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Eurokrise: Spanische Staatsanleihen: Rendite auf Rekordniveau

Eurokrise

Spanische Staatsanleihen: Rendite auf Rekordniveau

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    Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen der beiden Länder Spanien und Italien legten am Dienstag deutlich zu. Foto: Uli Deck dpa
    Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen der beiden Länder Spanien und Italien legten am Dienstag deutlich zu. Foto: Uli Deck dpa

    Die Erleichterung über die Wahlergebnisse in Griechenland ist an den europäischen Anleihemärkten rasch verflogen. Nach kurzzeitiger Entspannung stiegen die Risikoaufschläge für Staatspapiere der meisten Euroländer wieder - vor allem das Misstrauen der Investoren gegenüber den großen Sorgenkindern Italien und Spanien hat zuletzt deutlich zugelegt. Die Rendite für spanische 10-Jahrestitel kletterte am Morgen sogar über die kritische Marke von 7 Prozent und erreichte damit den höchsten Stand seit Einführung des Euro.

    Mit Wahlsieg der Konservativen in Griechenland gerechnet

    Der Wahlsieg der Nea Dimokratia sei an den Finanzmärkten bereits weitgehend eingepreist gewesen, sagten Händler. Die Blicke richteten sich nun wieder auf die anderen Problemkandidaten im Währungsraum. Zudem könnten die Koalitionsverhandlungen in Athen eine zähe Angelegenheit werden.

    Auch in Italien spitzt sich die Lage zu

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    Staatsanleihen: Sie sind für Staaten die wichtigsten Instrumente, um ihre Finanzierung langfristig sicherzustellen. Der ausgebende Staat sichert in der Regel die Rückzahlung der Summe plus einen festen Zinssatz zu einem festgelegten Zeitpunkt zu. Die Laufzeiten liegen bei bis zu 30 Jahren.

    Auktion: Dies ist der bevorzugte Weg für Staaten, um ihre Schuldpapiere zu verkaufen. Einige Tage vor dem Verkauf werden Summe und Laufzeiten der Anleihen bekannt gemacht. An einem festgelegten Tag können dazu berechtigte Investoren ihre Gebote abgeben. Die Bieter mit den günstigsten Geboten erhalten den Zuschlag. In der Euro-Krise haben einige Staaten, darunter auch Deutschland, bei Auktionen auch schon nicht genug Käufer gefunden. Andere Staaten mussten höhere Zinsen als geplant bieten, um ihre Papiere loszuwerden.

    Primär- und Sekundärmarkt: Die Neuausgabe von Staatsanleihen wird als Primärmarkt bezeichnet. Danach werden sie wie gewöhnliche Wertpapiere weitergehandelt, am sogenannten Sekundärmarkt. Er funktioniert wie ein Gebrauchtwarenmarkt - bereits ausgegebene Staatsanleihen werden während ihrer Laufzeit weiterverkauft. Dabei können sie im Laufe der Zeit an Wert zunehmen oder verlieren. Ein Verkauf vor Ablauf der Laufzeit kann also Gewinn bringen - oder Verlust.

    Zins: Dies ist die Summe, die ein Schuldner - bei Staatsanleihen also der Staat - pro Jahr zusätzlich zahlen muss, damit er für eine bestimmte Zeit Geld geliehen bekommt. Bei den Staatspapieren haben die Zinsen für kriselnde Länder wie Italien in den vergangenen Wochen ständig neue Höchstwerte erreicht. Bei einer Neuausgabe zehnjähriger Staatsanleihen musste das Land zuletzt mehr als sieben Prozent Zinsen bieten - schon sechs Prozent Zinsen gelten als kritischer Wert, ab dem Länder wie Irland oder Griechenland um internationale Hilfe bitten mussten.

    Rating: Rating ist das englische Wort für Bewertung. Es wird für die Noten benutzt, die Prüfunternehmen - die Ratingagenturen - vergeben, um die Kreditwürdigkeit von Staaten zu beurteilen. Verschlechtern diese Unternehmen etwa wegen hoher Schulden die Note eines Landes, ist von einer Herabstufung die Rede. Das betroffene Land muss dann höhere Zinsen zahlen, um sich Geld zu leihen.

    Rendite: Damit wird im Prinzip der tatsächliche Gewinn bezeichnet, den ein Käufer von Schuldpapieren am Ende eines Jahres macht. Depotgebühren werden dabei eingerechnet genauso wie Kursgewinne oder -verluste. Die Rendite liegt derzeit in der Regel höher als der Zinssatz, der bei der Erstausgabe für die Staatsanleihen festgelegt wurde. Denn aufgrund der krisenhaften Entwicklung verlangen die Investoren am Sekundärmarkt Risikoaufschläge, wenn sie Staatspapiere kaufen. Unterm Strich zahlen sie damit für eine Anleihe also einfach weniger - und machen am Ende einen größeren Gewinn. An der aktuellen Rendite orientiert sich der künftige Zinssatz, der für neue Staatsschuldtitel bezahlt werden muss.

    Spread: Damit wird der Unterschied am Markt bei der Rendite von zwei Staatsanleihen angegeben. Dieser Wert, der in Basispunkten oder Prozentpunkten angegeben wird, ist umso höher, je größer das Risiko eines Zahlungsausfalls eines Landes ist. In der Euro-Krise sind die zehnjährigen Staatsanleihen Deutschlands ein Referenzwert, weil diese als besonders sicher gelten: Wenn also der «Spread» für Frankreich auf zwei Prozentpunkte steigt, dann bedeutet dies, dass das Land einen um diesen Wert höheren Zinssatz als Deutschland bei einer Neuausgabe von Schuldpapieren zahlen muss.

    Am Vormittag zogen die Renditen für richtungsweisende zehnjährige Staatsanleihen aus Spanien um rund 0,25 Prozentpunkte bis auf 7,1 Prozent an und erreichten damit ein Rekordniveau, das von Experten als längerfristig unzumutbar eingestuft wird. Auch in Italien spitzt sich die Lage wieder zu: Nachdem die 10-Jahresrenditen Ende vergangener Woche deutlich nachgegeben hatten, stiegen sie am Montag wieder über die Schwelle von 6 Prozent.

    Experte: EU-Gipfel bringt nicht das Ende der Krise

    Ungeachtet der Entwicklungen in Athen blieben die strukturellen und konjunkturellen Probleme der übrigen Krisenländer bestehen, warnte Ralf Umlauf, Anleihe-Experte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). "Eine schnelle Lösung der europäischen Probleme ist nicht in Sicht und der EU-Gipfel Ende Juni wird vermutlich noch nicht die Wende in dieser Krise mit sich bringen." AZ/dpa

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