"Ich weiß von Oliver Bierhoff, dass die Idee der Spieler spontan aus der Emotion und Freude heraus entstanden ist", teilte Niersbach mit.
"Sie sind alle absolut anständige und faire Sportsleute, die sich über niemanden lustig machen, sondern einfach nur ausgelassen mit den Fans feiern wollten. Es tut uns leid, wenn dies bei einigen falsch und missverständlich rüber gekommen ist", hieß es in der Mitteilung.
Unter dem Hashtag "#gauchogate" verteidigten viele Twitter-Nutzer die Tanzeinlage und regten sich ihrerseits über die öffentliche Entrüstung auf. Mehrere deutsche Medien kritisierten den Scherz der sechs Nationalspieler am Dienstag unter anderem als "Schnapsidee" (Welt.de) oder "üble Persiflage" (Faz.net).
Bei der Feier auf der Berliner Fanmeile machten sich am Dienstag Miroslav Klose, André Schürrle, Shkodran Mustafi, Mario Götze, Roman Weidenfeller und Toni Kroos über den Finalgegner lustig. Sie liefen tief gebückt auf die Bühne und sangen in Anspielung auf die Argentinier: "So gehen die Gauchos, die Gauchos gehen so." Daraufhin richteten sie sich auf: "So gehen die Deutschen, die Deutschen, die gehen so." Die deutsche Elf hatte Argentinien im WM-Finale am Sonntag mit 1:0 nach Verlängerung bezwungen.
DFB-Chef Niersbach erklärte, er wolle dem Präsidenten des argentinischen Fußballverbandes, Julio Grondona, in einem Brief deutlich machen, dass "die Aktion in keinster Weise despektierlich gemeint war. Wir haben größten Respekt vor Argentinien, beste Beziehungen zum dortigen Verband und freuen uns auf das baldige Wiedersehen beim Länderspiel in Düsseldorf."
Die argentinische Sportzeitung "Olé" kritisierte die Szene nüchtern als "polemisch". In den meisten argentinischen Medien wurde das Thema allerdings nicht weiter hochgespielt.
Der englische "Mirror" lobte die deutsche Siegesfeier sogar als "anarchisch, chaotisch and fast surreal". "Ich weiß nicht, warum die Jungs das gemacht haben. Die Aktion war unnötig. Ich habe den Sinn gar nicht verstanden", sagte der ehemalige argentinische Bundesliga-Profi Rodolfo Esteban Cardoso dem Sender Sport1. "Ich glaube aber nicht, dass sie uns bösartig verarschen wollten."
"Armes Presse-Deutschland .... Wie kann man selbst den größten Erfolg kaputt machen wollen?", fragte der ehemalige Weitsprung-Europameister Sebastian Bayer auf Twitter. "Unsportlich, aber kein neuer Nationalismus", meinte der Grünen-Politiker Jürgen Trittin in dem sozialen Netzwerk.
"Wahrscheinlich wäre ein anderes Lied besser gewesen, aber die Vorwürfe von Rassismus und deutscher Überheblichkeit finde ich übertrieben", meinte Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte bei der Deutschen Sportjugend. "Fankultur lebt ja von Zuspitzungen." Es sei zwar etwas anderes, wenn Nationalspieler statt Fans einen solchen Tanz aufführten. Das Gaucho-Lied sei aber einfach eine Persiflage auf die Stimmungslage nach einem Fußballspiel. "Die einen schlurfen eben traurig nach Hause und die anderen singen und tanzen." (dpa)
Internetseite Victor Hugo Morales