Eigentlich, nach außen hin, schien Fujitsu in Augsburg ein Musterbetrieb zu sein, in dem es exzellent läuft. Wo gelingt es schon noch, in Europa PCs und Notebooks zu produzieren? Der größte Teil dieser Werke ist längst in Richtung asiatischer Billiglohnländer abgewandert.
Zuletzt schien es gut zu laufen im Augsburger Werk
Das Augsburger Werk aber hielt sich international wettbewerbsfähig und setzte Zeichen mit effizienter Produktion und „grünen“, umweltfreundlichen PCs. Letztes Jahr im Juli feierte der Standort sein 25-jähriges Bestehen.
Sieben bis acht Millionen Euro habe man zuletzt investiert, hieß es da. Noch im August teilte Fujitsu mit, dass von Augsburg aus ein Werk in Brasilien gesteuert werden soll.
Stellenabbau: Noch laufen Verhandlungen
Gestern platzte in dieses Bild eine Hiobsbotschaft: Fujitsu schreibt tiefrote Zahlen und spart massiv. Rund 5000 Stellen sollen weltweit abgebaut werden, teilte der Konzern mit. Am Standort Augsburg stellt man sich jetzt auf Einschnitte ein: „Mit Sicherheit wird es unser Werk treffen“, sagte Betriebsratsvorsitzender Paul Riegg unserer Zeitung. Ob, wann und wie viele Stellen wegfallen, kann er aber noch nicht absehen: „Wir stecken jetzt mitten in Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite“, sagte er.
Interne Mail: FTS soll bis 2015 abbauen
Heribert Göggerle aus der Führungsspitze des Unternehmens zufolge sollen die Gespräche mit den Mitarbeitern am 1. April starten. „Daher können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen machen, inwieweit die geplanten Maßnahmen den Standort Augsburg betreffen“, sagte er.
In einer internen Mail an die Belegschaft soll allerdings bereits die Rede davon gewesen sein, dass das Tochterunternehmen Fujitsu Technology Solutions, kurz FTS, weltweit 1500 Stellen bis zum Jahr 2015 streichen will. Zu FTS gehört auch das Augsburger Werk.
Trotzdem keine Schließung des Augsburger Werks geplant
Mit einer möglichen Schließung des Standorts Augsburg aber rechnet man nicht. Ungeachtet des jetzt bekannt gegebenen Restrukturierungsprogramms „bleiben wir bei unserer Strategie, Forschung und Entwicklung sowie Produktion am Standort Augsburg zu betreiben“, sagte Göggerle gestern unserer Zeitung. Auch auf der Arbeitnehmerseite heißt es, man sei zuversichtlich, dass der schwäbische Standort nicht geschlossen wird.
Für den Mutterkonzern Fujitsu läuft es aber nicht gut. Allein im abgelaufenen Quartal entstanden 620 Millionen Euro Verlust. Ein Grund ist der Konzernumbau, der derzeit stattfindet. Auch das Tochterunternehmen FTS hatte erst vor einem Jahr ein Sparprogramm gestartet, um an der Zentrale in München die Verwaltungskosten zu halbieren.
Der Computermarkt wandelt sich
Als eigentlicher Grund für die Krise aber gilt der Wandel am Computermarkt: Immer mehr Leute setzen auf mobile Geräte – auf Tabletcomputer und Smartphones. Das drückt auf den Umsatz mit klassischen Rechnern. Wegen der global schwachen Konjunktur halten sich zudem die Unternehmen mit Investitionen in neue Geräte zurück.
„Die Restrukturierung ist unsere strategische Antwort auf das zunehmend schwierige wirtschaftliche Umfeld und den grundlegenden Wandel des Marktes in der Informations- und Telekommunikationstechnologie“, begründete auch Göggerle von FTS das anstehende Programm. „Wie die Mitbewerber haben auch wir unter negativen Ergebnissen zu leiden, die uns veranlassen, unsere Kostenstrukturen anzupassen“, sagte er.
Perspektiven für die Zukunft
Auch die Beschäftigten haben in letzter Zeit gemerkt, dass sich der Markt wandelt und Aufträge in Augsburg ausbleiben. „Wer sich die allgemeine Situation anschaut, weiß, dass es keine leichten Zeiten sind“, sagte auch Michael Leppek, kommissarischer Geschäftsführer der IG Metall Augsburg.
Trotzdem sei man „einigermaßen überrascht“ von der Nachricht. In den Verhandlungen rund um den Übergang von Siemens zu Fujitsu im vergangenen Jahrzehnt war es immer wichtig, dass das Augsburger Werk Perspektiven für die Zukunft hat.
Der neuen Fujitsu-Strategie zufolge liegen die Perspektiven für das Unternehmen nun vor allem im Service-Bereich. „Der Servicemarkt in Europa ist dreimal größer als der Hardwaremarkt und zeigt weiterhin gute Wachstumsraten“, erklärte auch Vorstand Göggerle.