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Exklusiv-Interview: Max Otte: So retten Sie Ihr Geld durch die Euro-Krise

Exklusiv-Interview

Max Otte: So retten Sie Ihr Geld durch die Euro-Krise

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    Max Otte wurde am 7. Oktober 1964 in Plettenberg (Sauerland) geboren. Er ist Ökonom und hat einen Ruf an die Universität Graz im Jahr 2011 angenommen. Vor mehr als zehn Jahren hat er das Institut für Vermögensentwicklung gegründet, das Privatanleger beim langfristigen Vermögensaufbau helfen will. Daneben betreibt er einen Fonds und gibt einen Anlegerbrief heraus. Der Ökonom hat mehrere Bücher geschrieben. Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre in Köln promovierte er an der Princeton University in den USA.
    Max Otte wurde am 7. Oktober 1964 in Plettenberg (Sauerland) geboren. Er ist Ökonom und hat einen Ruf an die Universität Graz im Jahr 2011 angenommen. Vor mehr als zehn Jahren hat er das Institut für Vermögensentwicklung gegründet, das Privatanleger beim langfristigen Vermögensaufbau helfen will. Daneben betreibt er einen Fonds und gibt einen Anlegerbrief heraus. Der Ökonom hat mehrere Bücher geschrieben. Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre in Köln promovierte er an der Princeton University in den USA. Foto: privat

    Der Ökonom Max Otte wurde dreimal in Folge zum Börsianer des Jahres gewählt, sah 2008 den Crash an den Finanzmärkten voraus und ist seitdem ein gefragter Experte. Im Interview spricht er über die Rettung Zyperns, ehemals sichere Geldanlagen und darüber, wie Sparer am besten durch die Krise kommen. Das Gespräch wurde vergangene Woche geführt, als sich Max Otte in England aufgehalten hat.

    Herr Otte, Sie sind gerade in England. Danke, dass Sie trotzdem Zeit für uns haben. Was führt Sie auf die Insel?

    Otte: Ich wollte mich einmal wieder inspirieren lassen, den Horizont erweitern über die Themen, denen ich mich einmal widmen möchte: Staatstheorie und Frühgeschichte. Ich habe zwei bekannte englische Archäologen getroffen. Unter anderem empfing mich Lord Colin Renfrew im Oxford-Club - ein echter Palast. Da kann man die imperiale Vergangenheit Englands erst richtig erfassen.

    Sie sind also rein privat unterwegs?

    Otte: Ja, mit einem Freund habe ich mir noch in Birmingham eines der wenigen Konzerte von Status Quo angesehen, bei denen sie nach 30 Jahren in Originalbesetzung spielen. Es war fantastisch.

    Das hört sich gut an. Weniger gut fällt ein Blick auf Europa aus - auch wenn es um die Euro-Krise ruhiger geworden zu sein scheint.

    Otte: Die hysterische Phase der Euro-Krise, Euro-Retterei und die spekulativen Bewegungen scheint zu Ende zu gehen. Die Finanzakteuere wissen, dass Geld gedruckt wird; und das ohne Ende.

    Ist die Euro-Krise also vorbei?

    Otte: Keinesfalls. Hier im Hotel arbeitete ein junger Spanier als Rezeptionist. Gezwungenermaßen. Er erzählte von der Situation in seinem Land, dass dort 50 Prozent der jungen Menschen zwischen 20 und 35 arbeitslos sind. So ist es in Griechenland und Portugal. Italien kommt da auch noch hin.

    Max Otte: "Menschenfeindliche Politik"

    Das hört sich doch nach einer Zuspitzung der Krise an.

    Otte: Ja und nein. Durch die Geldschwemme aus dem Norden kann die menschenfeindliche Politik weiterverfolgt werden.

    Menschenfeindlich?

    Otte: Die Politik produziert eine Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent. Dass der Euro Europa geeint haben soll, ist der größte Unfug. Erst brachte die Gemeinschaftswährung im Süden Scheinblüten, jetzt kommt die brutale Depression. Es ist ganz schlimm, was da unten geschieht.

