Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Kommentar: Draghi will die Deutschen zu Schuldenmachern erziehen

Kommentar

Draghi will die Deutschen zu Schuldenmachern erziehen

    • |
    EZB-Präsident Mario Draghi greift die Sparsamkeit an. Ein Kommentar.
    EZB-Präsident Mario Draghi greift die Sparsamkeit an. Ein Kommentar. Foto: Boris Roessler (dpa)

    Der Preis des Euro wird immer höher. Zwar profitiert Deutschland als Exportnation stark von der Währung. Dem steht aber die verheerende Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank entgegen. FDP-Chef Lindner warnt zu Recht: „Der Euro darf nicht zu einer Lira werden.“ Und der Liberale fordert Finanzminister Schäuble zu mehr Widerstand gegen die Abschaffung des Zinses auf – natürlich vergeblich.

    Auf dem Spiel stehen grundsätzliche finanzpolitische Werte: Im guten Willen, reformschwachen Ländern wie Italien und Griechenland zu helfen, verübt EZB-Chef Draghi einen Generalangriff auf alles, was in Deutschland in Gelddingen lange heilig war. Wer die Zinsen abschafft und die Finanzmärkte mit billigen Krediten flutet, erklärt der von Schäuble gelobten „Schwäbischen Hausfrau“, also dem Prinzip der Sparsamkeit, den Krieg. Hier untergräbt der Ex-Investmentbanker Draghi eine auf solides Haushalten ausgerichtete Mentalität. Wenn Geld im Überfluss zu Schleuderpreisen geliehen werden kann, wird Schuldenmachen als gute Tat propagiert.

    Nullzinspolitik ist fatal

    Was für eine verkehrte Welt, was für eine Umkehrung aller Verhältnisse! Und auch auf die Gefahr hin, konservativ-spießig zu wirken: Was für ein moralischer Verfall! Dabei haben viele Deutsche, die den Zweiten Weltkrieg und die Hungerjahre danach erleben mussten, ihren Nachfahren mitgegeben: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Die neue EZB-Welt verlangt nach anderen Sprüchen, vielleicht diesem: Gebe dein Geld rechtzeitig aus, sonst bestraft dich Draghi.

    Welche fatalen Konsequenzen diese Politik hat, zeigt sich bei der privaten Altersvorsorge. Im Draghi-Universum sind alte Lehren wie die des deutschen Denkers Gellert keinen Pfennig mehr wert. Der Dichter hatte noch geschrieben: „Wer in der Jugend spart, der darbt im Alter nicht.“ Dank Draghi wird es jedoch schwieriger, neben der gesetzlichen Rente Geld auf lange Sicht für den Lebensabend gewinnbringend beiseitezulegen. Schließlich gründen viele zentrale Formen der privaten Altersvorsorge darauf, dass sich vernünftige Zinsen erwirtschaften lassen. Weil das nur schwer möglich ist, treibt der EZB-Boss die Anleger in die Aktienmärkte und zum Immobilienkauf. Beide Optionen sind risikobehaftet und stehen vor allem wohlhabenden Bürgern offen.

    Hält die bisher weitgehend erfolglose Politik der EZB auf Dauer an, droht in Deutschland mehr Menschen Altersarmut. Schuldnerberatungsstellen können sich vor Arbeit dann nicht mehr retten. Selbst reichere Menschen dürfen sich nicht auf der sicheren Seite wähnen. Auch bei ihnen kann die Draghi-Falle zuschnappen. Wer sein Glück allein an den mit höheren Renditen lockenden Aktienmärkten sucht, setzt schnell auf das falsche Pferd und erlebt, wie mit einst empfohlenen Papieren der pleitegegangenen US-Bank Lehman Brothers, böse Überraschungen.

    Nicht minder frustrierend kann der zweite Ausweg aus dem Draghi-Dilemma sein: Wegen günstiger Hypothekenzinsen verschulden sich viele Bürger enorm, um zum Teil schon heute überteuerte Immobilien zu kaufen. Wenn die Blase platzt, ist das Gejammer groß.

    Draghi attackiert Wert der Sparsamkeit

    Draghi attackiert den Wert der Sparsamkeit, auch indem er Bürger zum Leichtsinn animiert. Das gefährdet die Akzeptanz des Euro in Deutschland. Ein Notenbanker muss Vorbild sein. Der EZB-Chef lehnt aber nicht mal die verrückte Idee kategorisch ab, über dem Euro-Land Konsum-Gutscheine der Zentralbanken zur Ankurbelung der Konjunktur abzuwerfen. Das wäre die endgültige Bankrotterklärung seiner Politik. Mit einer solchen Aktion würden Leistung und der Wert des Geldes entwertet.

    Die Geldpolitik der EZB verändert unsere Mentalität

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden