So recht nachvollziehen können wohl nur die wenigsten, was derzeit im Süden Augsburgs passiert: Auf freiem Feld wird ein neuer Forschungsstandort aus dem Boden gestampft. Es geht um „Ressourceneffizienz“. Experten sollen hier an Technologien feilen, die helfen, Material und Energie zu sparen – bei der Fertigung, aber auch beim Einsatz der erzeugten Produkte. Millionen an Steuergeldern fließen in dieses Projekt. Der „Innovationspark“, wie er heißt, er soll zum Jobmotor für die ganze Region werden.
Die ersten Gebäude im Augsburger Innovationspark sind eröffnet
Kann er das wirklich leisten? Alles nur ein frommer Wunsch oder bald tatsächlich Wirklichkeit? Michael Kupke hat eine klare Meinung dazu. Wer sich mit ihm unterhält, bekommt ein Gespür dafür, welchen Stellenwert das Augsburger Vorhaben schon heute in der Industrie genießt. Der 46-Jährige arbeitete lange in der Entwicklung des Flugzeugbauers Airbus. Ein Traumjob für viele in der Branche.
Vor eineinhalb Jahren kehrte er dem Unternehmen den Rücken. Er ging nach Augsburg, wurde Teil des Innovationspark-Teams. Es sei die Aufbruchstimmung, die ihn überzeugt habe, erzählt Kupke. Das Konzept, auf dem der Wirtschaftsstandort seine künftige Entwicklung aufbauen will. Der Ingenieur stieg beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein, er übernahm einen Lehrstuhl am Institut für Ressourcenmanagement der Uni Augsburg. Er ist sicher: „Der Plan wird aufgehen.“ Für ihn und für die Region.
Gestern haben Kupke und seine Forscherkollegen eine erste wichtige Etappe auf dem Weg zu diesem Ziel abgeschlossen. Das DLR und das Forschungsinstitut Fraunhofer haben ihre neuen Gebäude offiziell eröffnet. Sie sind damit die Ersten, die ihre Arbeit im Innovationspark aufnehmen. Etwa 60 Experten arbeiten daran, Verfahren für die Leichtbauproduktion zu verbessern. Eine Schlüsselrolle spielen dabei Faserverbundstoffe.
Auch die Uni Augsburg wird sich in dem Innovationspark ausbreiten
Schon heute wird dieses Material bei der Produktion in der Automobil- und Luftfahrtindustrie eingesetzt. Es ist leicht, Flieger und Autos sind damit energiesparender unterwegs. Aber weil die Verbundstoffe oft noch von Hand verarbeitet werden, ist der Einsatz teuer. Fraunhofer und DLR wollen mit ihrer Arbeit in Augsburg die Verfahren weiter automatisieren. Ziel ist es, die entwickelten Technologien in die industrielle Serienfertigung zu übersetzen.
Herzstück des DLR-Zentrums ist eine europaweit einmalige Roboterzelle, die zusammen mit Kuka entwickelt wurde. „Wir haben hier etwas geschaffen, das für die Zukunft Bayerns enorm wichtig ist“, sagt Heinz Voggenreiter, der Direktor des DLR-Instituts. Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil sprach bei der Eröffnung von einem „Meilenstein“. Doch die Institutsgebäude sind erst der Anfang. Gleich daneben wird bis Frühjahr 2015 das Technologiezentrum entstehen. Hier können sich Firmen einmieten, um in unmittelbarer Nähe zur Forschung und deren Einrichtungen die eigenen Produktionsverfahren voranzutreiben.
Auch die Uni Augsburg wird sich auf dem Forschercampus ausbreiten. Langfristig, so hofft man, sollen regionale Betriebe und Großbetriebe ihre Entwicklungsabteilungen hier ansiedeln. Und so hoffentlich tausende Arbeitsplätze schaffen.