Die Bilder von Wiesenhof-Mitarbeitern, die Tiere quälen, haben nun auch die Schweiz erreicht. Neben Empörung und Kritik erfährt der Geflügelkonzern nun auch wirtschaftliche Konsequenzen: Schweizer Supermärkte boykottieren den deutschen Geflügelproduzenten. Die Produkte von Wiesenhof werden in den drei Unternehmen Migros, Coop und Denner nicht mehr zum Kauf angeboten. Die größten Schweizer Ketten bestätigten am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der Tageszeitungtaz. Dies ist eine Reaktion auf eine ARD-Reportage, die am 31. August gesendet wurde. Der Titel lautete "Das System Wiesenhof. Wie ein Geflügelkonzern Tiere, Menschen und die Umwelt ausbeutet".
Mitarbeiter treten Puten
Das Unternehmen aus Visbek in Niedersachsen hatte gegen die Ausstrahlung erfolglos Beschwerde eingereicht. Gezeigt wurden unter anderem Videoaufnahmen, auf denen von Wiesenhof beauftragte Mitarbeiter Puten treten, durch die Luft schleudern und in Käfige auf einem Lastwagen werfen. Das Schweizer Fernsehen zeigte die Aufnahmen am Dienstagabend. Wiesenhof nahm zunächst keine Stellung.
Bei Coop hieß es, das Unternehmen sei vom Filmmaterial "sehr betroffen" und bedauere zutiefst, dass es anscheinend zu diesen Vorfällen gekommen sei. "Aufgrund der erhobenen Vorwürfe gegen Wiesenhof hat Coop als erste Maßnahme unverzüglich einen Belieferungsstopp für Truthahn ausgelöst." Die PHW-Gruppe, zu der Wiesenhof gehört, erklärte im Schweizer Fernsehen, dass Wiesenhof aus den Fernsehbildern Konsequenzen gezogen habe. Die in der Reportage gezeigten Mitarbeiter einer externen Firma dürften nicht mehr für Wiesenhof tätig sein.
Bereits 2010 wurden ähnliche Bilder veröffentlicht
Ähnliches war schon im Jahr 2010 der Fall: Bereits damals waren ähnliche Bilder aus einem Wiesenhof-Betrieb veröffentlicht worden. Wiesenhof habe damals glaubhaft versichert, "dass sie Maßnahmen ergreifen werden", erklärte Migros-Sprecher Naef der "taz". Aber offensichtlich könne das Unternehmen "unsere Anforderungen wie tiergerechten Umgang nicht garantieren".
Die Konsequenzen könnten den deutschen Geflügelproduzenten hart treffen. "Das wird sicher sogar für Wiesenhof nicht mehr aus der Portokasse zu begleichen sein", sagte Migros-Sprecher Urs Peter Naef mit Blick auf den Boykott. Allein Migros und Coop verbuchen dem Bericht zufolge ungefähr die Hälfte des Schweizer Einzelhandelsumsatzes. dpa/afp