Tagelang wurde hinter verschlossenen Türen beraten, erst am Montag sickerte etwas nach außen: Wie mehrere Medien berichteten, haben sich Tengelmann, Edeka und Rewe im Schlichtungsverfahren zur Zukunft der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann auf einen Interessensausgleich geeinigt, der den Weg für eine Übernahme der Kette durch Edeka frei macht. Allerdings ist wohl noch kein abschließendes Ergebnis in Sicht, auch heute wird wohl noch weiter verhandelt.
Das Schlichtungsverfahren wurde von Altkanzler Gerhard Schröder geleitet. Der verdiente an dieser Rolle aber quasi nichts – er hat symbolisch einen Euro bekommen. Das sagte das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage unserer Zeitung. Geld für andere Ausgaben Schröders sind ebenfalls nicht geflossen, wie sein Büro in Berlin mitteilte: „Es gab keine Aufwandsentschädigungen, Erstattung von Anfahrtskosten, Spesen oder Ähnliches.“
Fall Tengelmann ist etwas Besonderes
Dabei ist die Schlichtung keine leichte Aufgabe, denn der Fall Tengelmann ist zumindest in zwei Punkten etwas Besonderes, wie Anja Weber, Landesschlichterin im Arbeitsministerium Nordrhein-Westfalen, erläutert: Zum einen aufgrund der hohen Anzahl an betroffenen Jobs und zum anderen dadurch, dass gleich fünf unterschiedliche Parteien mittelbar oder unmittelbar betroffen seien – neben Rewe, Edeka und Tengelmann die Gewerkschaft Verdi sowie Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Allerdings betont Weber: „Jede Schlichtung ist anders.“
Formale Voraussetzungen, um Schlichter zu werden, gibt es ihr zufolge nicht. Er müsse vor allem glaubwürdig und unvoreingenommen sein. „Bei großen öffentlichkeitswirksamen Verfahren wählt man oft Leute, die auch ein Gewicht haben – so wie Herr Schröder im Fall Tengelmann“, sagt Weber.
Dass Altkanzler Schröder nur einen symbolischen Euro für seine Schlichterrolle bekommen hat, dürfte ihm finanziell aber nicht wehtun – Schröder hat nach dem Ende seiner Kanzlerschaft 2005 neben einigen Ehrenämtern auch mehrere Nebenjobs, die ihm Geld einbringen: Sein bekanntester ist wohl der Vorsitz im Gesellschafterausschuss der Nord Stream AG, deren Anteile zu 51 Prozent dem russischen Energieversorger Gazprom gehören. Neuerdings sitzt der Altkanzler auch im Aufsichtsrat von Hannover 96. Des Weiteren kann Schröder als Redner gebucht werden. Das ist nicht gerade günstig: Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen wird Schröder für Gastauftritte auf 50000 bis 75000 Euro taxiert.
Auch die Anfahrtskosten dürften für den Schlichter nicht hoch gewesen sein: Die Verhandlungen finden in Hannover statt, dort lebt Altkanzler Schröder nach der Trennung von seiner vierten Ehefrau Doris Schröder-Köpf. (mit dpa)