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Bayer Leverkusen: Schmidt und Völler drohen nach Eklat gegen den BVB harte Strafen

Bayer Leverkusen

Schmidt und Völler drohen nach Eklat gegen den BVB harte Strafen

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    Roger Schmidt droht eine Sperre.
    Roger Schmidt droht eine Sperre. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Roger Schmidt muss mit Konsequenzen rechnen. Nach der bislang in der Bundesliga-Historie einzigartigen Spielunterbrechung wird sich der Kontrollausschuss mit dem trotzigem Gebaren des Leverkusener Trainers im Duell mit Borussia Dortmund (0:1) beschäftigen. Seine Weigerung, den Anweisungen des Schiedsrichters Folge zu leisten und den Innenraum zu verlassen, sorgt für Empörung. "Es wird sicher eine Sanktion geben. Aber welche, das kann ich noch nicht sagen", sagte Anton Nachreiner, Vorsitzende des DFB-Kontrollausschusses, am Montag bereits vor Schmidts Stellungnahme dem Portal Sport1.de.    

    Nach Sichtung des Sonderberichtes von Schiedsrichter Felix Zwayer leitete der Deutsche Fußball-Bund am Montag Ermittlungen ein und bat Schmidt um eine Stellungnahme. Eine Anklage vor dem Sportgericht des Verbandes gilt als wahrscheinlich. Herbert Fandel, Vorsitzender des DFB-Schiedsrichterausschusses, zeigte sich auch am Tag nach dem Eklat fassungslos: "Ich bin nach wie vor sprachlos. Wir haben gestern den Tiefpunkt einer leider erheblich negativen Entwicklung erlebt, die mich sehr nachdenklich stimmt."

    Wie lange Roger Schmidt gesperrt werden könnte, ist noch nicht klar

    Mit deutlichen Worten forderte Fandel Trainer und Spieler zu einem Umdenken auf. "Es ist respektloser geworden, in einer Art und Weise, die nicht länger akzeptabel ist. Es müssen Verhaltensänderungen her, dringend", sagte er in einem Interview von dfb.de. "Seit Beginn der aktuellen Spielzeit befinden wir uns sichtlich in einer Negativspirale. Es ist an der Zeit, dass wir uns darauf besinnen, welche Vorbildfunktion alle Akteure im Profibereich haben."

    Nach DFB-Angaben ergeben sich mögliche Strafen für Schmidt aus der Ausbildungsordnung des Deutschen Fußball-Bundes. Paragraf 33 befasst sich mit unsportlichem Verhalten von Trainern. 

    Demnach kann ein Verstoß gegen DFB-Regeln verschiedene Folgen haben: Verwarnung oder Verweis, eine Geldstrafe bis zu 50 000 Euro, ein Aufenthaltsverbot für bis zu fünf Spiele seiner Mannschaft und eine Sperre der Trainer-Tätigkeit von bis zu zwei Jahren. Diese Strafen können auch kombiniert verhängt werden. In besonders schweren Fällen kann der Trainer seine Ausbildungserlaubnis auf Zeit oder dauerhaft verlieren.

    Leverkusen hält sich nun bedeckt

    Am Tag nach dem Eklat waren die Leverkusener bemüht, die Wogen zu glätten. "Ich werde mich zu diesem Thema nicht äußern. Es ist dazu viel gesagt - Qualifiziertes und Unqualifiziertes", erklärte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Warten wir ab, was passiert. Es nützt doch nichts, Öl ins Feuer zu gießen." Er habe mit Trainer Schmidt besprochen, das Geschehen öffentlich nicht weiter zu kommentieren: "Wenn es etwas gibt vom DFB, werden wir uns äußern."

    Platzsturm, Gewitter, Böller: Spielunterbrechungen in der Bundesliga

    Spielunterbrechungen hat es im deutschen Profifußball schon häufiger gegeben. Meistens mussten die Schiedsrichter auf Fan-Ausschreitungen und Bengalos reagieren, Unwetter oder technische Malheure waren weitere Gründe. Die kuriosesten Vorfälle in der Liga-Historie:

    15. Mai 2012: Das Bundesliga-Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC (2:2) wird mehrmals wegen Bengalischer Feuer unterbrochen. In der Nachspielzeit stürmen Düsseldorfer Fans vor Abpfiff den Platz, was zu einer 20-minütigen Unterbrechung durch Schiedsrichter Wolfgang Stark führt. Erst als die Fans vom Spielfeld geschickt werden, geht die Partie weiter. Hertha protestiert gegen die Wertung, doch der Einspruch wird in zwei Instanzen abgelehnt.

    19. Januar 2013: Die Bundesliga-Partie zwischen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt (3:1) wird bereits nach einer Viertelstunde von Schiedsrichter Stark unterbrochen, da aus dem Frankfurter Fanblock Feuerwerkskörper auf den Platz fliegen. Nach einigen Minuten kann das Spiel fortgesetzt werden.

    14. Februar 2014: Die Zweitliga-Begegnung zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem Karlsruher SC (1:1) muss für etwa 15 Minuten vom Unparteiischen Thorsten Kinhöfer unterbrochen werden. Der Grund für die unfreiwillige Pause: ein Stromausfall beim Abendspiel.

    11. Mai 2014: Im Zweitliga-Abstiegskampf zwischen Dynamo Dresden und Arminia Bielefeld (2:3) fliegen Feuerwerkskörper auf den Platz, die Spieler sind gefährdet. Schiedsrichter Manuel Gräfe unterbricht für etwa 15 Minuten. Nach der Partie müssen die Gäste das Stadion unter Polizeischutz verlassen.

