Für den Traum-Lauf gab's das Traum-Auto: Nur Sekunden nach der gefeierten Zieldurchfahrt als Olympia-Zweiter bekam Sideris Tasiadis noch auf dem wilden Wasser den Schlüssel für sein neues Auto in die Hand gedrückt. In der ersten Entscheidung beim Kanuslalom paddelte der Europameister am Dienstag im Lee Valley White Water Centre im Canadier in 98,09 Sekunden auf Platz zwei. Eingerahmt auf dem lilafarbenen Siegerpodest wurde der Youngster von seinen Vorbildern: Der 34-jährige Franzose Tony Estanguet feierte seinen dritten Olympiasieg, der zweimalige Olympiasieger Michal Martikan aus der Slowakei wurde Dritter.
Sideris Tasiadis: "Geil"
"Geil", war die erste Reaktion von Sideris Tasiadis beim Blick auf die Anzeigetafel, "ich habe es am Anfang gar nicht geglaubt. Ich musste zweimal hinschauen. Aber jetzt platze ich vor Glück", gestand er mit einem Dauerlächeln im Gesicht. Das gesamte Kanuslalom-Team hatte er mit seinem famosen Rennen verzückt. "Das ist Wahnsinn. Sowas enges habe ich im Kanuslalom noch nicht erlebt. Sideris war der Jüngste im Finale und wie er die Nerven behalten hat - Respekt", meinte Jens Kahl, Sportdirektor des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV).
"Mir ist ein richtig großer Stein vom Herzen gefallen", bekannte Chefbundestrainer Michael Trummer. Er überraschte den griechisch-stämmigen Schwaben mit dem Autoschlüssel, den Tasiadis erstmal zwischen den Zähnen durch den Zielraum transportierte. Als Lohn für den beherzten olympischen Husarenritt im Lee Valley White Water Centre fährt der 22-Jährige künftig mit einem Wagen im Zeichen der Ringe.
"Schlüssel in der Tasche"
Damit löste Trummer ein Versprechen von der Einkleidung ein, als Tasiadis gefragt hatte, warum andere Athleten diesen Auto-Typ fahren und er nicht. "Ich habe ihm gesagt: Bring mir eine Medaille, dann kriegst du einen. Den Schlüssel hatte ich in der Tasche. Nun müssen wir sehen, wie wir das regeln", berichtete er.
Als Schnellster des Halbfinales war Tasiadis als Letzter in den Endlauf gestartet. Vor ihm hatten die Dauerrivalen Martikan und Estanguet, die sich seit 1996 die olympischen Goldmedaillen geteilt haben, bereits großartige Zeiten vorgelegt. "Am Start war ich schon sehr nervös. Aber nach den ersten beiden Toren ist das von allein weggegangen", erzählte der Olympia-Zweite. Und als er dann zwischen den beiden Großen des Kanuslaloms auf dem Siegerpodest stand, war es für ihn wie ein Ritterschlag. "Das sind meine Vorbilder. Die sind Rivalen seit 1996 und hier auch. Und ich dazwischen - das war schon cool", meinte Tasiadis mit glänzenden Augen.
Sideris Tasiadis: Demonstration im Halbfinale
Das Halbfinale war eine Demonstration: Hochkonzentriert, mit Verstand und fehlerfrei meisterte der Europameister den Wellenritt durch den Wildwasser-Kanal. "Er hat alles gemacht, was wir besprochen haben. Er ist solide gefahren und hat kein Harakiri gemacht", urteilte Chefbundestrainer Trummer. Schon in der Qualifikation hatte der Schwabe sein Potenzial als Vierter angedeutet.
In der Vorschlussrunde dann fuhr er eine nahezu perfekte Linie und ließ die Olympiasieger Martikan und Estanguet noch weit hinter sich. Der Weltranglisten-Erste David Florence aus Großbritannien schied gar aus. "Er hat gezeigt, dass er zu den Besten der Welt gehört und die Besten der Welt unter Druck gesetzt", sagte Trummer, der aus dem Innenraum mitsamt dem kompletten Betreuerstab seinem Schützling zujubelte und Tasiadis für das Finale Großes zutraute: "Er hat in dieser Saison schon gezeigt, dass er dem Druck standhalten kann, wenn er als Letzter oben steht." Und Tasiadis enttäuschte ihn nicht. (dpa, AZ)