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WM 2014: Manuel Neuer: Jeder gibt sein letztes Hemd

WM 2014

Manuel Neuer: Jeder gibt sein letztes Hemd

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    Jeder ordnet sich dem Ziel unter - Torwart Manuel Neuer freut sich auf das Halbfinale gegen Brasilien.
    Jeder ordnet sich dem Ziel unter - Torwart Manuel Neuer freut sich auf das Halbfinale gegen Brasilien. Foto: Odd Andersen, afp photo

    Wie beurteilen Sie die Spielweise der Brasilianer?

    Neuer: Sie spielen sehr aggressiv. Das Spiel wird nicht zu vergleichen sein mit den Partien zuvor. Dadurch, dass Neymar ausfällt, verteilt sich das Spiel der Brasilianer auf mehrere Leute. Jetzt sind sie als Team gefragt. Es ist schade, dass Neymar nicht dabei ist. Wir wollen gegen die besten Brasilianer spielen. Wichtig ist, dass der Schiedsrichter gut leitet. Brasilien ist heiß, wir sind es auch.

    Brasilien hat die meisten Fouls begangen, Deutschland die wenigsten. Stört Sie die Härte des Gegners?

    Neuer: Alle Spieler tragen Schienbeinschoner. Das ist ein Scherz. Wir können mit gesunder Härte umgehen. Wir hatten schon ein paar Fouls gegen uns und sind immer wieder aufgestanden. Wir können schon was abhaben. Wir haben auch eine gesunde Härte, aber nie unfair gespielt.

    Haben Sie Elfmeterschießen trainiert?

    Neuer: Ich beschäftige mich immer mit dem Gegner. Man muss an sich glauben, an die Entscheidungen von innen, und nicht nach Papier oder Statistik gehen.

    Wie wichtig ist eine gute Defensive?

    Neuer: Nur über eine stabile Abwehr können wir Spiele gewinnen. Wir haben uns in diesem Turnier in der Defensivleistung gesteigert. Das hat das Spiel gegen Frankreich gezeigt. Wenn wir das steigern, haben wir Chancen, ins Finale zu kommen.

    Was hat sich seit der WM 2010 geändert?

    Neuer: Wir können nicht mehr so frech aufspielen. 2010 sind wir unterschätzt worden. Durch unsere Spielweise wurden wir berechenbar. Wir müssen jetzt ein bisschen sachlicher und unattraktiver spielen, damit sich der Gegner nicht auf uns einstellen kann.

    Ein Halbfinale gegen Brasilien, ein Top-Duell. Das muss doch für jeden Spieler etwas Besonderes sein.

    Neuer: Ich freue mich auf solche Spiele. Auf die Atmosphäre. Gegen Brasilien im eigenen Land zu spielen, ist noch mal etwas ganz anderes. Die Atmosphäre wird grandios sein. Diese Erlebnisse, die saugt man auf. Wichtig ist, dass wir an unsere Stärken glauben und uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wir dürfen nicht versuchen, diese Atmosphäre abzublocken, sondern müssen sie annehmen.

    Müssen Sie persönlich Ihre Spielweise ändern?

    Neuer: Ich habe auch im letzten Spiel meine Spielweise angepasst. Gegen Frankreich musste ich nicht so große Ausflüge machen. Da war mein Torwartspiel gefragt, ich war eher im Sechzehner aktiv. Gegen Algerien war das anders. Da war ich auch als Fußballer gefragt.

    Bekommen Sie etwas von dem Hype mit, der in Deutschland um die Nationalmannschaft herrscht?

    Neuer: Ja, das bekommt man mit, natürlich. Aber ich bin jetzt nicht der Spieler, der sehr viel liest oder im Internet recherchiert. Nicht wie Thomas Müller, der immer auf dem neuesten Stand ist und überall mitreden kann.

    Holland hat im Elfmeterschießen den Torwart gewechselt. Ist das auch in der deutschen Mannschaft vorstellbar?

    Neuer: Vorstellbar ist alles. Aber es wird nicht der Fall sein. In 120 Minuten wird unser Wechselkontingent ausgeschöpft sein. Wir haben einen sehr intelligenten Trainer. Der regelt das schon.

    Ist aus dem Mitfavoriten Deutschland jetzt der Topfavorit geworden?

    Neuer: Alle, die im Halbfinale stehen, haben gute Chancen. Es kommt auf die Tagesform an. Und die war bei uns bisher immer gut. Wir haben uns in jedem Spiel gesteigert und haben immer verdient gewonnen. Das Unentschieden gegen Ghana war eine Ausnahme. Wir konnten uns in einen kleinen Lauf spielen, nachdem wir gegen Algerien den Kopf aus der Schlinge gezogen haben.

    Mit dem Spiel gegen Portugal, das ja immerhin mit 4:0 gewonnen wurde, waren Sie nicht so zufrieden?

    Neuer: Nein. Als wir elf gegen elf gespielt haben, haben wir keine gute Leistung gezeigt. Dann ist alles für uns gelaufen. Wir haben einen Elfmeter bekommen, die Portugiesen einen Platzverweis. Als beide Mannschaften komplett waren, waren wir nicht die bessere Mannschaft.

    Würden Sie Mitspielern bei Fehlern an den Hals gehen, wie das Oliver Kahn gemacht hat?

    Neuer: Man merkt mir schon an, ob ich zufrieden bin. Ich bin ein erfolgshungriger Spieler. Für mich zählt der Erfolg der Mannschaft. Natürlich kann ich auch mal sauer sein. Wer schon Interviews mit mir geführt hat, weiß das.

    Ist das die WM der Torwarte?

    Neuer: Die Torhüter spielen eine entscheidende Rolle. Wir haben viele gute Leistungen gesehen. Auch bei den sogenannten kleineren Nationen gab es klasse Torhüter. Das freut mich sehr. Man lernt nie aus und guckt sich Sachen ab.

    Ist der Teamgeist in der deutschen Mannschaft außergewöhnlich?

    Neuer: Ich glaube, dass wir uns da verbessert haben gegenüber 2010. Wenn man sieht, wie die Bank mitfiebert, dann wird dadurch das Zusammengehörigkeitsgefühl demonstriert. Ich habe vielleicht als Torwart ein bisschen mehr Zeit, um das alles mitzubekommen. Auch außerhalb des Platzes herrscht eine positive Stimmung. Keiner ist beleidigt, wenn er nicht spielt. Jeder ordnet sich dem Ziel unter.

    Die deutsche Elf ist sieben Kilometer mehr gelaufen als die Franzosen, obwohl sie geführt hat.

    Neuer: Das zeigt, dass wir fit sind. Jeder gibt sein letztes Hemd.

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