Die Schuhhandelskette Leiser mit Sitz in Augsburg stellt sich nach der Insolvenz im März dieses Jahres neu auf. Gestern gab die Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner aus Neu-Ulm bekannt, dass das Insolvenzverfahren erfolgreich abgeschlossen sei. Leiser musste aber einen Teil der Läden schließen: Die Kette habe ihr Vertriebsnetz auf 133 zukunftsfähige Märkte reduziert, berichtete die Kanzlei, 34 „unprofitable Filialen“ seien geschlossen worden.
Leiser: 550 Arbeitsplätze gehen verloren
Die Insolvenz war offenbar mit einem spürbaren Abbau von 550 Arbeitsplätzen verbunden: „Es ist gelungen, rund 900 Arbeitsplätze zu sichern und dabei gleichzeitig eine Institution im deutschen Schuhhandel zu erhalten wie ein Stück weit neu zu erfinden“, sagte Arndt Geiwitz. Als Leiser im März Insolvenzantrag stellte, waren noch rund 1450 Beschäftigte für das Unternehmen tätig.
Nach Abschluss des Verfahrens hat Leiser offenbar auch eine komplett neue Eigentümerstruktur: Die Schuhketten Leiser und Schuhhof – der ebenfalls zum Konzern gehörte –, waren bisher Teil der Bahner-Gruppe mit Sitz in Augsburg. Der Name der Bahner-Gruppe ist eng verbunden mit Susanne Bahner. Die in unserer Region bekannte Unternehmerin hatte unter anderem Ende 2010 die Staatsmedaille für besondere Verdienste für die bayerische Wirtschaft erhalten. Im Juli 2010 beschloss die Familie Bahner eine enge Kooperation mit dem Schuhhersteller Josef Seibel. Die Josef Seibel Holding GmbH mit Sitz in Hauenstein in Rheinland-Pfalz übernahm 49 Prozent der Leiser Fabrikation- und Handelsgesellschaft GmbH & Co. KG. Das Unternehmen Josef Seibel ist als Schuhhersteller bekannt.
Seibel-Gruppe hat sämtliche Anteile übernommen
Gestern bestätigten Schneider, Geiwitz & Partner, dass die Seibel-Gruppe inzwischen sämtliche Anteile übernommen habe. Leiser ist damit vollends Teil der Seibel-Gruppe. Arndt Geiwitz sieht das Unternehmen jetzt gut für die Zukunft aufgestellt: „Das Verfahren hat zu einem Erfolg geführt“, sagte sein Sprecher Patrick Hacker. „Unprofitable Filialen sind geschlossen worden, das Sortiment ist erneuert, Leiser befindet sich damit in einer Situation, in der es in der Zukunft erfolgreich weitergehen kann.“ In Frankfurt habe man kürzlich einen neuen Laden eröffnen können. Die „Bereinigung der Gesellschafterstruktur“ sei dafür die Voraussetzung gewesen, hieß es.
Die Neuaufstellung hat im Rahmen eines neuen Insolvenzverfahrens stattgefunden. Das „Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“ (Esug) war erst am 1. März dieses Jahres in Kraft getreten. Es erlaubt eine frühzeitige Sanierung weitgehend in Eigenregie der Geschäftsführung. Statt eines Insolvenzverwalters ist ein sogenannter „Sachwalter“ vorgesehen, der beratend tätig ist. In diesem Fall war dies Arndt Geiwitz. Firmen sollen mit dem neuen Verfahren die Chance bekommen, sich neu aufzustellen, bevor die tatsächliche Zahlungsunfähigkeit eintritt. Leiser hatte im Frühjahr betont, nicht zahlungsunfähig zu sein.
Leiser-Geschäftsführer: "Konzept ohne Tabus" notwendig
Leiser-Geschäftsführer Steffen Liebich führt den Erfolg des neuen Verfahrens darauf zurück, dass es gelungen sei, in der ersten Phase Lieferanten wie die Schuhindustrie ins Boot zu holen. Nötig sei ein „Konzept ohne Tabus“. „Denn am Anfang haben Sie nur Papier mit viel Zahlen in der Hand, für das Sie werben müssen“, ergänzte er.