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Biathlon-WM: Magdalena Neuner: Schluss mit lustig

Biathlon-WM

Magdalena Neuner: Schluss mit lustig

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    Man ahnt, warum Magdalena Neuner ihre Karriere beendet. Ihre Verehrung nahm in den tagen von Ruhpolding beinahe kultische Züge an.
    Man ahnt, warum Magdalena Neuner ihre Karriere beendet. Ihre Verehrung nahm in den tagen von Ruhpolding beinahe kultische Züge an. Foto: dpa

    Das waren nicht die Worte, die Magdalena Neuner nach ihrem letzten WM-Rennen sagen wollte: „Es hat keinen Spaß gemacht.“ Kein Lachen. Nur ein kurzer Gruß zu den Fans auf der Tribüne, dann floh Neuner in die Umkleidekabine. Irgendjemand hatte ihr einen Blumenstrauß in die Hand gedrückt. Rote Rosen. Es war Neuners letztes Rennen auf deutschem Boden. Nächste Woche steht noch das Weltcupfinale im fernen Sibirien an, dann ist die Karriere der 25-Jährigen zu Ende. Das gestrige Massenstartrennen sollte der glänzende Schlusspunkt einer rauschhaften Weltmeisterschaft werden. Es wurde ein enttäuschender Lauf auf Platz zehn. Ein mühsamer, beschwerlicher Kampf bei Nieselregen auf weichem Schnee, den die Norwegerin Tora Berger gewann.

    Die Mannschaft rettete Neuner

    Nichts war geblieben vom Vortag. Als die deutsche Frauen-Staffel Gold gewann. Mit Neuner. Trotz Neuner. Als knapp 30 000 die Chiemgau-Arena bei strahlendem Sonnenschein in ein Tollhaus verwandelt hatten. Als Neuner die Schwächste der Mannschaft war, am Schießstand gleich reihenweise die Scheiben stehen ließ und sich Tina Bachmann, Miriam Gössner und Andrea Henkel in die Bresche warfen. „Die Einzelleistung zählt in so einem Moment weniger“, sagte Neuner da. „Die Mädels waren aber super. Wir haben zusammen Gold gewonnen.“

    Den Massenstart musste sie allein bewältigen. Und wieder schoss Neuner fehlerhaft, jeweils eine Scheibe blieb in den ersten drei Schießeinlagen stehen. Im letzten Anschlag riskierte sie alles, um einem verlorenen Rennen vielleicht doch noch eine Wendung zu geben – und schoss dreimal vorbei. Während ganz vorne die Norwegerin Berger schon ihren dritten Titel dieser WM bejubelte und Bachman als Vierte überzeugte, quälte sich Neuner abgeschlagen dem Ziel entgegen. „Ich weiß auch nicht so genau, was los war“, sagte sie später. Irgendwie sei die Luft raus gewesen. „Es war eine tolle WM, jetzt bin ich aber froh, dass es vorbei ist.“

    Man ahnt, warum Neuner ihre Karriere beendet

    Ein Grund war, dass die Neuner-Verehrung in Ruhpolding fast schon kultische Züge angenommen hatte. Egal, wo die 25-Jährige auftauchte, irgendjemand fand sich immer, der ihr ein „Griaß di Lena“ entgegenbrüllte. Fast alle Transparente im Stadion waren mit Grüßen an Neuner bemalt. Gleich mehrere Lieder beschäftigten sich mit deren Leben und Wirken als Sportlerin. Ein Auszug: „Ave Magdalena / Wir haben dich lieb / Ave Magdalena / Du schenkst uns den Sieg / Magdalena, Magdalena/ Du bist ein Engel auf Erden / Magdalena, Magdalena / Du bist und bleibst die Nummer eins.“ Wer das hört, inbrünstig geschmettert von Tausenden Fans, der ahnt, warum Neuner ihre Karriere beendet. Dabei war das Publikum in Ruhpolding größtenteils nicht mehr in dem Alter, das der hemmungslosen Heldenverehrung verdächtig ist.

    Egal. Für Neuner ist in einer Woche Schluss. Dann zieht sich die mit jetzt zwölf WM-Titeln erfolgreichste Biathletin aller Zeiten ins Privatleben zurück. Mit sechs Medaillen hatte sie sich in Ruhpolding verabschieden wollen. Es wurden vier. Es sei eine spannende, erfolgreiche, aufregende und manchmal auch nicht ganz so tolle WM gewesen, sagte Neuner ganz am Ende. Zum Abschied bekam sie vom Ruhpoldinger Bürgermeister eine Akkreditierung auf Lebenszeit geschenkt. Sie sei hier immer willkommen, sagte der Politiker. Neuner, die inzwischen auch ihr Lächeln wiedergefunden hatte, bedankte sich artig und sagte: „Ich werde mich immer gern an Ruhpolding erinnern.“ Das waren schon eher die Worte, die man nach Neuners letztem WM-Rennen erwartet hatte. Auch wenn es ihr keinen Spaß gemacht hat.

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