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Arbeitsmarkt öffnet sich für Osteuropa: Experten erwarten jährlich bis zu 150.000 Zuwanderer nach Deutschland

Arbeitsmarkt öffnet sich für Osteuropa

Experten erwarten jährlich bis zu 150.000 Zuwanderer nach Deutschland

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    Experten erwarten jährlich bis zu 150.000 Zuwanderer nach Deutschland
    Experten erwarten jährlich bis zu 150.000 Zuwanderer nach Deutschland

    Europäische Union, diverse Institute und Agentur für Arbeit sprechen von unterschiedlichen Zahlen zwischen 100.000 und maximal 150.000 Arbeitnehmern, die fortan jährlich nach Deutschland kommen könnten. "Davon wird ungefähr die Hälfte aus Polen stammen", sagte EU-Sozialkommissar Laszlo Andor Welt Online. Uneinig sind sich die Experten jedoch darüber, welche konkreten Auswirkungen die Arbeitsmarktöffnung für die deutsche Wirtschaft haben wird.

    Die Mehrheit sieht darin eine Option, den deutschen Arbeitskräftemangel in wichtigen Industrie- und Dienstleistungsbranchen zu reduzieren. Außerdem würden Schwarzarbeit und Scheinselbstständigkeit zurückgehen sagte Andor der Welt Online. "Das alles wird zu mehr Wohlstand und einem zusätzlichen Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent im Jahr in Deutschland führen."

    Auch die bayerische Wirtschaft verspricht sich von der Arbeitnehmerfreizügigkeit große Chancen für Unternehmen. Gerade im wirtschaftlichen Aufschwung brauche es einen europaweiten Arbeitsmarkt, sagte der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt.

    Da die erwarteten Zuwanderer fast ausschließlich im erwerbsfähigen Alter seien, trügen sie maßgeblich zur Produktion bei und erhöhten zumindest geringfügig das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Zu dieser Einschätzung kommt eine Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB). Darin wird mit einer Zuwanderung von rund 100.000 bis 135.000 Arbeitnehmern pro Jahr gerechnet.

    Gesperrter Arbeitsmarkt

    Arbeitnehmer aus acht mittel- und osteuropäischen Staaten haben ab 1. Mai das Recht in Deutschland zu arbeiten. Zu den Ländern zählen Polen, Ungarn, Estland, Lettland, Litauen, Tschechien, Slowenien und die Slowakei. Sie waren der EU im Zuge der ersten Osterweiterung zum 1. Mai 2004 beigetreten. Anders als beispielsweise Großbritannien, die Niederlande oder Schweden machte die Bundesrepublik damals von einer Übergangsregelung Gebrauch, die eine Öffnung des Arbeitsmarktes erst sieben Jahre nach der Erweiterung zulässt. Für Rumänien und Bulgarien, die der Union 2007 beitraten, gilt diese Sperrfrist noch.

    Kein Massenansturm

    Genau in dieser zögerlichen Haltung der Bundesregierung aus Angst vor vermeintlichen Belastungen für den deutschen Arbeitsmarkt sieht Klaus Zimmermann, Direktor des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), einen großen Fehler. "Die begehrten Fachkräfte aus Osteuropa haben sich bereits längst in anderen attraktiven Regionen der Welt niedergelassen."  Heute zeige sich, dass die Qualifizierten aus den östlichen Nachbarländern - die Deutschland gut hätte gebrauchen können - stattdessen in Länder gewandert sind, die ihre Grenzen bereits frühzeitig geöffnet hätten. Dafür seien Menschen mit unzureichender Ausbildung und Ältere trotz aller Restriktionen dennoch aus dem Osten Europas nach Deutschland gekommen und hätten die Nettozuwanderung erhöht.

    In der Folge erwartet Zimmermann von der neuen Arbeitsmarktfreizügigkeit kaum positive Folgen für Deutschland. Befürchtungen, es könne jetzt zu einem Massenansturm von Arbeitnehmern aus Osteuropa kommen, seien unbegründet. AZ, dadp, dpa

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