In London rollten tausende Taxis langsam durch das Zentrum. Die Taxifahrer in Madrid starteten einen Ausstand, der 24 Stunden dauern sollte. In Paris blockierten schon am Morgen mehrere hundert Wagen Zufahrten zu den Flughäfen Charles de Gaulle und Orly. Zu einer Sternfahrt in Berlin versammelten sich über 1000 Taxis.
Auch in Bayern organisierten die Taxifahrer in mehreren Städten Protestfahrten, wie Frank Kuhle, Vorsitzender des Landesverbands Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen bestätigt. So versammelten sich gestern Mittag in der Münchner Innenstadt etwa drei Dutzend Taxis, um im Korso vom Harras zum Marienplatz zu fahren. Kuhle betont, dass die Taxifahrer demonstrieren, nicht streiken. „Wir verweigern uns ja nicht unseren Kunden.“ Mit ihrem Protest wollten die Taxifahrer auf die in ihren Augen unlautere Konkurrenz aufmerksam machen.
Neue Dienste aus den USA mischen den Markt auf: MyTaxi und "Uber"
Erst haben Smartphone-Apps wie MyTaxi damit begonnen, den Taxiruf-Zentralen das Wasser abzugraben. Dann drängten Dienste wie die US-Firma Uber auf den Markt und buhlen seither als direkter Konkurrent um die Gunst der Fahrgäste.
Investoren sehen großes Wachstumspotenzial in dem Geschäft. So nahm Uber vergangene Woche 1,2 Milliarden Dollar bei Investoren ein, die Firma aus San Francisco wurde dabei insgesamt mit 17 Milliarden Dollar bewertet. Uber umgeht mit seinem Geschäftskonstrukt die Regulierung der Taxi-Branche. Das Modell ist einfach: Die Firma betreibt selbst keine Wagen, sondern tritt nur als Vermittler auf, der eigenständigen Fahrern eine technische Plattform bietet. Diese sind dann für die Einhaltung der Bestimmungen zuständig.
"Uber" in Teilen Europas verboten
Jeder kann sich auf den „Uber“-Seiten anmelden, dort die neue App herunterladen und damit seine Beförderungsangebote oder -wünsche angeben. Die App vermittelt zwischen Angebot und Nachfrage und teilt einem mit, wo sich Chauffeur und Fahrgast treffen. Frank Kuhle kritisiert, dass Uber damit eine gewerbliche Personenbeförderung betreibe, sich aber um die strengen Regulierungen des Taxigewerbes drücke.
Dazu zählen die behördlich geprüfte Ortskunde des Fahrers, regelmäßige Gesundheitskontrollen und ein Führungszeugnis sowie Beförderungspflicht und verbindliche Tarife. Außerdem seien private Fahrer oft nicht für die Beförderung versichert. Uber kontert zwar, die Fahrer würden ebenfalls geprüft, und Sicherheit habe eine hohe Priorität. Doch damit kommt der Vermittler nicht überall durch: In Brüssel etwa ist der Dienst verboten, in Paris gibt es Einschränkungen. In Berlin erwirkte ein Taxifahrer im Frühjahr eine einstweilige Verfügung gegen Uber.
Politik soll auf Probleme mit Internet-Konkurrenz aufmerksam gemacht werden,
Ziel des Protests ist Kuhle zufolge, die Entscheidungsträger in der Politik auf die Probleme mit der Internet-Konkurrenz aufmerksam zu machen. Mit den Aktionen am Mittwoch hätten die Taxifahrer diesen Zweck erfüllt. Weitere Aktionen will Kuhle, der auch Mitglied im Bundesvorstand der Taxiunternehmen ist, nicht ausschließen. Das hänge von der Reaktion der Behörden ab: „Wir müssen die Erfahrungen aus den anderen Städten bündeln und dann die nächsten Schritte planen.“ mit dpa