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Lufthansa: Streik heute und morgen: Hunderte Flüge in München gestrichen

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Streik heute und morgen: Hunderte Flüge in München gestrichen

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    Eine Anzeigetafel mit abgesagten Flügen am Flughafen in München. Der Piloten-Streik bei der Lufthansa geht weiter.
    Eine Anzeigetafel mit abgesagten Flügen am Flughafen in München. Der Piloten-Streik bei der Lufthansa geht weiter. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Die Piloten von der Vereinigung Cockpit (VC) haben ihre aktuell zwölfte Streikwelle verlängert - nun streiken sie nicht nur am heutigen Freitag, sondern auch morgen am Samstag. Dann soll wieder auf der Langstrecke und im Frachtbereich, wie die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Donnerstagabend mitteilte, gestreikt werden. Erneut dürften - am vierten Streiktag in Folge - Hunderte Flüge ausfallen.

    Lufthansa: Rund 94.000 Passagiere sind vom Streik betroffen

    Insgesamt strich die größte deutsche Airline für Freitag 790 Kurz- und Mittelstreckenflüge. Rund 94 000 Passagiere sind betroffen. Nicht einmal die Hälfte des ursprünglichen Flugplans kann stattfinden. Auch der in Italien angekündigte Fluglotsenstreik trägt zu den Flugausfällen bei. 

    Am Freitag sollen die Langstreckenflüge der Lufthansa sowie die Angebote der anderen Airlines aus der Lufthansa Group wie beispielsweise Swiss, AUA und Germanwings nicht bestreikt werden. In der Gruppe fänden auch am Freitag drei Viertel der täglich rund 3000 Flüge statt, teilte der Konzern mit.

    Laut Lufthansa werden am Samstag etwa zwei Drittel der in Frage kommenden Flüge ausfallen. Die Lufthansa-Töchter Germanwings und Eurowings sind auch dann nicht betroffen.

    Lufthansa und Pilotengewerkschaft werden sich nicht einig

    Anlass für die mittlerweile zwölfte Streikwelle ist das erneute Scheitern der Tarifgespräche zwischen Lufthansa und der Gewerkschaft. Beide Seiten hielten sich mangelnden Lösungswillen vor. 

    "Es ist bedauerlich, dass der Lufthansa-Konzernvorstand weitere Arbeitskämpfe billigend in Kauf nimmt", sagte Ilona Ritter, Vorsitzende Tarifpolitik der Gewerkschaft. Die Vereinigung Cockpit sei jederzeit bereit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

    Diese Rechte haben Fluggäste bei einem Streik

    Wenn ein Flug wegen eines Streiks ausfällt, haben Passagiere bestimmte Rechte. So dürfen sie zum Beispiel kostenlos auf einen anderen Flug umbuchen.

    Reisende haben in den meisten Fällen auch die Möglichkeit, ihr Flugticket gegen einen Fahrschein für die Deutsche Bahn umzutauschen.

    Bei einem Piloten-Streik müssen sich die Airlines um die Passagiere am Flughafen kümmern. Den Reisenden stehen Essen und Getränke zu - oft bekommen sie dafür Gutscheine.

    Verschiebt sich der Flug auf den nächsten Tag, muss die Fluggesellschaft die Übernachtung in einem Hotel und auch die Fahrt dorthin bezahlen. Eine Pritsche im Terminal reicht in der Regel nicht aus

    Ab der fünften Verspätungsstunde hat der Fluggast zudem das Recht, sein Flugticket zurückzugeben und sich die Kosten erstatten zu lassen. Damit ist die Airline aber aus allen weiteren Pflichten entlassen.

    Normalerweise steht Reisenden eine Entschädigung zu, wenn sich ein Flug um mindestens drei Stunden verzögert oder er ganz ausfällt. Bei Streiks ist das aber nicht der Fall, da die nach Rechtssprechung als höhere Gewalt gelten.

    Lufthansa kritisierte, die Piloten hätten mit der vierten Streikankündigung in nur einer einzigen Woche den Tarifkonflikt über jedes Maß hinaus eskaliert. Sie entfernten sich auch immer mehr von einer Lösung, die ausschließlich am Verhandlungstisch gefunden werden müsse. "Und nur dort darf dieser Konflikt ausgetragen werden und nicht erneut auf dem Rücken unserer Passagiere", teilte das Unternehmen am Abend mit. Durch den mehrtägigen Streik seien bereits mehr als 180 000 Lufthansa-Kunden in Mitleidenschaft gezogen worden.

    Auch der Flughafenverband übte scharfe Kritik an den Piloten. "Luxusprobleme auf dem Rücken Hunderttausender Passagiere auszutragen, steht in keinem Verhältnis zum Streikrecht. Flughäfen benötigen dringend Schutz vor zügellosen Kleinstgewerkschaften", forderte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Ralph Beisel.

    München und Frankfurt leiden unter der Streikwelle

    Die Flughäfen leiden nach eigenen Angaben deutlich unter den Streiks. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt wären im vergangenen Jahr ohne die Streiks zwischen 500 000 und 600 000 Passagiere mehr gezählt worden, berichtete Flughafenchef Stefan Schulte. Der Betreibergesellschaft fehlten so über 10 Millionen Euro operativer Gewinn.

    Am Donnerstag waren von dem Streik auf der Langstrecke vor allem die beiden Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München betroffen. Von 153 Langstreckenflügen von und nach Deutschland wurden 84 abgesagt, rund 18 000 Passagiere wurden dabei in Mitleidenschaft gezogen. Zum Auftakt waren bereits Mittel- und Kurzstreckenflüge bestreikt worden.

    Lufthansa bemühte sich, die negativen Folgen für ihre Kunden zu begrenzen: "Die Information der Reisenden per SMS oder Mail gelingt sehr gut", sagte eine Sprecherin. 

    Der größte Streitpunkt betrifft die Übergangsversorgung bis zur Rente der rund 5400 Piloten, die nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt werden. Die Gewerkschaft sieht ihre Forderungen nicht erfüllt und verlangt, dass auch künftige Piloten in den Genuss von unternehmensfinanzierten Frührenten kommen. Auch eine Vielzahl weiterer Tarifthemen ist ungelöst - und es gibt einen heftigen Streit über den künftigen Kurs bei Europas größtem Luftfahrtkonzern. dpa

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