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Lufthansa: Größter Pilotenstreik in Deutschland steht bevor

Lufthansa

Größter Pilotenstreik in Deutschland steht bevor

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    Chaos an Europas Himmel trotz Streik-Ende bei Lufthansa
    Chaos an Europas Himmel trotz Streik-Ende bei Lufthansa Foto: DPA

    Die Lufthansa steuert ungebremst in den größten Pilotenstreik des deutschen Luftfahrtgeschichte.

    Trotz intensiver Sondierungen bis zu letzten Minute zeichnete sich am Sonntagabend keine Einigung zwischen der größten Fluggesellschaft Europas und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ab. VC- Sprecher Jörg Handwerg sagte: "Ich gehe fest davon aus, dass wir morgen streiken müssen." Zehntausende Passagiere dürften betroffen sein, die Lufthansa rechnet mit Millionenschäden.

    Die Pilotengewerkschaft hatte mehr als 4000 Piloten aufgerufen, die Jets von Lufthansa, ihrer Tochter Germanwings und Lufthansa Cargo von Montag bis einschließlich Donnerstag stehenzulassen.

    Die Lufthansa erklärte, sie sei zu Gesprächen ohne Vorbedingungen bereit, gleichzeitig aber verlangte sie von den Piloten, ihren "unerfüllbaren und rechtswidrigen Forderungskatalog" fallen zu lassen. Dann könne eine Einigung schnell erfolgen, habe Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber auch dem VC-Präsidenten Winfried Streicher mitgeteilt. Ein VC-Sprecher erklärte, man habe den Eindruck, die Lufthansa sei nicht an einem Verhandlungserfolg interessiert. Eine Vermittlungsinitiative von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) blieb zunächst ohne sichtbaren Erfolg.

    Die Flughäfen in Deutschland rüsteten sich für den Streik, der am Montag um 0.00 Uhr beginnen sollte. Flüge aus dem Ausland nach Deutschland wollen die Piloten zwar noch absolvieren, dann aber die Maschinen parken. Die Deutsche Bahn rechnet mit deutlich mehr Reisenden, wenn die innerdeutschen Flüge ausfallen. Einige ausländische Airlines wollen größere Flugzeuge einsetzen, um gestrandete Passagiere aufnehmen zu können. Dazu gehören auch Gesellschaften des Lufthansa-Konzerns wie die Swiss und Partner aus dem Netzwerk "Star Alliance" wie die polnische LOT.

    Nach dem Notfallplan der Lufthansa sollen rund zwei Drittel der bestreikten Flüge ausfallen, ein Drittel soll unter anderem mit Hilfe von Piloten aus dem Management angeboten werden. Insgesamt würden damit bei Lufthansa rund 3200 Flüge ausfallen. Beim Billigflieger Germanwings sollen rund zwei Drittel der Flüge trotz des Streiks stattfinden - es wurden unter anderem Maschinen und Besatzungen von anderen Gesellschaften angemietet.

    In dem Tarifkonflikt geht es um Geld, Arbeitsplatzsicherheit und um den Einfluss der Piloten auf die Konzernpolitik. Lufthansa-Personalvorstand Stefan Lauer konkretisierte das Angebot der Lufthansa und sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Wir sind bereit, eine Arbeitsplatzgarantie bis Ende 2012 zu geben." Im Gegenzug erwarte das Unternehmen aber "mehr als die bislang angebotenen zwölf Monate Nullrunde".

    Ein Kernpunkt des Streits ist die Befürchtung der Gewerkschaft, die Lufthansa könnte Strecken an billigere Töchter verlagern. In den vergangenen acht Jahren sei die Zahl der Lufthansa-Maschinen im Konzern von 300 auf 850 gestiegen, aber nur zwei Maschinen seien im Geltungsbereich des Konzerntarifvertrages hinzugekommen, sagte VC-Sprecher Handwerg. Das Unternehmen spricht dagegen von einem kontinuierlichen Stellenzuwachs im Bereich des Konzerntarifs um rund 20 Prozent. Es gebe keine Pläne, Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern, sagte Konzernsprecher Klaus Walther.

    Die in den vergangenen Jahren durch Zukäufe schnell gewachsene Lufthansa will Forderungen der Gewerkschaft vom Tisch bekommen, in denen sie eine Ausweitung deutschen Tarifrechts auf das Ausland sieht. Hintergrund ist ein Entwurfspapier der Gewerkschaft, wonach Beteiligungen an ausländischen Airlines bei Nutzung des Lufthansa- Schriftzugs oder -Logos in den Geltungsbereich des Konzerntarifs fallen sollen. Nach VC-Lesart ist das geltendes Tarifrecht, genauso wie Piloten von Maschinen mit mehr als 70 Plätzen nach dem Konzerntarif bezahlt werden müssten.

    Die Industrie befürchtet im Falle eines Streiks Folgen für die Exportnation Deutschland: Für einen Streik würde Deutschland einen hohen Preis zahlen müssen, warnte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, in der "Bild am Sonntag". "Ein Streik wäre doppelt bitter in einer wirtschaftlich sensiblen Phase: Gerade jetzt sind die endlich wieder erstarkenden Unternehmen ganz besonders auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen." Zuvor hatte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer gefordert, den Streik in letzter Minute auf dem Verhandlungsweg zu verhindern.

    Lufthansa und Germanwings bieten betroffenen Passagieren kostenlose Stornierungen oder Umbuchungen an. Auf den innerdeutschen Strecken kann auf die Bahn ausgewichen werden. Zudem wollen die Airlines für die Betreuung der Fluggäste sorgen, die auf Flughäfen festsitzen. Nicht bestreikt werden Lufthansa-Regionalpartner wie Cityline oder Eurowings, die auf weniger stark nachgefragten Routen unterwegs sind. An normalen Tagen befördern Lufthansa und ihre Regionalpartner im Schnitt rund 150 000 Passagiere. (dpa)

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