In Polen sind die Hubschrauber aus sowjetischen Zeiten in die Jahre gekommen. Jetzt will das Militär die Flotte modernisieren. An zwei großen Ausschreibungen beteiligt sich das Unternehmen Airbus Helicopters, das in Donauwörth seinen deutschen Hauptsitz mit rund 7000 Beschäftigten hat. Zum einen geht es um 70 schwere Transporthubschrauber. Sie sollen bei Transportflügen, Marineeinsätzen oder der militärischen Suche und Rettung zum Einsatz kommen, wie Airbus Helicopters auf Anfrage unserer Zeitung berichtet. Das Unternehmen – früher Eurocopter – beteiligt sich an der Ausschreibung mit seinem Modell H225M, das hauptsächlich in Frankreich gefertigt wird.
Airbus Helicopters will Kampfhubschrauber für polnisches Militär bauen
Daneben plant Polen auch den Kauf von bis zu 32 Kampfhubschraubern. Airbus Helicopters schickt hier sein Modell „Tiger“ ins Rennen. Die Produktion findet auch in Donauwörth statt. Dort erfolgt zum Beispiel die Endmontage von Bundeswehr-Maschinen. Die polnische Ausschreibung der Kampfhubschrauber hat ein Volumen von bis zu 3,8 Milliarden US-Dollar – umgerechnet 3,5 Milliarden Euro. Bei den Transporthubschraubern sind es nochmal bis zu drei Milliarden Euro. Selbst für Airbus Helicopters wären das große Aufträge.
Inwieweit die Fertigung in Donauwörth von einem Zuschlag profitieren würde, ist offen. „Polen ist für Airbus Helicopters ein strategisch wichtiges Land, mit welchem vertiefte industrielle Partnerschaften möglich sind und im Rahmen der aktuellen Ausschreibungen auch angeboten werden“, teilt ein Firmensprecher mit. Mit anderen Worten: Die Montage könnte am Ende in Polen erfolgen. Polen wird für den Helikopterhersteller immer wichtiger – nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als Standort. Erst kürzlich hat das Unternehmen in der Stadt Lodz ein Entwicklungszentrum eröffnet, in dem rund 100 Ingenieure arbeiten sollen. Trotzdem lässt man bei Airbus Helicopters keinen Zweifel daran, dass das Unternehmen von einem Zuschlag stark profitieren würde – und damit auch der Standort Donauwörth.
Airbus in Donauwörth rechnet mit guten Chancen
Doch dass Airbus den Zuschlag bekommt, ist keinesfalls sicher. Bei den Transporthubschraubern konkurriert die Firma mit einem Konsortium um den US-Hersteller Sikorsky sowie mit einer Tochterfirma des italienischen Herstellers Agusta Westland. Und bei den Kampfhubschraubern stehen auch der US-Konzern Boeing und nochmals Agusta Westland in den Startlöchern. Welche Chancen also haben die Donauwörther?
Da man ein „sehr gutes Angebot“ mache, erwarte man sich „gute Chancen“, heißt es. Doch unter Luftfahrtexperten ist bekannt, dass bei solch großen Aufträgen auch politische Überlegungen eine Rolle spielen. Wie sieht die Lage hier aus? Sicherheitspolitisch sichert sich Polen vor allem gegenüber Russland im Osten ab. Polen hat hier immer stark auf die USA als Verbündeten gesetzt – nicht nur auf Europa. Insofern sind die amerikanischen Hersteller eine starke Konkurrenz.
Bald könnte feststehen, wie das Rennen ausgeht. Eine Entscheidung könnte noch im April fallen, heißt es. Bei Aufträgen dieser Größenordnung ist dies aber nie ganz absehbar.