Über 200 Meter Lagen nahm der der 27-Jährige Revanche für die bittere Schlappe über die doppelte Distanz und bezwang Landsmann Lochte, der keine halbe Stunde zuvor bereits über 200 Meter Rücken verloren hatte. Nach 1:54,27 Minuten lag Phelps bei seinem ersten Einzelsieg im Londoner Aquatics Center 63 Hundertstelsekunden vor Lochte. 17 000 tosende Zuschauer sahen seinen 16. Olympiasieg und seine 20. olympische Medaille insgesamt - eine unglaubliche Leistung!
Markus Deibler schlug beim Höhepunkt des Abends als Achter an. "Das ist in Ordnung, da kann ich drauf aufbauen", sagte Deibler nach 1:59,10. Der Hamburger war erst als Nachrücker ins Finale gerutscht. Er war jedoch langsamer als im Vorlauf.
Noch im Wasser reichten sich die Kumpel Phelps und Lochte die Hände. Zuspruch hatte Lochte am Vorabend seines 28. Geburtstag auch nötig. Denn er musste bereits eine halbe Stunde zuvor über die 200 Meter Rücken eine noch bitterere Niederlage einstecken. Der Weltmeister verlor gegen Landsmann Tyler Clary, der nach 1:53,41 Minuten anschlug. Auch der Japaner Ryosuke Irie war schneller als Lochte.
US-Schwimmerin Rebecca Soni sorgte über 200 Meter Brust für den sechsten Weltrekord im Aquatics Centre. Die Weltmeisterin unterbot in 2:19,59 Minuten ihre erst am Vortag aufgestellte Bestmarke noch einmal um 41 Hundertstelsekunden. Sie wiederholte als erste Schwimmerin dieser Spiele ihren Olympiasieg von Peking. Hinter der Japanerin Satomi Suzuki verbesserte die Russin Julija Jefimowa in 2:20,92 den drei Jahre alten Europarekord der Serbin Nadja Higl.
Die Weltjahresbeste Ranomi Kromowidjojo (Niederlande) gewann wie erwartet die 100 Meter Freistil in 53,00 Sekunden und trat die Nachfolge von Peking-Siegerin Britta Steffen an, die sich nicht für das Finale qualifiziert hatte.
Lochte hatte zwischen seinen beiden Finals keine halbe Stunde Zeit zur Regeneration. Der Rücken-Olympiasieger von 2008 schwamm sich im Sprungbecken aus, um für das Lagen-Finale den Laktatabbau zu beschleunigen. Er applaudierte aus dem Becken heraus US-Kollegin Soni und schwang sich erst zur amerikanischen Hymne aus dem Becken.
Nach seinem Sieg schwamm sich dann Phelps aus, denn er musste noch in einem Halbfinale über 100 Meter Schmetterling ran. Hier kam er in 50,86 Sekunden als Schnellster weiter. Steffen Deibler verbesserte in dessen Sog seine im Vorlauf aufgestellte persönliche Bestzeit noch einmal um 16 Hundertstel auf 51,76 Sekunden. Als Sechster sorgte er für die sechste deutsche Finalplatzierung. "Ich habe richtig Bock gehabt auf das Rennen. Mit der Zeit bin ich sehr zufrieden. 24,7 - geil", sagte Deibler glücklich. Benjamin Starke schied aus.
Die EM-Zweite Jenny Mensing scheiterte im Halbfinale über 200 Meter Rücken als 15. in 2:10,68 und blieb damit über ihrer Vorlauf-Zeit. Vor den abschließenden acht Becken-Entscheidungen droht den deutschen Schwimmern weiterhin die erste olympische Nullnummer seit 1932 - allerdings gab es 1932 in Los Angeles auch nur elf Disziplinen.
Verbands-Präsidentin Christa Thiel will noch kein endgültiges Urteil über die deutschen Schwimmer fällen. 16 Nationen haben Medaillen - die Deutschen nicht. "Das ist eine traurige Geschichte, aber nunmal Realität. Wir sind aber ja noch nicht fertig", sagte die Rechtsanwältin.
Nur als Zuschauerin auf der Athletentribüne wollte Britta Steffen ihre Nachfolgerin als Olympiasiegerin über 100 Meter Freistil verfolgen. "Wir versuchen, Britta noch mal aufzubauen in die Richtung 50 Meter. Das ist noch mal eine Möglichkeit, die besteht und dann werden wir sehen, wie das weiter geht", sagte ihr Heimtrainer Norbert Warnatzsch. Sie allein entscheide, wie und ob sie weiterschwimmt. "Britta hat schon sehr viel für den deutschen Schwimmsport geleistet. Und wenn sie weitermachen möchte, kriegt sie alle Unterstützung dieser Welt. Und wenn sie aufhören möchte, dann ist das auch zu verstehen", sagte Warnatzsch. (dpa)