"Eine neue Generation verlangt aus gerechtem Grund die Hauptrolle." Ministerpräsident Mariano Rajoy würdigte den Beitrag des Königs zur Demokratie in Spanien. Regierungen und Königshäuser in Europa lobten die politische Rolle, die Juan Carlos nach der Franco-Diktatur eingenommen hatte. Kritiker forderten eine Volksabstimmung über die Monarchie, die zuletzt mit Skandalen zu kämpfen hatte. Tausende Spanier kamen am Abend in mehr als 20 Städten zu antimonarchistischen Kundgebungen zusammen.
Wann der 46 Jahre alte Felipe, der jüngste Sohn von Juan Carlos und Ehefrau Sofía, den Thron besteigen wird, ist noch unklar. Rajoy rief das Kabinett für diesen Dienstag zu einer Sondersitzung zusammen, um das gesetzgeberische Verfahren in die Wege zu leiten. Wie aus dem Königshaus verlautete, wurde erwartet, dass die Prozedur etwa drei bis sechs Wochen dauern würde.
Juan Carlos ist seit 1975 Staatsoberhaupt und leitete nach der Franco-Diktatur den Übergang zur Demokratie ein. Er hat seit langem gesundheitliche Probleme und musste mehrere Hüftoperationen über sich ergehen lassen. Außerdem hatte zuletzt eine Korruptionsaffäre dem Ruf des Palastes zugesetzt. Die Entscheidung zur Abdankung traf der König Medienberichten zufolge bereits im Januar.
Die Ankündigung kam für die Spanier dennoch überraschend. Der Monarch hatte eine Abdankung bislang strikt ausgeschlossen. Er wählte den Zeitpunkt so, dass sein Thronverzicht nicht als ein Anzeichen von Schwäche ausgelegt werden konnte: Sein Gesundheitszustand hatte sich zuletzt verbessert; die Forderungen in der Öffentlichkeit nach einer Abdankung waren verstummt.
Sein Sohn, der mit Prinzessin Letizia (41) zwei Töchter hat, wird nun König Felipe VI. Er ist nach den Worten Rajoys bestens vorbereitet für den Thron. Felipe hat in Madrid Jura studiert und in den USA einen Master in Internationalen Beziehungen gemacht. Er ist auch Offizier des Heeres, der Luftwaffe und der Marine. Juan Carlos sagte, Felipe habe die "Reife, die Vorbereitung und das nötige Verantwortungsbewusstsein, um das Amt des Staatsoberhauptes zu übernehmen und eine neue Etappe der Hoffnung einzuleiten". Spanien steckt immer noch in einer Wirtschaftskrise.
Juan Carlos zeigte sich kurze Zeit nach seiner Ansprache gut gelaunt und wie erleichtert. Beim Anblick von Journalisten scherzte er: "Ihr habt Euch noch nie so sehr für mich interessiert wie heute."
Die großen Parteien der Konservativen und der Sozialisten würdigten die Verdienste des Monarchen. "Er ist das beste Symbol unseres Zusammenlebens in Frieden und Freiheit", sagte Rajoy. Der König sei nach dem Ende der Franco-Diktatur (1939-1975) der wichtigste demokratische Antreiber gewesen.
Die Vereinte Linke sowie mehrere Parteien in Katalonien und im Baskenland verlangten dagegen ein Refrendum über die Monarchie und riefen zu antimonarchistischen Kundgebungen auf. Allein in Madrid folgten nach ersten Angaben der Polizei Tausende Monarchiegegner dem Aufruf, in Barcelona wurde die Zahl der Demonstranten auf etwa 3000 beziffert.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hob hervor, der König habe eine sehr wichtige Rolle für den Übergang Spaniens in eine Demokratie gespielt. Ähnlich äußerten sich der französische Präsident François Hollande und der britische Premierminister David Cameron.
Damit Felipe zum neuen König gekrönt werden kann, muss noch eine Nachfolge-Regelung vom Parlament verabschiedet werden. Eine Abdankung des Monarchen ist im spanischen Rechtssystem bislang nicht geregelt. In der Verfassung wird dazu auf ein gesondertes Gesetz verwiesen, das aber bisher nicht verabschiedet wurde. "Ich hoffe, dass das Parlament in kurzer Frist den Kronprinzen zum neuen König ernennen kann", sagte Regierungschef Rajoy.
Juan Carlos wurde im November 1975 gekrönt. Ihm haftete zunächst der Ruf an, ein Zögling des Diktators Francisco Franco zu sein. Der Monarch führte jedoch die Diktatur nicht fort, sondern verzichtete auf Machtbefugnisse und gab den Anstoß zu demokratischen Reformen.
Das Ansehen des Königs hatte zuletzt aber gelitten. Ein Jagdausflug ins afrikanische Botsuana empörte 2012 die Spanier, die mitten in einer großen Wirtschaftskrise steckten. Zudem erschütterte eine Korruptionsaffäre den Palast: Königstochter Cristina steht im Verdacht, in einen Finanzskandal um ihren Ehemann Iñaki Urdangarín verwickelt zu sein. In Umfragen sank zuletzt die Zustimmung für den König. Juan Carlos hat mit Königin Sofía (75) drei Kinder: Elena (50), Cristina (48) und Felipe. (dpa)
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