Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Insolvenz in Augsburg: Ex-Mitarbeiter von Weltbild bangen um ihr Geld

Insolvenz in Augsburg

Ex-Mitarbeiter von Weltbild bangen um ihr Geld

    • |

    Wer derzeit mit Mitarbeitern der Augsburger Verlagsgruppe Weltbild spricht, merkt, dass die Verwerfungen der Insolvenz Wut und Enttäuschung hervorrufen. „Das Stimmungsbild unter den Leuten ist schlecht“, sagt ein Mitarbeiter am Telefon. „Die Leute sind unzufrieden.“

    Weltbild-Mitarbeiter psychisch und körperlich angeschlagen

    Für die Weltbild-Mitarbeiter hat die Gewerkschaft Verdi einen Info-Blog eingerichtet. Dort ist zu lesen, dass „die Mitarbeiter sauer“ sind. Ein Beschäftigter schreibt, in den letzten Monaten habe er 13 Kilo Gewicht verloren, es gebe keine Möglichkeit, nachts richtig und gedankenfrei durchzuschlafen. Dabei war im Mai die Nachricht, der Finanzinvestor Paragon wolle in Weltbild investieren, mit Erleichterung aufgefasst worden. Wo liegt die Ursache des Unmuts?

    Weltbild hat Abfindungen noch nicht vollständig ausbezahlt

    Ein Hauptgrund ist die Frage, wann die Abfindungen an die entlassenen Mitarbeiter ausgezahlt werden. Einem nach der Insolvenz geschlossenen Tarifvertrag zufolge sollten alle Mitarbeiter, die in die Transfergesellschaft gewechselt sind, die erste Hälfte ihrer Abfindung zum 1. Juni erhalten. Die zweite Hälfte sollte gezahlt werden, wenn ihr Arbeitsvertrag in der Transfergesellschaft ausläuft. Bedingung für das Geld war, dass am 1. Juni „ein Investor unterschrieben hat“, wie Verdi seinerzeit schrieb. Dies war dem Eindruck nach geschehen: Denn am 12. Mai hatte Weltbild gemeldet, dass Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und der Münchner Finanzinvestor Paragon Partners „einen entsprechenden Vorvertrag unterzeichnet“ haben. Die Entlassenen rechneten damit mit der Auszahlung der ersten Hälfte ihrer Abfindung, deren Höhe auf 45000 Euro gedeckelt worden ist; viele Beschäftigte bekommen deutlich weniger. Am 1. Juni aber kam bei ihnen kein Geld an.

    Der Insolvenzverwaltung zufolge sind die Abfindungen aber nicht gefährdet: „An den Tatsachen hat sich nichts verändert“, sagte gestern der Sprecher von Insolvenzverwalter Geiwitz, Patrick Hacker, unserer Zeitung. „Paragon Partners möchte sich in der kommunizierten Form bei Weltbild engagieren, die entsprechenden Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren und der Tarifvertrag mit dem Passus zu den Abfindungen hat ebenfalls nach wie vor Bestand.“

    Die entscheidende Stelle in der Tarifvereinbarung sei, dass ein „rechtskräftiger“ Vertrag oder Vorvertrag vorliegen musste, damit zum 1.6. die Abfindungen hätten ausgezahlt werden können. „Da dies nicht der Fall war, wird in Abstimmung zwischen Verdi und dem Insolvenzverwalter ein neues Datum festgesetzt.“ Alle Mitarbeiter der Transfergesellschaft sollen in Kürze mit einem Brief ausführlich informiert werden, so Hacker.

    Weltbild: Mitarbeiter wechselten in Transfergesellschaft

    Im März hat Weltbild 656 Beschäftigten gekündigt. Die meisten Mitarbeiter sind bereits in die Transfergesellschaft gewechselt, andere folgen noch, da der Prozess in mehreren Wellen vonstattengeht. Daneben aber gibt es immer wieder Spekulationen aus dem Unternehmen, dass ein zweiter Personalabbau folgen könnte, bevor Paragon den Kaufvertrag unterzeichnet. Die dabei genannten Zahlen schwanken zwischen 250 und null. Ausgemacht ist offenbar noch nichts.

    Weltbild hat die Mietverträge für das bisherige halbrunde Zentralgebäude an der Steinernen Furt im Augsburger Industriegebiet Lechhausen gekündigt. Bislang war von einem Umzug in ein benachbartes Gebäude die Rede (Deutsche Papier). Es könnte aber auch anders kommen: Nach Informationen unserer Zeitung hat sich Paragon in Augsburg auch Büros im Gebäude der früheren Walter Bau AG angesehen (Atrium-Palast).

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden