Wenn es im Himmel eine Abteilung für Autodesigner gibt, dann hat sie künftig einen neuen Vorsitzenden. Der Italiener Sergio Pininfarina war bereits zu Lebzeiten eine Ikone dieser Zunft.
Die von ihm entworfenen Fahrzeuge hatten eine Leichtigkeit und Eleganz, die ihresgleichen suchte. Und das gilt nicht nur für Ferrari-Modelle, wie den 250 GT oder den Dino, die ihn berühmt machten, sondern auch für diverse Peugeots, Fords, Volvos, Mitsubishis.
Die italienische Tageszeitung La Stampa bezeichnete ihn als „Giganten des italienischen Designs“, Kollegen als „Avantgardist der Autoform“. Pininfarina war einer, der Autos für die Ewigkeit schuf.
Mit dem Tod von Sergio Pininfarina endet eine Ära
Mit seinem Tod endet eine Ära. Der Italiener hat in seiner Branche Maßstäbe für kommende Generationen gesetzt. Am Ende freilich soll der Tod eine Erlösung für den 85-jährigen Designer gewesen sein, der aufgrund seiner Verdienste in Italien zum Senator auf Lebenszeit ernannt worden war. Er starb, wie es heißt, an einer langen schweren Krankheit.
Die letzten Lebensjahre gestalteten sich schwierig. Pininfarina, der längst Industrieller und nicht mehr Zeichner war, musste zusehen, wie sein Familienunternehmen am Rande des Abgrunds taumelte. 2009 hatte die Firma Berichten zufolge rund 600 Millionen Euro Schulden. Fabriken mussten geschlossen werden. Das Management hatte übersehen, dass die großen Hersteller inzwischen exklusive Kleinserien selbst herstellen konnten und auf Pininfarina nicht mehr angewiesen waren. Die Aufträge blieben aus, man rutschte in die roten Zahlen.
Dazu kam, dass 2008 Pininfarinas Sohn Andrea, der die Firma leitete, bei einem Autounfall ums Leben kam. Heute sei vom Lebenswerk nicht viel mehr übrig als der klangvolle Name, heißt es.
Sergio Pininfarina hat Maschinenbau studiert
Als Sergio Farina wurde der spätere Designer am 8. September 1926 in Turin geboren. In seiner Heimatstadt sowie in den Vereinigten Staaten und Großbritannien studierte er unter anderem Maschinenbau. Schon sein Vater war einer der prägenden Autodesigner Italiens. In den 60er Jahren übernahm er die von Battista „Pinin“ Farina gegründete Designfirma. Damals gab er dem Unternehmen einen neuen Namen. Farina fügte den Spitznamen seines Vaters, „Pinin“, zu seinem eigenen dazu. Dafür gab es eine Ausnahmegenehmigung des Staatspräsidenten. Pininfarina war geboren.
Sergio Pininfarina war gegenüber der Automobilbranche kritisch eingestellt
Trotz seines Erfolges war der Stardesigner auch der Autobranche gegenüber kritisch eingestellt und prognostizierte: „Der Niedergang des Individualfahrzeugs ist unübersehbar. Ich glaube nicht, dass wir in 50 Jahren noch am Steuer des eigenen Mobils sitzen.“
Pininfarina war der Ansicht, dass alle Transportmöglichkeiten miteinander verbunden und aufeinander abgestimmt sein sollten. Die Anforderungen an ein umweltsauberes Automobil würden dann auf den Freizeit- und Spaßbereich wechseln, sagte er.
Sergio Pininfarina hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.