Im Bankrottprozess gegen Anton Schlecker hat der ehemalige Drogeriemarktunternehmer erstmals persönlich die Vorwürfe der Anklage zurückgewiesen. "Ich erinnere mich nicht an Liquiditätsprobleme, die ich für nicht überwindbar gehalten hätte", las Schlecker eine schriftlich verfasste Stellungnahme vor. Er habe keine Entscheidung oder Verfügung getroffen, um Gläubiger zu benachteiligen.
Er übernehme die unternehmerische Verantwortung. Allerdings betonte Schlecker: "Für mich gab es kein unternehmerisches Scheitern. Ich war sehr erfolgsverwöhnt." Er sei bis zuletzt davon überzeugt gewesen, das Unternehmen fortführen zu können.
Schlecker meldete 2012 Insolvenz an
Wer ist die öffentlichkeitsscheue Familie Schlecker?
Die Familie Schlecker steht vor Gericht: Anton Schlecker, seine Frau Christa, die Kinder Lars und Meike. Über sie ist wenig bekannt. Die Schleckers scheuen die Öffentlichkeit, nachdem die beiden Kinder im Jahr 1987 entführt worden waren.
Anton Schlecker: Der 72-Jährige ist der große Unbekannte. Selbst örtliche Politiker und Wirtschaftsvertreter haben kaum Kontakt zu ihm. Nach der Pleite soll sich Anton Schlecker auch von Vertrauten zurückgezogen haben. Der gelernte Metzgermeister eröffnete 1975 den ersten Schlecker-Markt. Bereits zwei Jahre später betrieb er schon mehr als 100 Filialen. Er baute ein Imperium auf und beschäftigte in Glanzzeiten mehr als 55 000 Menschen. Konkurrent Dirk Roßmann, der Schlecker und dessen Frau seit Jahren kennt, sagte jüngst in einem Beitrag des SWR: "Fleißig waren die beiden, unglaublich." Außerdem seien sie hilfsbereit und großzügig gegenüber Freunden.
Im Geschäft hingegen achtete Anton Schlecker auf jeden Cent. Er und seine Frau wurden in den 1990er Jahren zu zehn Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von einer Million Euro verurteilt, weil sie hunderte Mitarbeiter jahrelang unter Tarif bezahlt hatten. "Aber ich muss deutlich sagen: Er ist ein Geschäftsmann, kein Unmensch", sagte Sohn Lars einmal dem Manager Magazin über seinen Vater.
Christa Schlecker: Über Anton Schleckers Frau ist am wenigsten bekannt. Sie wird als "resolut" beschrieben. Christa Schlecker galt als enge Vertraute Antons und soll zusammen mit ihm das berüchtigte Kontrollnetz über Mitarbeiter errichtet haben.
Lars Schlecker: Der heute 45-Jährige saß mit in der Geschäftsführung des Schlecker-Imperiums. Er wurde an der European Business School in London ausgebildet und machte im Jahr 2000 an der Steinbeis-Hochschule in Berlin seinen Master of Business Administration. Zu Zeiten des Internet-Hypes sammelte Lars Schlecker unternehmerische Erfahrungen als Gesellschafter des B2B-Portals Surplex.com.
Mit seiner Schwester verbindet Lars Schlecker eine schreckliche Erfahrung. An Weihnachten 1987 wurden die Schlecker-Kinder entführt. Vater Anton handelte die Lösegeldforderung der Erpresser von 18 auf 9,6 Millionen Mark herunter. Das Geld wurde gezahlt, die Kinder konnten sich aber selbst befreien. Nach einem Bankraub wurden die Entführer 1998 gefasst.
Meike Schlecker: Lars' zwei Jahre jüngere Schwester (43) legte eine mustergültige Karriere vor. Sie studierte an der renommierten IESE Business School in Barcelona, ist aber schon etwa seit dem Jahr 2000 im Unternehmen beschäftigt. Meike Schlecker war es, die sich 2012 vor Journalisten stellte, um die Pleite zu verkünden. Es war der erste öffentliche Auftritt der Schlecker-Familie seit dem Prozess gegen die Entführer der Kinder im Jahr 1999. dpa
Fragen der Staatsanwaltschaft wollte Schlecker noch nicht beantworten. Die Anklage wirft Schlecker vor, vorsätzlich Bestandteile seines Vermögens, das den Gläubigern zugestanden hätte, vor der Insolvenz im Jahr 2012 beiseite geschafft zu haben. Außerdem soll der 72-Jährige den Zustand des Unternehmens im Konzernabschluss falsch dargestellt und vor dem Insolvenzgericht unrichtige Angaben gemacht haben. Mit auf der Anklagebank sitzen seine Frau Christa und seine beiden Kinder.
Europas ehemals größte Drogeriekette Schlecker hatte im Januar 2012 Insolvenz angemeldet. Mehr als 25.000 Menschen in Deutschland und genau so viele im Ausland verloren ihren Arbeitsplatz. dpa
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