Ein solcher Deal würde die Mobilfunk-Branche durcheinanderwirbeln: Laut einem Zeitungsbericht haben Microsoft und Nokia erwogen, gemeinsam den Blackberry-Anbieter RIM zu kaufen. Der aktuelle Stand der Überlegungen sei unklar, schrieb das "Wall Street Journal" am Mittwoch. Unter Berufung auf informierte Personen hieß es in dem Zeitungsbericht, führende Manager aller drei Unternehmen hätten sich häufig getroffen, um über die Entwicklung ihrer bisherigen Kooperationen zu sprechen. Außerdem habe RIM (Research In Motion) anderen Smartphone-Herstellern wie Samsung und HTC eine Lizenz für sein nächstes Betriebssystem Blackberry 10 angeboten.
Der Blackberry-Hersteller steckt in einer sehr schwierigen Lage, denn seine Smartphones, einst ein Verkaufshit, entwickeln sich zu Ladenhütern. Während der Markt für Computer-Telefone weiter schnell wächst, dürfte der Blackberry-Absatz im laufenden Quartal auf 11 bis 12 Millionen Stück einbrechen, nach rund 15 Millionen noch vor einem Jahr. Und für die Zukunft sieht es auch düster aus: Geräte mit dem neuen Betriebssystem kommen nicht vor der zweiten Hälfte 2012 auf den Markt. Außerdem hat der bisher erfolglose Tablet-Computer Playbook bereits jetzt ein Loch von mehreren hundert Millionen Dollar in die Kasse gerissen.
Der Windows-Riesen Microsoft und der weltgrößte Handy-Hersteller Nokia könnten Blackberry gut gebrauchen. Das Microsofts Smartphone-Betriebssystem Windows Phone steckte bis zuletzt bei Marktanteilen unter zwei Prozent fest. Und bisher ist unklar, welchen Effekt der Start der ersten Nokia-Telefone mit der Microsoft-Software im November hatte. Nokia hat mit seiner angestaubten Plattform Symbian zuletzt massiv Marktanteile verloren.
Im Smartphone-Markt geben das Google-Betriebssystem Android und Apples iPhone den Ton an. Android erreichte zuletzt einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent. Die Blackberrys rutschten hingegen im dritten Quartal hingegen im Jahresvergleich von 15,4 auf 11,0 Prozent ab. Die Aktie von RIM dümpelt auf dem Stand von 2004 herum, der Druck auf die beiden Co-Chefs Jim Balsillie and Mike Lazaridis wird immer stärker. Sie mussten die Investoren gerade erst wieder um Geduld bitte und versprachen zugleich, keine Möglichkeit auszulassen, um die Lage zu verbessern.
Für die Rivalen wären an RIM neben zuletzt 75 Millionen Kunden auch das Patentportfolio interessant, das in den aktuellen Ideenklau-Streitereien in der Mobilfunk-Branche nützlich werden könnte.
Wegen ihres speziellen E-Mail-Dienstes waren Blackberrys früher die Lieblinge der Manager. Jetzt sind die Geräte vielfach eine günstigere Alternative für all jene, die sich kein iPhone oder Android-Smartphone leisten können oder wollen. Der Anteil der Einstiegsmodelle an den Gesamtverkäufen hatte stetig zugenommen. Ein weiterer Grund für die Absatzprobleme war auch, dass RIM den Trend zu berührungsempfindlichen Bildschirmen lange verschlafen hatte. dpa
Bericht im "Wall Street Journal"
RIM-Zahlen zum dritten Quartal