Zum Tag der Arbeit haben die Gewerkschaften in Bayern ein Umsteuern in der Rentenpolitik gefordert. Die geplante weitere Absenkung des Rentenniveaus müsse unverzüglich gestoppt werden, damit Altersarmut nicht zu einem Massenphänomen werde, sagte Bayerns DGB-Chef Matthias Jena bei seiner Rede in Passau. „Wenn die Krankenschwester, der Postbote, die Einzelhandelskauffrau oder der Koch nach langem Arbeitsleben nur noch eine Rente unterhalb des Sozialhilfeniveaus bekommt, dann stimmt etwas mit unserem Rentensystem nicht“, sagte er. Die gesetzliche Rente müsse Schutz bieten vor sozialem Abstieg und Armut im Alter. „Das Rentenniveau in Bayern ist eine Schande für dieses reiche Land“, fügte Jena hinzu.
Ähnlich äußerte sich auch Petra Reinbold-Knape, Mitglied im Hauptvorstand der IG BCE, auf dem Rathausplatz in Augsburg. In Bayern bekomme ein Mann im Durchschnitt 1050 Euro Rente, eine Frau um die 600 Euro, sagte sie. „Angesichts dieser Zahlen muss man feststellen: Die Altersarmut steht vor der Tür. Wer Geld für die Bankenrettung hat, muss auch Geld in die Rente stecken können“, so Reinbold-Knape. Die Höhe der gesetzlichen Renten dürfe nicht sinken. Dies sei auch Ausdruck des „Respekts für die Lebensleistung der Menschen“.
Gleichzeitig forderte die IG Metall Arbeitgeber zu mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten auf. „Die Menschen wollen Arbeitszeiten, die zu ihrem Leben passen, statt Arbeit ohne Ende“, sagte Bayerns IG Metall-Chef Jürgen Wechsler in seiner Rede in Bamberg. Der Gewerkschafter kündigte an, das Thema in der nächsten Tarifrunde ganz oben auf die Agenda zu setzen.
Auf der zentralen Veranstaltung in Gelsenkirchen sprach sich DGB-Chef Reiner Hoffmann auch für das Ende des „Befristungswahns“ aus. „Arbeitgeber fordern ständig sichere Rahmenbedingungen für ihre Geschäfte, aber ihren Beschäftigten verweigern sie diese Sicherheit“, sagte er. Deutschlandweit nahmen rund 360000 Menschen an den Kundgebungen teil – etwas weniger als in den Jahren zuvor. In Augsburg kamen 1400 Teilnehmer. Die Kundgebungen standen unter dem Motto: „Wir sind viele. Wir sind eins.“ (skro, dpa, epd)