    Dann können wir den Süden doch nicht fallen lassen?

    Otte: Nein, aber es sollten selektive Austritte aus der Euro-Zone möglich sein. Jetzt wird sogar Zypern gerettet. Auch Banken sollten selektiv in die Pleite gehen dürfen. Denn bei der Bankenrettung retten wir ja nur das Vermögen der reichen Bankenbesitzer auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger. Bei Insolvenzen müssten die Vermögenden endlich die marktwirtschaftlichen Konsequenzen für ihre Zockerei tragen und das Portemonnaie der Mittelschicht würde geschont. Trotzdem muss die Solidarität aufrechterhalten bleiben, etwa durch direkte Investitionen in die Länder oder eine Art Marshall-Plan.

    Sie sind also gegen eine Zypern-Rettung?

    Otte: Im Prinzip ist die Zypern-Rettung wieder eine Erpressung der Nordländer.

    Aber Zypern wurde für systemrelevant erklärt.

    Otte: Dass Zypern systemrelevant sein soll, ist ein Witz. Die Rettung zementiert kriminelle Machenschaften. So können wir Europa nicht bauen.

    Die Bankkunden müssen die Rettung mitzahlen.

    Otte: Man will die Schwarzgelder treffen und nicht die Sparer. Die Mafiosi stören sich nicht an den zehn Prozent. Dann ist ihr Geld eben etwas teurer reingewaschen.

    Wie sieht es mit Deutschland aus?

    Otte: Für uns sehe ich ein gemischtes Bild. Wir hängen an der Weltwirtschaft, da kann es auch bergab gehen. Wir brechen nicht in Jubel aus, aber radikal abstürzen werden wir auch nicht.

    Wenn unsere Bürgschaften von gut 700 Milliarden Euro fällig werden, wird es doch eng.

    Otte: Die Bürgschaften werden nicht eingelöst. Sie gehen aber nicht auf die Wirtschaftsleistung. Einfach gesagt: Wir haben den Griechen Geld gegeben, damit sie Porsche kaufen können. Wir haben also eine Geldforderung. Die wird jedoch durch Inflation abgeschmolzen. Deutsches Vermögen wird vernichtet. Die deutsche Wirtschaft aber hat davon profitiert.

    "Wenn Sie Sozialismus als Planwirtschaft verstehen, dann ja"

    Das mutet ja schon wie eine Art Sozialismus an...

    Max Otte wurde am 7. Oktober 1964 in Plettenberg (Sauerland) geboren. Er ist Ökonom und hat einen Ruf an die Universität Graz im Jahr 2011 angenommen. Vor mehr als zehn Jahren hat er das Institut für Vermögensentwicklung gegründet, das Privatanleger beim langfristigen Vermögensaufbau helfen will. Daneben betreibt er einen Fonds und gibt einen Anlegerbrief heraus. Der Ökonom hat mehrere Bücher geschrieben. Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre in Köln promovierte er an der Princeton University in den USA.
    Max Otte wurde am 7. Oktober 1964 in Plettenberg (Sauerland) geboren. Er ist Ökonom und hat einen Ruf an die Universität Graz im Jahr 2011 angenommen. Vor mehr als zehn Jahren hat er das Institut für Vermögensentwicklung gegründet, das Privatanleger beim langfristigen Vermögensaufbau helfen will. Daneben betreibt er einen Fonds und gibt einen Anlegerbrief heraus. Der Ökonom hat mehrere Bücher geschrieben. Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre in Köln promovierte er an der Princeton University in den USA. Foto: privat

    Otte: Wenn Sie Sozialismus als Planwirtschaft verstehen, dann ja. Auch in der Finanzbranche wird immer mehr reguliert, aber an der falschen Stelle. Wären die Unternehmen verpflichtet, zum Beispiel acht Prozent Eigenkapital zu halten, bräuchten wir nicht diesen irre langen Wust an Vorschriften. Die Deutsche Bank beispielsweise hat nur 1,8 Prozent Eigenkapital. Und die nationalen Parlamente haben immer weniger Macht. Es geht in eine Art Sozialismus light.

