Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten
Sonstige Sportarten
Icon Pfeil nach unten

Stefan Henze: In Lebensgefahr: Kanu-Trainer aus Augsburg wohl erst in falscher Klinik

Stefan Henze

In Lebensgefahr: Kanu-Trainer aus Augsburg wohl erst in falscher Klinik

    • |
    Kanuslalom-Bundestrainer Stefan Henze wurde bei einem Verkehrsunfall in Rio lebensgefährlich verletzt.
    Kanuslalom-Bundestrainer Stefan Henze wurde bei einem Verkehrsunfall in Rio lebensgefährlich verletzt. Foto: Friso Gentsch, dpa

    Stefan Henze, Bundestrainer der deutschen Kanuslalom-Mannschaft bei den Olympischen Spielen, ist bei einem Verkehrsunfall in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) in Rio de Janeiro lebensgefährlich verletzt worden. Wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Freitag mitteilte, erlitt der 35-Jährige bei dem Unfall ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Seitdem kämpfen die Ärzte um sein Leben.

    Stefan Henze zunächst in falsche Klinik gebracht?

    Offenbar hat sich bei der Versorgung des Kanu-Trainers aus Augsburg eine Panne abgespielt. Wie Spiegel-Online berichtet, wurde der Schwerverletzte zunächst in ein falsches Krankenhaus gebracht. Demnach war Stefan Henze erst in das nächstgelegene Krankenhaus Lourenco Jorge eingeliefert worden. Dort in der Nähe hatte sich der schwere Autounfall zugetragen. Die Klinik ist als Referenzklinik für Olympia ausgewiesen. Doch sie verfügt laut SPON über keine Neurochirurgie. Der Kanu-Trainer wurde offenbar dann aufgrund seiner schweren Kopfverletzungen weiter in eine 20 Kilometer entfernte Klinik im Stadtteil Leblon gebracht. So sollen wertvolle Minuten vergangen sein, bis Henze angemessen medizinisch versorgt werden konnte. Dem Spiegel-Bericht zufolge waren im zuerst angefahrenen Krankenhaus die Neurochirurgie sowie die Gefäß- und Thoraxchirurgie vor vier Jahren wegen Sparmaßnahmen geschlossen worden.

    Wenige Tage vor Henzes Unfall hatte Jorge Darze, der Präsident der Ärztegewerkschaft von Rio de Janeiro dem Magazin noch gesagt: "Es ist unverantwortlich, dass ausgerechnet dieses Krankenhaus nicht ausreichend für Unfallchirurgie ausgestattet ist, obwohl dort so viele schwere Autounfälle geschehen. Es hätte nicht als Referenzklinik für Olympia ausgewiesen werden dürfen."

    Kanu-Trainer Stefan Henze wurde notoperiert

    "Es geht ihm nicht gut. Wir denken an Stefan Henze und wünschen ihm, dass er diesen Kampf gewinnt", sagte der deutsche Chef de Mission Michael Vesper am Freitagabend (Ortszeit) im Deutschen Haus. Dort war die Stimmung trotz der Erfolge bei Olympia 2016 am siebten Wettkampftag angesichts des schlimmen Unfalls gedämpft. "Normalerweise feiern wir hier", sagte Vesper, bevor er über Henzes Unfall und die lebensbedrohlichen Verletzungen informierte. "Wir glauben, dass es in seinem Sinne ist, dass wir hier in einer ruhigen Form zusammenkommen und die sportlichen Erfolge besprechen", sagte Vesper.

    Stafen Henze wurde nach dem Unfall angesichts der Schwere seiner Kopfverletzungen sofort notoperiert. Der Kanu-Trainer Henze wurde in einer neurochirurgischen Spezialabteilung behandelt, erklärte der DOSB. Henzes Zustand sei weiterhin "lebensbedrohlich", hieß es.

    Henze und Käding wollten zurück ins olympische Dorf

    Bei dem Unfall saß Christian Käding, ein weiterer Teambetreuer der Slalom-Kanuten, mit im Auto. Er hatte die deutschen Stangen-Paddler bei den am Donnerstag zu Ende gegangenen Olympia-Wettkämpfen als Sportwissenschaftler unterstützt. Nach Angaben des Organisationskomitees waren die beiden mit dem Taxi unterwegs auf dem Weg zurück ins olympische Dorf. Käding sei leicht verletzt bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden, hieß es in dem DOSB-Statement. Ihm gehe es "den Umständen entsprechend gut".

    Der Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes, Lutz Buschkow, sagte zu dem Unfall: "Das ist schon sehr bedenklich. Die Olympia-Mannschaft hofft und drückt die Daumen mit, dass er möglichst schnell auf den Weg der Besserung kommt." Auf die Frage nach Konsequenzen sagte der auch als Wassersprung-Bundestrainer fungierende Buschkow, innerhalb seiner Mannschaft werde es so sein, dass der Shuttle des Deutschen Hauses genutzt werde.

    "Betet mit uns"

    Der deutsche Kanu-Präsident Thomas Konietzko stellt nach dem Unfall vorerst seinen Internet-Blog ein. Diesen wollte er im Zeitraum der Olympischen Spiele eigentlich täglich befüllen. "Bis nicht feststeht, wie dieser Kampf ausgeht, bitte ich um euer Verständnis, dass ich meinen Blog nicht fortführen kann", schrieb Konietzko in der Nacht zum Samstag an die Kanu-Fans. "Unsere Gedanken sind bei unserem schwer verletzten Trainer und seinen Angehörigen. Betet mit uns oder drückt die Daumen, dass unser Trainer seinen bisher schwersten Kampf gewinnt."

    Henze hatte bei den Sommerspielen 2004 in Athen noch als Aktiver zusammen mit seinem Teamkollegen Marcus Becker Silber im Canadier-Zweier gewonnen. Inzwischen ist als Bundestrainer für den Damen Kajak-Einer verantwortlich. Der gebürtige Hallenser wohnt in Augsburg. dpa/AZ

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden