es wissen: Tamoil betreibt hierzulande rund 350 Tankstellen.

    "Betreibern von Tankstellen selbst bleiben nur wenige Cent"

    Als Gründe für die massiv steigenden Spritpreise führt auch Pohl die üblichen an: wachsende Preise beim Rohöl; die Turbulenzen im und um den Öl-Staat Iran; Spekulanten, die die Preise in immer neue Höhen treiben; und der hohe Eurokurs, der die Einkaufspreise nach oben zieht. Dass sich dabei die Tankstellenbetreiber eine goldene Nase verdienen, verneint der Manager. "Wer sicher derzeit ein Lächeln auf den Lippen hat, sind der Fiskus und die Ölproduzenten", sagt Pohl bei Bild.de.  Den Betreibern der Tankstellen blieben am Ende nur "wenige Cent, mehr nicht", nachdem Steuern, diverse Abgaben und Kosten für den Betrieb abgezogen sind. "Dann muss man auch noch laufende Kosten wie etwa für das Personal wegrechnen."

    Eine Prognose, wie weit der Kraftstoffpreis noch steigen wird, will Pohl nicht abgeben: "Das wird derzeit vermutlich niemand ernsthaft tun."

    Auto von Tankboykott-Initiator zerkratzt - Aktion abgesagt

    Als offenbar auch nicht richtig ernsthaft hat sich der Aufruf zum Tankboykott für den 1. März beim Sozialen Online-Netzwerk Facebook erwiesen. Ursprünglich hatte der Gründer der Gruppe "Am 01.03.12 in ganz Deutschland nicht Tanken!!!!!!", Andy Adam, 1,3 Millionen Facebook-Nutzer mobilsieren können. Inzwischen hat er die Veranstaltung jedoch abgesagt. "Es ist schlimm, dass man Konsequenzen zu fürchten hat, wenn man seine Meinung sagt", zitiert die Rheinzeitung den Initiator aus Quedlinburg (Sachsen-Anhalt).  Der Termin hatte sich zunächst in Windeseile verbreitet und viel Zuspruch erfahren. Dann aber zerkratzten Unbekannte Adams Auto. Er bekam es mit der Angst zu tun: "Ich sehe es als Vorstufe zu einem Angriff auf mich selbst, welchen ich vermeiden will", schrieb er auf seiner Pinnwand bei Facebook - und blies den Boykott daraufhin ab.

    Boykott würde nur einzelnen Tankstellenbetreibern schaden, nicht den eigentlichen Preistreibern

    Ob eine solche Aktion tatsächlich den gewünschten Effekt für den Verbraucher - nämlich der regelrechten Explosion der Spritpreise Einhalt zu gebieten - gehabt hätte, ist ohnehin fraglich. Glaubt man Tamoil-Chef Carsten Pohl, litten unter solch einem Boykott nur die einzelnen Tankstellenbetreiber, nicht aber die großen Mineralölkonzerne oder Öllieferanten, die die hohen Preise zu verantworten hätten.

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