    Sie sprachen schon die Inflation an. Ist sie gewollt?

    Otte: Die USA und die Angelsachsen scheuchen uns da vor sich her. US-Notenbankchef Ben Bernanke inflationiert mit aller Macht. Aber auch unsere Notenbanken wollen Inflation. Da wird im großen Stil Geld rausgeblasen.

    Trotzdem fiel die Inflation hierzulande auf 1,5 Prozent im Februar.

    Otte: Das kann schon sein. Aber in den Statistiken ist nicht alles ausgewiesen. Die gefühlte und somit auch tatsächliche Inflation für den Normalbürger kann höher sein.

    Dennoch kann man bei ein paar Prozentpunken doch nicht von einer "Schmelze" sprechen.

    Otte: Das ist ein Irrtum. Bei einer Inflationsrate von nur drei Prozent verliert man in 15 Jahren 40 Prozent seines Vermögens. Ökonomen nennen das schick "Finanzrepression". Der Spiegel nannte es "schleichende Enteignung". Kleine Zahlen haben oft große Wirkung. Nur kapieren das die Leute  selten.

    Max Otte: Der Dax ist nicht zu teuer

    Welche Inflationsraten erwarten Sie?

    Otte: Vier bis sechs Prozent in den kommenden Jahren. Eine Hyperinflation schließe ich aus. Wer aber im Festgeld ist oder eine schlechte Anlage wie eine Lebensversicherung hat, wird im Normalfall Geld verlieren.

    Deflation gilt vielen dennoch als das größere Übel. Ist die kein Thema mehr?

    Otte: Auszuschließen ist sie nicht. Wenn es wackelt und kippt, kann auch so etwas wie 1929 eintreten, also ein Deflationsspirale.

    Wie würde sich diese ankündigen?

    Otte: Wenn im Welthandel beispielsweise weitere Einschränkungen entstehen, sich die großen Handelsblöcke der Welt voneinander abschotten. Das war so nach 1929 in der Weltwirtschaftskrise. Ab 1932/33 schotteten sich die Industrieländer voneinander ab.

    Stichwort "Währungskrieg".

    Otte: Ja, alle wollen abwerten, um zu exportieren.

    Das Handelsblatt titelte jüngst mit "DAX 10.000". Ist das realistisch? Immerhin glauben die meisten heute, dass der DAX ausgereizt sei.

    Otte: Der DAX ist nicht auf dem Höhepunkt. Er ist nicht billig, aber auch nicht zu teuer. Es gibt da ein weitverbreitetes Missverständnis, das ich gerne aufklären würde. Der DAX ist quasi ein Preis. Und der Preis stand im Jahr 2000 schon einmal bei 8000 Punkten. Doch heute sind die Unternehmen, die im DAX sind, etwa doppelt so viel wert als im Jahr 2000. Sprich: doppelter Wert, gleicher Preis. Von daher gibt es noch Potenzial nach oben.

    Max Otte: "Wir schauen auch da hin, wo es hässlich ist"

    Wer sein Vermögen also sichern will, kann auch in den DAX investieren?

    Otte: Natürlich. Generell muss man in diesen Zeiten in Sachwerte investieren. Und Aktien, auch das vergessen viele, sind Sachwerte. Es sind Anteile an real existierenden Unternehmen.

    Welche Aktien empfehlen Sie?

    Otte: Einfache DAX-Titel erzielen Dividenden von drei bis fünf Prozent. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann beispielsweise die Aktien der Allianz oder Münchner Rück kaufen. Die haben fünf Prozent Dividende. Ganz stabil etwa sind Nestlé (sieben bis acht Prozent Dividende) oder Novartis oder Total.

    Haben Sie auch einen Tipp für Anleger, die auf Wertzuwachs schielen?

    Otte: RWE und E.ON sind ein Viertel so teuer wie vor fünf Jahren. Die werden nicht kaputt gehen, auch wenn die Lage nicht einfach ist. Die Aktien haben Kurspotenzial und eine ordentliche Dividende. Das ist natürlich schon etwas spekulativer. Grundsätzlich gilt beim Aktienkauf: Die Kurse schwanken und deshalb muss man notfalls fünf Jahre Zeit haben, um einbrechende Kurse eisern aussitzen zu können.

