Lukas Podolski, das ist Ihr sechstes Turnier mit der Fußball-Nationalmannschaft. Sind Sie inzwischen ein deutscher Führungsspieler?
Podolski: Ich habe mich nie in eine Rolle oder Position in einer Mannschaft gedrängt. Es geht bei einer Weltmeisterschaft immer nur um die Mannschaft. Ich gebe Gas, im Training, im Spiel. Es ist egal, ob ich in der Anfangsformation stehe oder eingewechselt werde. Es geht um 100 Prozent. Bei jedem.
Es ist Ihre dritte Weltmeisterschaft. Ist das besonders für Sie?
Podolski: Eine Weltmeisterschaft in Brasilien ist etwas Besonderes. Es ist meine dritte, aber eine in Brasilien ist speziell, die Atmosphäre in Brasilien ist besonders.
Ziel der Mannschaft: um den WM-Titel mitzuspielen
Was ist Ihr persönliches Ziel?
Podolski: Es geht in Brasilien nicht um meine persönlichen Ziele. Wenn wir unser Ziel als Mannschaft am Ende verfehlen sollten, wären doch alle persönlichen Leistungen völlig unwichtig. Es geht bei einer Weltmeisterschaft immer nur um die Mannschaft. Wir sind 23 Spieler. Und wenn man jeden einzelnen Spieler fragt, wird es immer um das Ziel der Mannschaft gehen, nämlich um den Titel mitzuspielen.
Vermissen Sie Köln?
Podolski: Köln vermisst man immer. Ich bin Kölner, Köln ist meine Heimat, meine Stadt, mein Herz.
Was ist London für Sie?
Podolski: London ist meine zweite Heimat.
Podolski: "Der Wechsel zum FC Arsenal war hundertprozentig richtig."
Gehen Sie als Spieler des FC Arsenal anders in eine Weltmeisterschaft als einer des 1. FC Köln?
Podolski: Ich spiele in der Premier League, der stärksten Liga der Welt, ich habe Champions League gespielt. Das ist anders als beim 1. FC Köln. Es ist ein großer Schritt vom FC zum FC Arsenal. Aber ich wollte das so. Und es hat mich fußballerisch weiter gebracht. Es hat mich in jeder Hinsicht weitergebracht. Der Wechsel zum FC Arsenal war hundertprozentig richtig. Ich habe mit dem FC Arsenal den FA Cup gewonnen. Aber das ist jetzt schon wieder Wochen her. Es geht immer weiter. Du kannst dich nie ausruhen, es gibt immer neue Ziele, weil die alten mit der Zeit ihre Bedeutung verlieren.
Hat der FC Arsenal ihr Leben verändert?
Podolski: Vielleicht hat es meinen Stellenwert verändert. Aber als Mensch hat es mich nicht verändert. Und das ist auch gut so. Ich bin zufrieden mit mir, ich muss mich nicht verändern.
Deutschland gegen Portugal: Montag wird ein schwieriges Spiel
Wie schätzen Sie den ersten Gegner Portugal ein?
Podolski: Portugal ist gefährlich. Portugal ist Cristiano Ronaldo, Portugal ist die Nummer vier in der Welt. In Deutschland glauben schon alle, das Achtelfinale sei eine sichere Bank. Das ist gefährlich. Denn Montag wird ein ganz schwieriges Spiel, in dem wir unsere maximale Leistung abrufen müssen.
Ist das erste Spiel einer Weltmeisterschaft richtungweisend?
Podolski: Das erste Spiel einer Weltmeisterschaft ist immer besonders. Du gehst in dieses Spiel und willst es unbedingt gewinnen. Wenn du es gewinnst, gibt dir das einen großen Schub. Wenn du es verlierst, werden Fragen gestellt, kommen Zweifel auf, ob du alles richtig machst. Obwohl ich gern das erste Spiel verliere, wenn ich das letzte gewinne (lacht).
Miroslav Klose als einziger Mittelstürmer
Ist es ein Nachteil, in Miroslav Klose nur einen Mittelstürmer im Aufgebot zu haben?
Podolski: Das ist eine Frage, die der Bundestrainer beantworten muss. Ich glaube, wir haben genügend Offensivspieler. Und es ist kein Nachteil, mit Miroslav Klose nur einen nominellen Mittelstürmer zu haben. Bei der Weltmeisterschaft 2006 habe ich mit Miro Doppelspitze gespielt, das hat auch funktioniert. Wichtig ist, dass alle unsere Stürmer funktionieren.
Hat die Verletzung von Marco Reus die Mannschaft geschwächt?
Podolski: Das hat uns nach dem Spiel gegen Armenien schon beschäftigt. Marco Reus war in sehr guter Verfassung. Es ist sehr bedauerlich für Marco. Wir als Mannschaft müssen jetzt aber nach vorne schauen.
Das Ziel: Weltmeister werden
Und wie lautet das Ziel dieser Mannschaft?
Podolski: Ich habe immer gesagt, dass wir Weltmeister werden wollen. Wenn eine deutsche Mannschaft zu einem Turnier fährt und es nicht gewinnt, ist das immer eine Enttäuschung.
Wie erleben Sie das Campo Bahia, abgeschieden vom wirklichen Leben?
Podolski: Wir sind hier, um uns auf eine WM zu konzentrieren. Und uns gewissenhaft vorzubereiten. Es ist egal, ob du von 20 oder 100 Polizisten bewacht wirst. Wir fliegen am Samstagabend nach Salvador. Dann haben wir noch einen Tag. Und dann geht es los. Und da müssen wir am Optimum sein. Andere Fragen stellen sich nicht.