Die Neonazi-Affäre um die deutsche Ruderin Nadja Drygalla wird auch den Sportausschuss des Bundestags beschäftigen. Das Gremium werde sich "vermutlich noch im September" damit befassen, sagte die Ausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag (SPD) am Samstag im Deutschlandfunk. Der Deutsche Olympische Sport Bund (DOSB) erfuhr nach eigenen Angaben erst am Donnerstag von Vorwürfen, Drygalla lebe oder lebte in einer Beziehung mit einem Mitglied der rechtsextremen Szene.
Drygalla reiste freiwillig aus London ab
Drygalla hatte nach Berichten über Kontakte zur rechtsextremen Szene die Olympischen Spiele in London verlassen. Unklar blieb zunächst, wer schon vor Olympia von diesen Kontakten wusste. Die 23-jährige Sportlerin hatte deshalb bereits 2011 den Polizeidienst quittiert.
DOSB-Generaldirektor Vesper hatte sich am Donnerstagabend gemeinsam mit dem DRV-Sportdirektor Mario Woldt rund eineinhalb Stunden mit Drygalla unterhalten, nachdem er Berichte über das private Umfeld der Sportlerin erhalten hatte. "Sie hat in dem Gespräch keinen Zweifel daran gelassen, hat das auch glaubwürdig gemacht - so wie ich meine -, dass sie voll und ganz hinter den Werten der olympischen Charta steht, voll und ganz hinter den Prinzipien, die der DOSB in seiner Satzung vertritt", sagte Vesper. Ihren freiwilligen Auszug aus dem Dorf habe er "begrüßt"
Drygallas NPD-Beziehung soll aufgeklärt werden
Freitag sagte weiter, sie sei "schockiert" angesichts der Berichte. Es müsse nun aufgeklärt werden, "wer wann was gewusst" habe. Es stellten sich in dem Zusammenhang eine Menge Fragen. Zwar dürfe es keine "Sippenhaft" geben, aber einen solch gravierenden Vorwurf hätte sie "gerne im Vorfeld" der Olympischen Spiele geklärt gehabt. Sie stelle sich die Frage, warum die zuständigen Sportfunktionäre nichts gewusst hätten.
Bei der traditionellen Sitzung zur Nachbetrachtung der Olympischen Spiele würden sich die Sportfachleute der Fraktionen "zwangsläufig" auch mit dem Fall Drygalla beschäftigen. Sie werde dabei empfehlen, die Sitzung öffentlich zugänglich zu machen, rechne aber mit Widerstand der schwarz-gelben Koalition, sagte Freitag. AZ/ afp