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Aktien: Die Patrizia AG zahlt auch dieses Jahr keine Dividende

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Die Patrizia AG zahlt auch dieses Jahr keine Dividende

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    Die Augsburger Patrizia AG ist seit 2006 börsennotiert.
    Die Augsburger Patrizia AG ist seit 2006 börsennotiert. Foto: Anne Walll

    Börsianer müssen sich den ironischen Spruch von Carl Fürstenberg auch noch heute anhören. Der 1933 gestorbene deutsche Bankier glaubte, Aktionäre seien dumm und frech. Dumm, weil sie ihr Geld anderen Leuten ohne ausreichende Kontrolle anvertrauten und frech, weil sie Dividenden forderten, also für ihre Dummheit auch noch belohnt werden wollten. Der Wahrheitsgehalt der Erkenntnis sei dahingestellt, aber eines ist auf alle Fälle bis heute gültig: Aktionäre dürsten vor allem nach drei Dingen.

    Fehlende Dividenden erregen den Unmut der Patrizia-Aktionäre

    Wenn Manager an allen Ecken des magischen Börsianer-Dreiecks für Wohlgefallen sorgen, ist die Welt in Ordnung und das jährliche Treffen der Aktionäre verläuft friedlich. Bei der Augsburger Patrizia AG, einem der führenden Immobilien-Investmenthäuser Europas, regt sich aber trotz blendender Geschäftszahlen Aktionärsunmut.

    Obwohl der Jahresgewinn nach Steuern zuletzt von 134,46 auf 256,26 Millionen Euro gestiegen ist, zeigten sich Kleinaktionäre auf der gestrigen Hauptversammlung in Augsburg in Kritiklaune. Denn Rendite allein reicht ihnen nicht. Zwei Dinge vermissen die schon etwas älteren Anleger bei Patrizia: Zum einen befriedigt sie der Aktienkurs nicht, der auch am Donnerstag leicht nachgab und bei gut 16,8 Euro landete. Noch im Dezember 2015 stand die Aktie bei über 25 Euro. Im Jahr 2006, als die Firma an die Börse ging, wurden die Papiere der AG zu je 18,50 Euro ausgegeben. Was Aktionäre zum anderen trotz allem Respekts vor dem Erfolg des Managements wütend macht, ist das erneute Ausbleiben einer Dividende. Die Patrizia Immobilien AG hat in ihrer Börsengeschichte nur einmal – und das für 2006 in Höhe von 15 Cent je Aktie – einen solchen klassischen Bonus gezahlt.

    Immerhin bekommen die Mitinhaber des Unternehmens auch für das Geschäftsjahr 2016 – und damit zum sechsten Mal in Folge – Gratisaktien. So erhält jetzt jeder Anteilseigner für zehn Papiere eines zusätzlich. Trotzdem mucken Kleinaktionäre auf. Ein Mann mit grasgrünem T–Shirt, auf dem „Tipp-Kick“ steht, geht zum Rednerpult. Gerd Verdion ist 61, trägt das graue, volle Haar nach hinten zu einem Zopf gebunden und sagt an die Adresse des Patrizia-Chefs Wolfgang Egger, der ebenso zur Männer-Zopffraktion gehört: „Sie wissen, was jetzt kommt.“ Einige Gäste der Hauptversammlung lachen. Sie kennen den Mann. Der Redner macht seinem Unmut über die wieder ausbleibende Dividende Luft: „Das Geld sprudelt und nichts kommt bei uns rüber!“ Verdion ist mit seiner Frau aus dem Badischen angereist. „Wir fühlen uns wohl in Augsburg und schauen uns auch die Stadt an“, verrät er am Rande des Treffens. Zum Patrizia-Vorstand gewandt, meint der Aktionär dann frech: Das mit den Gratisaktien sei doch nur Augenwischerei. Ironisch fügt er hinzu: „Oder glaubt jemand, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet?“

    Patrizia-Chef Eggers setzt auf eine langfristige Strategie

    Später, als der kampfeslustige Karlsruher erneut ans Rednerpult tritt, erleidet er eine Niederlage. Verdion bittet alle Aktionäre die Hand zu heben, die lieber eine direkt in Geld ausgezahlte Dividende als Gratispapiere wollen. Doch nur wenige Hände gehen in die Höhe.

    Ob es an der Hitze liegt? Oder wohl eher daran, dass doch viele Anteilseigner mit der Arbeit Eggers und seinem Team zufrieden sind? Denn der Patrizia-Chef, dem 51,62 Prozent des Unternehmens gehören, ist stolz darauf, dass die Firma in den vergangenen zehn Jahren alle Gewinne in das Unternehmen reinvestiert hat. Aus seiner Sicht wird sich der Verzicht der Aktionäre auf eine Dividende langfristig auszahlen. Denn auch wegen dieser Politik sitzt die sparsam-schwäbische Patrizia AG auf einer prall gefüllten Übernahmekasse. Von 700 Millionen Euro Liquidität berichten die Manager. Egger will mit der Firma weltweit gerade durch Zukäufe wachsen. Es seien dabei nicht nur eine große Akquisition, sondern auch mehrere kleine vorstellbar, stellt der Patrizia-Chef in Aussicht.

    Noch beflügelt das nicht die Fantasie der Börsianer. Die Manager hoffen jedoch, dass sich das rasch ändert, wenn Patrizia eine Übernahme bekannt gibt. Steigt der Kurs dann wieder über 20 Euro, sieht die Welt der Patrizia-Aktionäre deutlich besser aus. Sollte auch noch irgendwann eine Dividende folgen, wären alle drei Dinge erfüllt, die Börsianer lieben, eben Gewinn, Bonus und satter Aktienkurs. Jetzt hätte selbst der Mann im grünen T-Shirt nichts mehr zu meckern.

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