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Lichtmarkt: Den Trend verschlafen: Darum muss Osram Stellen streichen

Lichtmarkt

Den Trend verschlafen: Darum muss Osram Stellen streichen

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    Links die LED-Lampe und rechts die klassische Glühbirne: Alle sechs bis acht Monate kommt eine neue Generation Leuchtdioden (LED) auf den Markt.
    Links die LED-Lampe und rechts die klassische Glühbirne: Alle sechs bis acht Monate kommt eine neue Generation Leuchtdioden (LED) auf den Markt. Foto: Osram (dpa)

    Das Tempo ist atemberaubend: Alle sechs bis acht Monate kommt eine neue Generation Leuchtdioden (LED), bei denen der Strom Halbleiterkristalle zum Leuchten anregt, auf den Markt. Die Preise verfallen rasant.

    Das ist Osram

    Der Name "Osram" setzt sich zusammen aus den beiden Metallen Osmium und Wolfram, die früher bei der Herstellung von Glühlampen verwendet wurden.

    Die Marke Osram gibt es seit 1906, die Osram Werke wurden 1919 gegründet, als AEG, Siemens und die Auer-Gesellschaft ihre Glühlampenproduktion zusammenlegten. Von 1978 an gehörte Osram alleine Siemens.

    Seit seinem Börsengang 2013 ist Osram eine eigenständige AG. Kritiker werfen Osram vor, zu langsam auf neue Entwicklungen wie die LED zu reagieren und zu sehr an der Herstellung traditioneller Leuchtmittel festzuhalten.

    Der grundlegende Wandel auf dem Lichtmarkt - weg von der Glühbirne, hin zur LED-Technik - macht dem Unternehmen seit längerem zu schaffen.

    Osram gehört international zu den führenden Herstellern von Leuchtmitteln. Der wichtigste Produktbereich ist die Allgemeinbeleuchtung. Das Unternehmen beschäftigte nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2014 über 34.000 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von knapp 5,1 Milliarden Euro.

    Der Hauptsitz der Firma ist in München. Weltweit betreibt Osram 33 Werke in 14 Ländern, in Deutschland unter anderem in Augsburg, Schwabmünchen, Eichstätt und Berlin.

    Im August 2014 übernahm Osram das italienische Entertainment-Lichtunternehmen Clay Paky. Spezialisiert sind die Italiener auf die Entwicklung und den Bau von beweglichen Schweinwerfern für die Unterhaltungsbranche.

    Das Lampen-Geschäft mit Glühbirnen und LEDs will der Leuchmittelhersteller zukünftig ausgliedern. Der Aufsichtsrat stimmte im Juni 2015 einer Abspaltung zu: Die betroffenen Sparten mit rund 12.000 Beschäftigten und einem Umsatz von rund 2 Milliarden sollen selbstständig werden.

    In der Region hat Osram bereits mehrere hundert Stellen der Werke in Augsburg und Schwabmünchen gestrichen. Am Standort Augsburg sind noch rund 1100 Frauen und Männer angestellt.

    "Die europäischen Hersteller haben die Dynamik der Entwicklung deutlich unterschätzt", sagt Sebastian Durst von der Unternehmensberatung Roland Berger. Er rechnet damit, dass Technologien auf Basis von LED und organischen Leuchtdioden (OLED) den weltweiten Lichtmarkt im Jahr 2020 mit einem Anteil von 80 Prozent gemessen am Umsatz dominieren werden. Vor einigen Jahren waren Branchenexperten noch von einem deutlich geringeren Anteil ausgegangen.  

    Der Trendsetter heißt LED

    "2009/2010 stand die Energiesparlampe noch im Fokus als energiesparender Ersatz von Glühlampen", sagt Jürgen Waldorf, Geschäftsführer Fachverband Licht im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Doch der Markt für LED-Beleuchtung und Lampen habe sich schneller entwickelt als erwartet. "Trendsetter ist heute LED."  

    Die günstigsten LED-Lampen gibt es für unter 10 Euro

    Der Megatrend LED verschlingt Milliarden für Forschung und Entwicklung und die Umstellung der Produktion - Geld, das erst einmal verdient werden muss. Doch das ist angesichts des aggressiven Preiskampfes nicht einfach. Um bis 40 Prozent sinken die Preise bei bestehenden LED-Lampen Roland Berger zufolge jährlich. Die Verbraucher freut es: Eine LED-Lampe, die einer Leistung von 60 Watt entspricht und in die altbekannte Glühbirnenfassung passt (LED Retrofit), ist inzwischen für unter 10 Euro zu haben.

    Hinzu kommt: Die Lebensdauer der LED-Lampen, die 80 Prozent weniger Energie als die klassische Glühbirne verbrauchen, liegt nach Angaben der Industrie bei mindestens 30 Jahren. Glühbirnen, die wegen gesetzlicher Regelungen - nicht nur in Europa - weitgehend ausgedient haben, gingen dagegen spätestens nach einigen Jahren kaputt. Und auch die hierzulande wenig beliebten Energiesparlampen halten nicht ewig. 

    Europäische Unternehmen setzen auf Designprodukte und komplette Lichtsysteme

    Dominiert wird die LED-Herstellung von asiatischen Unternehmen. Mehr als 80 Prozent der Produktionskapazitäten für LED-Lampen finden sich Durst zufolge in Asien. "Die europäischen Hersteller versuchen sich derzeit mit Designprodukten wie LED-Leuchten oder kompletten Lichtsystemen zum Beispiel im Bereich Architektur zu etablieren. Dort sind die Gewinnmargen deutlich höher als bei den Lampen", sagt Durst. 

    Osram: 7 800 Jobs sind in Gefahr

    Doch dies bedeutet zugleich den Umbau bestehender Strukturen. Die Folgen sind bitter: Osram will in den kommenden drei Jahren bundesweit etwa 1 700 Jobs streichen. Weltweit sind es rund 7 800. Die Kürzungen treffen vor allem die Herstellung traditioneller Leuchtmittel, den Vertrieb und die Verwaltung. Ähnlich ergeht es dem niederländischen Philips-Konzern, der seine traditionsreiche Beleuchtungssparte vom übrigen Geschäft trennen und sich dazu in zwei eigenständige Unternehmen aufspalten will. dpa

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