    24. September 2014: Beim Spiel zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Augsburg (1:0) kommt es nach dem Seitenwechsel plötzlich zu einem kurzen, aber heftigen Gewitter. Schiedsrichter Guido Winkmann schickt die Mannschaften für acht Minuten in die Katakomben. Als sich das Unwetter beruhigt, geht die Partie in starkem Regen zu Ende.

    26. September 2015: Schiedsrichter Jochen Drees erleidet im Match zwischen dem Hamburger SV und Schalke 04 (0:1) eine Oberschenkelverletzung und kann die Partie nicht zu Ende leiten. Nach einigen Minuten Unterbrechung übernimmt der vierte Offizielle, Marco Fritz.

    21. Februar 2016: In einem hitzigen Duell zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund (0:1) schickt Schiedsrichter Felix Zwayer den Gäste-Coach Roger Schmidt nach gut einer Stunde auf die Tribüne. Als dieser sich zunächst weigert, verlässt der Unparteiische den Platz. Die Teams folgen. Nach knapp zehn Minuten Pause wird weitergespielt.

    Am Abend zuvor ging es weniger diplomatisch zu. So dürfte der nur bedingt reumütige Auftritt von Schmidt rund eine Stunde nach dem Spiel kaum dazu beigetragen haben, die DFB-Juristen zu besänftigen. Zwar räumte er ein, seiner "Vorbildfunktion als Trainer nicht gerecht geworden" zu sein und sich "zu stur" verhalten zu haben, erneuerte aber seine Kritik an Schiedsrichter Zwayer. 

    Der Coach stellte indirekt einen Zusammenhang her zwischen der fast zehnminütigen Spielunterbrechung und einer Fehlentscheidung von Zwayer wenige Minuten nach Wiederanpfiff der Partie bei einem Handspiel des Dortmunder Sokratis im Strafraum. "Dass der Schiedsrichter bei freier Sicht diesen Elfmeter nicht pfeift, vielleicht auch, weil ich vorher zu emotional war. Ich hoffe nicht, dass es so war, aber mir fällt keine andere Erklärung dazu ein." Zwayer gab nach Spielende zu, in diesem Fall falschgelegen zu haben.

    Rudi Völler wütet im TV

    Auch der Wutausbruch von Rudi Völler beim TV-Sender Sky, der schon kurze Zeit später im Internet zu einem echten Klick-Hit wurde, verbesserte die Leverkusener Verhandlungsposition eher nicht. "Dass war ein tausendprozentiger Strafstoß", klagte der Leverkusener Sportdirektor. Das Fehlverhalten von Schmidt wertete er hingegen weniger kritisch: "Warum muss sich der Schiri so aufpumpen. So eine Nummer daraus zu machen, die Spieler müssen reingehen, als wäre hier was Furchtbares passiert - das ist übertrieben."

    Völler sieht die Leverkusener in der Opferrolle: "Ich weiß, die Schiedsrichter werden sich wieder alle gegenseitig in Schutz nehmen. Jeder wird sagen, unser Trainer hätte vom Platz gehen müssen." Auf Fragen nach den nun drohenden Konsequenzen reagierte der Sportdirektor gar sarkastisch: "Ich weiß nicht, ob der Herr Zwayer nun gesperrt wird. Das kann ich mir nicht vorstellen."

    Der DFB-Kontrollausschuss hat nach dem Eklat vom Sonntag auch Ermittlungen gegen Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler eingeleitet. Genau wie bei Schmidt hat der Kontrollausschuss des DFB Völler zu einer Stellungnahme aufgefordert. Danach wird entschieden, ob auch dieser Fall vor dem DFB-Sportgericht verhandelt wird.

    Rummenigge plädiert für Videobeweis

    Als Konsequenz aus den Vorfällen appellierte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge erneut an die Verbände, den Videobeweis einzuführen. "Was wir dringend brauchen, ist der Videobeweis. Mit dem hätte es gestern in Leverkusen keine größere Aufregung gegeben", sagte der Vorstandsvorsitzende des deutschen Fußball-Rekordmeisters vor dem Abflug des Teams zum Champions-League-Spiel nach Turin. 

    Das Regelwerk leistet den Leverkusenern keine Argumentationshilfe. Dass der zum BVB-Siegtreffer führende Freistoß knapp sechs Meter vom "Tatort" entfernt ausgeführt wurde, liegt im Ermessensspielraum des Schiedsrichter. In dieser Hinsicht schlug sich auch Felix Magath auf die Seite des Referees. "Felix Zwayer gebührt ein großes Lob", schrieb der erfahrene Trainer in einer Express-Kolumne, "es war vorbildlich, wie er beim Foulspiel durch Stefan Kießling den schnell ausgeführten Freistoß der Dortmunder zugelassen hat - auch wenn dieser 5,8 Meter vom Tatort entfernt war." Durch das schnelle Ausführen müsse "die gefoulte Mannschaft bevorteilt werden". 

    Darüber hinaus ist der Referee nicht verpflichtet, dem Trainer die Gründe für den Tribünenverweis persönlich zu erläutern. Fandel  stärkte Zwayer demonstrativ den Rücken: "Er hat in der Situation nach dem Dortmunder Treffer regeltechnisch richtig entschieden. Es kann nicht sein, dass der Trainer eine Entscheidung ignoriert und eine persönliche Erklärung des Unparteiischen durch sein Verhalten erzwingen will." dpa/AZ

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