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Öko-Test: Superfood: Viele Produkte fallen im Test durch

Öko-Test

Superfood: Viele Produkte fallen im Test durch

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    Superfood: Gojibeeren, Chiasamen und Co.
    Superfood: Gojibeeren, Chiasamen und Co. Foto: Baibaz, Fotolia

    Superfood ist in vielen Supermärkten allgegenwärtig. Wer im Supermarkt das Bio-Regal durchstöbert oder regelmäßig im Reformhaus einkauft, der kommt nicht mehr an Chiasamen, Gojibeeren oder auch Weizengras vorbei. Die exotischen Lebensmittel, die zum Beispiel unter Salate, Müslis oder Joghurts gemischt werden, sind reich an Nährstoffen und werden gern als Superfood, also als Super-Essen, bezeichnet. Sie gelten als natürliche Gesundmacher und sollen unter anderem fit und schlank machen, das Immunsystem stärken und die Laune heben.

    Chiasamen und Co.: Experten relativieren die positive Wirkung

    Ernährungsexperten sehen die Lebensmittel jedoch mit Skepsis. „Auch wenn die Beeren und Samen reich an Nährstoffen sind, besitzen sie keine Superkräfte“, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Superfood könne zwar den Speiseplan bereichern und einen Beitrag zu guter Ernährung leisten – die „Super-Ergebnisse“, von denen mancher Hersteller spricht, seien aber nicht zu belegen. Die Nährwertanalysen, die es bisher gibt, seien in erster Linie kommerziell und von wirtschaftlichen Interessen geleitet, erläutert Sabine Hülsmann von der Verbraucherzentrale Bayern. Die Wirkung von Chiasamen, Gojibeeren und Co., da sind sich beide Expertinnen einig, sei in jedem Fall nicht so außergewöhnlich gesundheitsfördernd, wie es die Hersteller suggerieren.

    Superfood: Mehr als zwei Drittel der Lebensmittel fallen im Test durch

    Glaubt man einer aktuellen Studie des Magazins Öko-Test, dann ist sogar eher das Gegenteil der Fall. Die Tester haben 22 Produkte untersucht, darunter vor allem Chiasamen, Gojibeeren und Hanfsamen. Das Ergebnis: Mehr als zwei Drittel der Lebensmittel fallen im Test durch. Sie enthalten Rückstände von Mineralöl, Blei, Cadmium oder auch Unkrautvernichtern. Nur zwei Produkte wurden Öko-Test zufolge mit „sehr gut“ beziehungsweise „gut“ bewertet: die Gojibeeren der Marke Morgenland und das Premium Bio-Kokosöl von Dr. Georg.

    Zwei Bio-Superfood-Produkte – die Chiasamen des Bio-Supermarkts Basic und das Rohkakaopulver von Feinstoff – sind sogar nicht verkehrsfähig und wurden im Anschluss an die Untersuchung aus dem Verkauf genommen. In dem Kakaopulver fanden die Experten von Öko-Test unter anderem Mückenschutzmittel, in den Chiasamen waren die Werte von Mineralöl und verschiedenen Pestiziden zu hoch. Mineralölwasserstoffe entdeckten die Tester in insgesamt 17 Produkten, in acht Superfood-Produkten sogar aromatische Mineralöle, unter denen sich den Experten zufolge krebserregende Verbindungen befinden können. Im Fall des Smart Food Spirulina Pulvers von Raw Boost würden bereits zehn Gramm des Algenpulvers ein Viertel der Menge an Mineralöl liefern, die Menschen nach einer Schätzung der Europäischen Lebensmittelbehörde pro Tag zu sich nehmen dürfen. „Superfood ist Supermist“, fasst Jürgen Stellpflug die Ergebnisse zusammen. Der Chefredakteur von Öko-Test hält die angeblichen Super-Lebensmittel für „Unsinn und Geschäftemacherei“.

    Ernährungsexpertin spricht von Marketing-Trick

    Auch Ernährungsexpertin Antje Gahl spricht von einem Marketing-Trick. „Der Mensch ist immer auf der Suche nach etwas Neuem“, erläutert sie. Die exotischen Namen sowie die Legenden, die sich zum Beispiel um die Chiasamen („die Heilsamen der Maya") oder die Acaibeere („die Powerfrucht aus Südamerika“) ranken, würden die Neugier der Konsumenten eher wecken als Leinsamen oder Rotkohl.

    Dabei gibt es nach Meinung von Verbraucherschützerin Hülsmann auch heimische Lebensmittel, die ähnlich gesund sind: So habe nicht nur die Acaibeere einen hohen Anthocyangehalt, auch Brombeeren oder rote Trauben enthalten den sekundären Pflanzenstoff, der unter anderem Hautalterung entgegenwirken soll. Auch zu den Chiasamen gebe es eine Alternative: Leinsamen seien ebenfalls reich an Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffen. Besonders viele sekundäre Pflanzenstoffe fänden sich außerdem in allen Zwiebelgewächsen, Kohlarten, Rettichen oder auch Nüssen.

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