Unflexibel, hierarchisch und wenig familienfreundlich: Erste Ergebnisse einer Studie des Karrierenetzwerks Xing und der Martktforschungsfirma Statista stellen Arbeitgebern kein gutes Zeugnis aus. Die heute in Hamburg vorgestellten Auswertungen zeigt, dass fast die Hälfte der Vorgesetzten Überstunden von ihren Mitarbeitern erwartet. Zudem komme ein Drittel der Chefs den Angestellten bei Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen nicht entgegen.
Für die Untersuchung wurden laut Xing mehrere tausend Arbeitnehmer befragt. Beim Thema Flexibilität klaffen "Wunsch und Wirklichkeit auseinander". Obwohl 45 Prozent der Arbeitgeber von ihren Mitarbeitern Überstunden erwarteten, zeigten sich die Chefs andersherum weniger offen: Einer Mehrheit der Arbeitnehmer (52 Prozent) werde nicht zugestanden, dass sie ihre Arbeitszeit frei gestalten. Jeder Vierte (26 Prozent) gab zudem an, dass der Arbeitgeber ihm nicht die Freiheit einräume, auf private Angelegenheiten schnell und flexibel zu reagieren.
Kinderbetreuung und Angehörigenpflege sind für viele Chefs ein Problem
Ein ähnliches Bild zeichneten die Befragten bei der Kinderbetreuung und der Pflege von Angehörigen. 40 Prozent der Angestellten gaben zwar an, dass ihr Arbeitgeber sich hier flexibel zeige. 30 Prozent aber erklärten, dass der Vorgesetzte ihnen in diesen Fragen nicht entgegenkomme.
Auch längerfristige Auszeiten sind für viele Befragten unmöglich. So konnte nur die Hälfte derjenigen, die eine längere Auszeit anstrebten, diese in vollem Umfang nehmen. Viele Angestellte mussten sich mit kürzeren Auszeiten begnügen. 14 Prozent gaben sogar an, dass ihr Arbeitgeber ihnen die Auszeit gar nicht gewährt habe.
In Deutschland herrschen strenge Hierarchien
Die Arbeitswelt in Deutschland zeichnet sich der Studie zufolge in weiten teilen durch eine hierarchische Struktur aus. 66 Prozent der Befragten gaben an, dass der "offizielle Weg" auf jeden Fall eingehalten werden müsse und "allenfalls bei Kleinigkeiten" Ausnahmen möglich seien. 46 Prozent wünschten sich mehr Zusammenarbeit über Hierarchieebenen und Abteilungsgrenzen hinweg.
Der Vorstandsvorsitzende von Xing, Thomas Vollmoeller, erklärte, den ersten Studienergebnissen zufolge seien in vielen Unternehmen "die Ideale des 'New Work' - zum Beispiel Vereinbarkeit von Familie und Beruf, demokratische Strukturen statt starrer Hierarchien sowie Führung nach Ergebnissen statt Arbeitszeit - noch nicht angekommen".
Für die repräsentative Studie wurden nach Angaben von Xing 4000 Arbeitnehmer aus verschiedenen Berufen im März und April dieses Jahres befragt. Die vollständigen Studienergebnisse sollen am 28. April vorgestellt werden. AFP