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Weltbild-Insolvenz: Der Sanierungsplan für Weltbild steht

Weltbild-Insolvenz

Der Sanierungsplan für Weltbild steht

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    Der Sanierungsplan für den insolventen Weltbild-Konzern steht offenbar. Der Neustart der Gruppe solle in den kommenden Monaten durch Kostensenkungen in zweistelliger Millionenhöhe erreicht werden, berichtet das Manager Magazin. Bis zum Weihnachtsgeschäft sei vorgesehen, dass das Unternehmen wieder Gewinne mache. Nach der in den nächsten Wochen angestrebten Vermögensübertragung auf eine neue Firma werde diese mit 100 Millionen Euro Eigenkapital ausgestattet und schuldenfrei sein. 20 Millionen Euro davon seien frisches Geld vom neuen Mehrheitseigner Paragon Partners.

    Bis zu 200 Stellen bedroht

    Vor der endgültigen Vertragsunterzeichnung müsse noch die Zahl der Beschäftigten ausverhandelt werden, schreibt das Magazin. Dies könne noch einmal den Abbau von bis zu 200 Stellen bedeuten. Die tatsächliche Zahl stehe aber noch nicht fest, heißt es im Beitrag unter Berufung auf nicht näher genannte Kreise. Informationen unserer Zeitung zufolge sind rund 120 Stellen bis Ende Mai bedroht. Die Süddeutsche Zeitung berichtete von rund 100 Stellen.

    Die katholische Kirche ist nicht mehr im Boot

    Der Niedergang von Weltbild

    Mit Pornoliteratur fing vor knapp zweieinhalb Jahren der Niedergang des Weltbild-Verlages an.

    Dass ausgerechnet ein von der katholischen Kirche getragenes Medienunternehmen Geld mit Erotikangeboten oder Esoterikbüchern macht, sorgte für Schlagzeilen und stürzte die Augsburger Verlagsgruppe in die Krise.

    Seitdem hat sich Weltbild nicht mehr erholt. Der Insolvenzantrag ist der vorläufige traurige Höhepunkt der Entwicklung bei dem Konzern mit mehr als 6000 Beschäftigten und etwa eineinhalb Milliarden Euro Umsatz.

    Als im Oktober 2011 das Erotikangebot bei Weltbild bekannt wurde, trat zunächst der von der Kirche entsandte Aufsichtsratsvorsitzende zurück. Dann preschte der Kölner Kardinal Joachim Meisner vor und verlangte eine Trennung von Weltbild.

    Seitdem wurde breit darüber diskutiert, wie sich die Diözesen von Weltbild trennen können. Eine Stiftung war im Gespräch, eine Lösung gab es nicht. Die Beschäftigten appellierten dabei immer wieder an die soziale Verantwortung der Bischöfe.

    Doch nicht nur der Wirbel um Buchtitel wie "Zur Sünde verführt" oder "Das neue Kamasutra" setzte dem Unternehmen zu. Im Wettbewerb mit Online-Gigant Amazon hatten es die Augsburger zunehmend schwer mit ihrem eher klassischen Katalog-Versandhandel.

    Seinen stationären Buchhandel hatte Weltbild im Jahr 2007 mit der Familie Hugendubel zusammengelegt. Das damals gegründete Gemeinschaftsunternehmen betreibt seitdem die Filialen unter etlichen Markennamen wie "Hugendubel", "Weltbild plus", "Jokers" sowie die Karstadt-Buchabteilungen.

    Dass die angeschlagene Verlagsgruppe zuletzt ihre zweiköpfige Geschäftsführung extra um den Sanierungsexperten Josef Schultheis erweiterte, konnte Weltbild nicht mehr retten. Er sollte den Umbau des Hauses in Richtung digitalem Handel beschleunigen.

    Möglicherweise kam dieser Schritt zu spät: Obwohl Weltbild im Weihnachtsgeschäft sogar etwas über dem Plan lag, musste das Unternehmen im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres (30. Juni) Einbußen bei Umsatz und Ergebnis verbuchen.

    "Das auch für die nächsten drei Jahre erwartete geringere Umsatzniveau verdoppelt den Finanzierungsbedarf bis zur Sanierung", begründete das Unternehmen den Insolvenzantrag.

    Die Gewerkschaft Verdi warf der Kirche umgehend vor, sich aus der Verantwortung zu stehlen.

    Erst im Oktober wurde bekannt, dass Weltbild in Augsburg ihren Kundendienst auslagern will - 140 Mitarbeiter sind davon betroffen. Doch weitere konkrete Zahlen und detaillierte Planungen zur Sanierung waren seit jeher von Weltbild kaum zu erfahren. Denn was Transparenz anging, operierte das Unternehmen ähnlich verschwiegen wie der große Konkurrent Amazon.

    Der Sprecher des Insolvenzverwalters, Patrick Hacker, sprach von einer „Spekulation“. Über solche Pläne müsste zunächst mit dem Betriebsrat gesprochen werden. Die Verhandlungen zwischen Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und Paragon verliefen planmäßig und kämen zügig voran, erklärte Hacker allerdings. Dabei wollte er sich nicht festlegen, ob sie noch im Mai oder erst im Juni abgeschlossen werden könnten. Die katholische Kirche als Alt-Eigentümer werde im Unterschied zu den Gläubigerbanken von Weltbild an dem neuen Unternehmen nicht mehr beteiligt sein.

    Die Bistümer als bisherige Eigentümer begrüßten den Einstieg von Paragon: „Die aktuelle Entwicklung der Beteiligung des Finanzinvestors Paragon an der Verlagsgruppe Weltbild GmbH ist aus kirchlicher Sicht begrüßenswert“, sagte Weltbild-Aufsichtsratschef Peter Beer unserer Zeitung. Beer ist Generalvikar des Erzbistums München-Freising. „Mit dieser Lösung wurde seitens des Insolvenzverwalters ein Weg gefunden, die Verlagsgruppe Weltbild – einschließlich des Filialgeschäfts – als Ganzes zu erhalten und damit möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern“, kommentierte Beer. Mit dem Einstieg des Finanzinvestors Paragon werde „der vorläufige Endpunkt der Sanierung der Verlagsgruppe Weltbild erreicht“, die die Kirche unter anderem durch ein Massedarlehen mit ermöglicht habe.

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