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Fußball: Barcelonas Idee ist verpufft - Spaniens aber nicht

Fußball

Barcelonas Idee ist verpufft - Spaniens aber nicht

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    Barca auf den Knien.
    Barca auf den Knien. Foto: Alejandro Garcia (dpa)

    Wer im Sport zu Hause ist, sucht ständig nach Werten. Seltener nach ethisch-moralischen, immer dagegen nach qualitativen und leistungsorientierten. Die scheinbar klarsten Antworten auf derlei Fragen liefern Zahlen. Das gilt für die meisten Sportarten – für den Fußball allerdings nur bedingt. Trotzdem hält sich der Sportfreund, der wissen will, wie Vereine und Nationen zueinanderstehen, gerne an Zahlen. So ist jenes 1:8 zu erklären, das in der Woche vor den Champions-League-Rückspielen in Madrid und Barcelona das neue Fußball-Verhältnis zwischen Spanien und Deutschland wiedergeben sollte.

    Inzwischen hat sich der Wechselkurs geändert, allerdings nicht zum Vorteil der Spanier. 3:11 lautet das neue Verhältnis. Aus Bayern-Sicht gar 7:0. Die Deutschen, die seit Jahren unter der spanischen Herrschaft leiden, haben die neuen Kurse bereits auf die Nationalmannschaften umgelegt. Ergebnis: Fußball-Europa muss neu geordnet werden. Iniesta & Co. waren gestern. Die Zukunft gehört Löw und seinen Spielern.

    Barcelonas Idee ist im Duell mit München verpufft

    Mag sein, dass das System Barcelona abgewirtschaftet hat, so wie es am FC Bayern zerschellt ist. Die lange Jahre erfolgreich umgesetzte Idee, durch Ballbesitz und heftig pulsierendes Kombinationsspiel den Gegner zu filetieren, ist im Duell mit den Münchnern verpufft.

    Die Bayern-Idee war besser: das Barça-Spiel robust zu ersticken und die vergleichsweise unterentwickelte Defensive der Katalanen durch schnelles Umschalten in die Resignation zu treiben. Andererseits ist es keine Sache von Tagen, Wochen und Monaten, den Wert einer Fußballnation zu bestimmen, sondern eine von Jahren.

    Zudem lohnt ein genauer Blick auf die Spielerkader der Klubs, die für eine Wachablösung stehen sollen. Zur Münchner Startformation vom Mittwoch gehörten sechs Spieler aus Frankreich, Holland oder Österreich, Dortmund trat immerhin noch mit fünf ausländischen Spielern in Madrid an. Ähnlich ist es bei Katalanen und Madrilenen. Deren mit Abstand beste Spieler: ein Argentinier (Messi), der angeschlagen spielte oder nur auf der Bank saß, und ein Portugiese (Ronaldo).

    Eine neue Kaderschmiede

    Wer wissen will, wie sich die Kräfteverhältnisse im europäischen Fußball entwickeln, wirft am besten einen Blick auf „La Masia“, Barças berühmter Nachwuchsakademie, der Xavi, Iniesta, Messi und viele andere Größen des spanischen Fußballs entstammen. Das alte Landhaus auf dem Gelände des Nou Camp steht inzwischen leer. Der FC Barcelona hat sich eine neue Kaderschmiede geleistet, in die der Klub jährlich etwa zehn Millionen Euro investiert.

    Dass der deutsche Fußball nach Jahren des Rumpelns und dem Debakel der Euro 2000 inzwischen wieder auf höchstem Niveau spielt, ist jenem Kurswechsel geschuldet, Nachwuchs selbst auszubilden, statt ausgebildete Spieler zu kaufen. Basis dafür ist die Bundesliga, die als einzige nationale Liga nachhaltig wirtschaftet und ihre Marktstellung mit den neuen Stadien der WM 2006 weiter ausgebaut hat.

    Wer wissen möchte, von wem Fußball-Europa zukünftig regiert wird, dem dürfte auch ein Blick auf den Nachwuchs helfen. Zum Beispiel auf die U-19-Mannschaften. Spaniens Talente haben von den vergangenen zwölf EM-Turnieren sechs gewonnen, darunter auch die beiden letzten. Es könnte also doch noch etliche Jahre dauern, ehe die Spanier abdanken.

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