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Deutsche Bahn: So geht es im Tarifstreit zwischen Bahn und Lokführern weiter

Deutsche Bahn

So geht es im Tarifstreit zwischen Bahn und Lokführern weiter

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    Claus Weselsky, Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, spricht von einem Durchbruch im Tarifkonflikt.
    Claus Weselsky, Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, spricht von einem Durchbruch im Tarifkonflikt. Foto: Bernd von Jutrczenka dpa

    Für viele kam der von Claus Weselsky verkündete „Durchbruch“ überraschend. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wirkte gelöst, als er nach sechs Stunden vor die Tür des Verhandlungssaals in einem Berliner Hotel trat. Ist das nun die Lösung im seit einem halben Jahr dauernden Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn?

    So weit ist es noch nicht. Die Vereinbarung vom Mittwoch ist eine Teileinigung. Sie gilt rückwirkend für das zweite Halbjahr 2014 und verschafft beiden Seiten etwas Ruhe, die mindestens bis Mitte Januar dauern wird. Keinen Streik wird es bis dahin geben, das haben beide Gewerkschaften zugesichert.

    Lokführer-Streik kurz vor Weihnachten abgewendet

    Das Ergebnis ist simpel: Eine einmalige Zahlung von 510 Euro für die Monate Juli bis Dezember für alle GDL-Mitglieder. Weselsky hat sich mit seinem Kontrahenten, dem Bahn-Personalmanager Ulrich Weber, auf eine Geldsumme geeinigt. Weber äußerte sich dementsprechend weniger euphorisch: „Wir haben heute ein Zwischenergebnis mit der GDL erreicht.“ Wohl wichtiger noch für den Bahn-Mann: „Wir haben Streiks abgewendet. Das ist kurz vor Weihnachten eine gute Nachricht für unsere Kunden und Mitarbeiter.“

    Noch keine Verständigung gibt es über die strittige Frage, welche der beiden Gewerkschaften künftig welche Berufsgruppen vertreten darf. Nicht am Verhandlungstisch saß die mit der GDL konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Sie wird aber am 14. Januar in der nächsten Runde mit der Bahn wieder eingreifen.

    Die EVG will an dem bestehenden Tarifgefüge nichts ändern, das die Beschäftigten des Bahnkonzerns in sechs Berufsgruppen unterteilt. Die EVG vertrat bislang fünf von ihnen. Für die sechste Gruppe, die Lokführer, war die GDL zuständig. Diese klare Arbeitsteilung stand in einem Tarifvertrag, der seit Anfang Juli nicht mehr gilt.

    Wohl auch deshalb sagte Weber, der Ausdruck „Durchbruch“ sei „ein bisschen großartig, aber ich bin einfach zufrieden damit und froh darüber, dass wir diese Klarheit haben schaffen können“. Diese Klarheit? Aus Sicht Webers ist es der Bahn am Mittwoch gelungen, „die GDL davon zu überzeugen, dass wir keine Bedingungen stellen“. Denn damit ist gesichert, dass die Lokführergewerkschaft am Verhandlungstisch bleibt, den sie schon mehrmals verlassen hatte.

    Für Weselsky kam aber mehr heraus als ein erkleckliches Sümmchen für seine Klientel. Er verwies darauf, dass die Bahn die 510 Euro nicht nur den Lokführern, sondern allen GDL-Mitgliedern, die bei der Bahn arbeiten, zahlen werde: „Das ist der Beweis dafür, dass die Bahn bereit ist, für alle unsere Mitglieder mit uns Tarifverträge abzuschließen.“ Gelänge das auch in einem Tarifvertrag für das nächste Jahr oder darüber hinaus, hätte Weselsky sein Hauptziel erreicht: mehr Tarifverhandlungsmacht für seine Organisation – auch für Zugbegleiter, Bordgastronomen und einige andere. Das klappt jedoch nur, wenn die EVG mitspielt. Vielleicht war es kein Zufall, dass Weselsky nach der Verhandlungsrunde nicht von „dem“, sondern „einem entscheidenden Durchbruch“ sprach. Burkhard Fraune/Bernd Röder, dpa

    So geht es im Tarifkonflikt zwischen Bahn und Lokführern weiter

    Nach Angaben beider Seiten wurde eine Einigung für das Jahr 2014 erzielt. Alle GDL-Mitglieder erhalten demnach 510 Euro als Einmalzahlung für die Monate Juli bis Dezember. Von Januar an soll ein Abschluss für die Zeit ab 2015 verhandelt werden. Laut Bahn wurden weitere Verhandlungstermine für den 19. und 28. Januar vereinbart. Generell hatte die GDL fünf Prozent mehr Geld für die Beschäftigten gefordert.

    Die GDL dringt im Gegenzug nicht mehr auf zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit, sondern verlangt nur noch eine Stunde weniger, wie GDL-Chef Claus Weselsky sagte. Das würde nach seinen Worten in eine 38-Stunden-Woche münden. Die Bahn habe mit der Einmalzahlung erstmals einen Abschluss für alle GDL-Mitglieder vereinbart.

    Mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG will die Bahn am 14. Januar erneut verhandeln. Die EVG hatte erklärt, bis dahin auf Streiks zu verzichten. Die EVG verlangt für ihre rund 100 000 Bahn-Beschäftigten sechs Prozent mehr Geld, mindestens aber 150 Euro bei einer einjährigen Laufzeit. Auch der EVG will die Bahn eine Einmalzahlung von 510 Euro vorschlagen. dpa/AZ

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