Zahlreiche Studenten, die seinerzeit mit der Dresdner Bank einen Studienkredit abgeschlossen hatten, sind von der Commerzbank, die die Dresdner übernommen hatte, mit Überziehungszinsen von bis über 18 Prozent belastet worden. So lautet der Vorwurf der ehemaligen Kreditnehmer, die nun gegen das zweitgrößte Geldhaus Deutschlands klagen wollen. Wie die "Financial Times Deutschland (FTD)" am heutigen Montag berichtet, seien die Studenten nicht rechtzeitig darüber informiert worden, dass die Auszahlungsphase des Kredits abläuft.
Rückzahlungsmodalitäten waren bis zum Laufzeitende nicht klar
Der so genannte Flexi-Studienkredit war von der Dresdner Bank von 2006 bis 2009 angeboten worden. Anders als bei Studienkrediten, die z.B. von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergeben werden, sollten Modalitäten wie die Höhe der Tilgungsraten, der Zinssatz und die Dauer der Rückzahlungsphase erst bei Fälligkeit des Kredits festgelegt werden. Für die Studenten wurde ihr Kredit damit zu einem unkalkulierbaren Vabanque-Spiel.
Umschuldungskreditverträge brachten zusätzlichen Profit
Wie die "FTD" weiter berichtet, hätten viele Commerzbank-Berater bei Fälligwerden des Kredits auf die Festlegung der Rückzahlungsmodalitäten verzichtet und stattdessen umgehend die Kreditnehmer in ein Umschuldungsangebot hineingedrängt. Sie seien vor die Wahl gestellt worden, entweder mit einem neuen Kreditvertrag umzuschulden oder den Kreditbetrag in einer Summe zurückzuzahlen. Nach Angaben des Kieler Rechtsanwalts Helge Petersen, der sich auf Bankrecht spezialisiert hat, und der mittlerweile etwa 30 Geschädigte vertritt, sei auch die Umschuldung bewusst in die Länge gezogen worden, um zusätzlich Überziehungszinsen zu kassieren. Diese würden sich laut "FTD" in einem Fall auf 4.000 Euro belaufen.
Studienfinanzierung: Was man wissen sollte
Vor Beginn des Studiums
Bevor man einen Studienkredit aufnimmt, sollte man sich eingehend mit anderen Finanzierungsmöglichkeiten befassen. Hierunter fallen zum Beispiel die finanzielle Unterstützung durch die Eltern oder ein Bafög-Antrag. Bei herausragenden schulischen Leistungen sollte auch über ein Stipendium nachgedacht werden. Kalkulieren Sie knapp und reduzieren Sie die Auszahlungsraten, sobald Sie jobben können. Eine Änderung der Ratenhöhe ist oft monatlich, bei der KfW halbjährlich möglich.
Bafög oder Studienkredit?
Zumindest günstiger als jeder Studienkredit ist das Bafög. Diese Form der staatlichen Förderung wird in Abhängigkeit des eigenen Einkommens und des des Einkommens der Eltern gezahlt. Über die Regelungen informiert das Bundesbildungsministerium. Ein weiterer Vorteil im Vergleich zum Studienkredit ist, dass das Bafög unter Umständen nicht vollständig zurückgezahlt werden muss. Bei Studienkrediten besteht unter anderem die Gefahr, mit so genannten variablen Zinssätzen in eine unkalkulierbare Schuldenfalle zu laufen. Achten Sie unbedingt auf einen festen Zinssatz und eine Stundung der Zinsen in der Auszahlungsphase, sonst sinkt schrittweise der Auszahlungsbetrag. Zu empfehlen ist der Studienkredit der KfW: Er verfügt über sehr moderate Tilgungsraten und eine Rückzahlungsphase von maximal 25 Jahren.
Die Finanzierung der Examensphase
Die in aller Regel zinslosen Studienabschlussdarlehen der Darlehenskassen sind eine günstige Alternative zu Bankangeboten. Das Studentenwerk der örtlichen Universität kann hierzu Auskunft geben.
Studienfinanzierung mithilfe von Bildungsfonds
Beim Modell des Bildungsfonds investieren Anleger in die Berufsaussichten junger Hochschulabsolventen. Die Studienunterstützung erfolgt in Form einer Auszahlung in monatlichen Raten. Die Finanzierung wird von den führenden Unternehmen CareerConcept AG und Deutsche Bildung angeboten.
Sudieren mit Stipendium
Viele wollen ein Stipendium, weil es die günstigste Form der Studienfinanzierung ist. Doch nur etwa drei Prozent der Studierenden in Deutschland sind Stipendiaten. Das Antragsverfahren bei den elf großen Stiftungen und Begabtenförderwerken in Deutschland ist aufwendig und stellen die Bewerber nicht selten vor große Hürden. Allerdings ist es ein Märchen, dass nur Einser-Abiturienten die Chance auf ein Stipendium haben. Gesellschaftliches Engagement wird vielfach höher bewertet. Zudem ist es wichtig, den Grundsätzen der Stiftung nahezustehen. patm