Chaos in Düsseldorf: Die Mannschaft von Hertha BSC saß während der schockierenden Szenen während des Relegationsspiels gegen Fortuna Düsseldorf "leichenblass" in ihrer Kabine. "Die Spieler hatten Todesangst", so Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt gegenüber der "Bild"-Zeitung. Das Team von Hertha BSC ist seinen Angaben zufolge ausschließlich auf Bitten der Polizei nach den Tumulten und der Unterbrechung aufs Spielfeld zurückgekehrt.
Hertha: "Nur auf Bitten der Polizei weitergespielt"
"Der Schiedsrichter hat die Mannschaft nicht wegen des Fußballs auf den Platz zurückgeführt, sondern nur auf Bitten der Polizei, um eine Eskalation - man hat von einem Blutbad gesprochen - zu verhindern", sagte Club-Anwalt Christoph Schickhardt am Mittwochmorgen im "Morgenmagazin" von ARD und ZDF. Hertha habe seinen Beitrag dazu geleistet. "Gestern ging es nur darum, Schlimmeres für den deutschen Fußball zu verhindern."
Über einen Protest von Hertha BSC soll erst am Mittag nach der Rückkehr der Mannschaft und der Vereinsverantwortlichen nach Berlin entschieden werden. Der Club muss nach Angaben von Schickhardt bis Donnerstag Einspruch gegen die Wertung des Spiels einlegen. Hertha BSC war nach dem 2:2 gegen Fortuna Düsseldorf aus der Bundesliga abgestiegen. Das Hinspiel hatten die Berliner mit 1:2 verloren. Düsseldorf kehrte nach 15 Jahren in die Bundesliga zurück.
Fortuna geht von Aufstieg aus
Fortuna Düsseldorf ist dagegen fest davon überzeugt, nicht nachträglich am Grünen Tisch den Abstieg noch abgesprochen zu bekommen oder eventuell ein Wiederholungsspiel bestreiten zu müssen. "Ich gehe fest davon aus, dass wir aufgestiegen sind", sagte Fortuna-Manager Wolf Werner im ARD-Morgenmagazin.
"Die Fans sind nach einem geglaubten Abpfiff auf das Spielfeld gelaufen. Das sind unschöne Szenen, die sind unnötig", meinte Werner. Aber der Schiedsrichter habe für die letzten 90 Sekunden die Begegnung wieder angepfiffen. "Der Spielablauf kann nicht infrage gestellt werden."
Düsseldorf kritisiert Aussagen von Hertha-Seite
Kritik übte Düsseldorfs Manager Wolf an der Aussage von Schickhardt, dass das Spiel nur auf Anraten der Polizei fortgesetzt worden sei, weil sie ein Blutbad befürchtete. "Ich finde das total überzogen", sagte Werner. "Solche Aussagen fördern garantiert den Fußball nicht, sondern schaden ihm mehr als dass sie helfen." Den Vorwurf, dass es zu wenig Ordner im Stadion gegen habe, wies er zurück. "Es waren eine Unzahl von Ordner da. Die Massen dieser Form waren nicht zu bändigen gewesen", so Werner. "Ich weise darauf hin, dass es hier nicht um Gewalt gegangen ist, sondern über die Freude, weil die Fans glaubten, das Spiel sei abgepfiffen."
"Ungeschützt in einem Mob"
In der Nachspielzeit hatten am Dienstagabend tausende Fans das Spielfeld vor dem Abpfiff gestürmt. Schiedsrichter Wolfgang Stark unterbrach die Partie und schickte die Spieler in die Kabinen. Auf dem Platz wurden unter anderem Bengalische Feuer gezündet. Nur mit Mühe konnten Ordner und Polizei die Fans zurückdrängen. Nach etwas 20 Minuten wurde die Partie noch einmal für etwa anderthalb Minuten angepfiffen. Die Spieler seien "ungeschützt in einem Mob" auf dem Spielfeld gestanden, sagte Hertha-Anwalt Schickhardt. Das habe die Spieler in Todesangst versetzt. (bs, dpa, AZ)