    Sie selbst betreiben den "PI Global Value"-Fonds, der aktuell auf Höchstkurs steht. Würden Sie den im Moment selbst kaufen?

    Otte: Selbstverständlich. Der Höchststand macht gar nichts. Ich habe meinen Fonds natürlich im Privatvermögen und würde auch noch nachkaufen. 30 Prozent Potenzial sehe ich für die kommenden Jahre.

    Wie stellen Sie den Fonds auf?

    Otte: Neben Blue-Chips schauen wir auch da hin, wo es hässlich ist, wie bei BP 2010 während der Ölpest im Golf von Mexiko. Wir kaufen zum Beispiel auch in Südeuropa ein, wenn der Markt dort runtergeprügelt ist. Aber er geht wieder hoch und dann verkaufen wir. Im Fall von Südeuropa zahlt sich das jetzt langsam für uns aus. Aber natürlich weiß auch ein Profi nicht , was alles an den Märkten passieren kann.

    Welche Rendite ist Ihr Ziel?

    Otte: Rendite ist, das wissen viele nicht, die Kombination aus Wertwachstum und Dividende. Die liegt bei Nestlé beispielsweise bei acht Prozent. Wir wollen 13 Prozent.

    "Lebensversicherung, Festgeld oder Sparbücher sind Geldvernichter"

    Gold stieg über Jahre. Zuletzt fiel das Edelmetall aber. In welche Richtung geht es weiter?

    Otte: Gold ist dadurch wieder attraktiv. Wer es nicht hat, kann jetzt kaufen. Gerade für Kleinsparer ist der Kauf von Gold sinnvoll zum Vermögenserhalt. Das Gold sollte aber physisch gekauft und gut verwahrt werden.

    Was ist mit der Immobilie?

    Otte: Immobilien sind eine Säule des Vermögens. Sie müssen aber genauso gut hinschauen wie bei Aktien. Es gibt viele Unwägbarkeiten: Die Mieter werden schwieriger, dadurch wird man erpressbar, die Mittelschicht schrumpft, der Staat kann neue Steuern erheben und es wird generell gerade sehr viel gebaut. Viele werden sich übernehmen und haben dann null Spielraum mehr für anderes. Qualitätsimmobilien können sich aber noch lohnen, da die Bevölkerungsgruppe der Besserverdienenden steigt - ein Zeichen der heute herrschenden großen Ungerechtigkeit.

    Wie weit sind wir schon auf dem Weg in eine Immobilienblase?

    Otte: Wir sind in Städten wie München im ersten Drittel einer Immobilienblase. Die Preise werden also noch eine ganze Zeit munter steigen. Aber niemand weiß, wann sie einbrechen.

    Was halten Sie von Whiskey, Wein, Edelsteinen oder Oldtimern als Anlage?

    Otte: Da sollte man gleichzeitig Liebhaber sein, weil das natürlich sehr spezielle Märkte sind.

    Abschließende Frage: Werden die Krisengewinner die sein, die in den kommenden Jahren am wenigsten verlieren?

    Otte: Das ist immer so. Die erste Regel lautet immer: wenig verlieren. Das ist immer richtig.

    Herr Otte, vielen Dank für das Gespräch!

    Otte: Wenn ich darf, möchte ich noch grundsätzlich ein paar Sätze sagen ...

    Sehr gerne.

    Otte: ... früher waren eine Lebensversicherung, Festgeld oder Sparbücher noch Geldanlagen, heute sind es Geldvernichter. Die Sparer sollten in Sachwerte gehen. Die meisten sollten einen breitgestreuten Fonds kaufen wie einen einfachen DAX-Fonds oder bei einer Erholung Südeuropas einen Eurostoxx-Fonds. Und man muss die Geduld und Ausdauer haben, dass Aktien auch einmal über eine gewisse Zeit fallen oder tief stehen bleiben können.

    Das Interview führte Niko Steeb

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