Sechs Wochen lang haben sich die Münchner auf die Saison vorbereitet. Sechs Wochen, in denen der neue Trainer Ricardo Moniz seine Mannschaft kennenlernen konnte. In denen Neuzugänge integriert werden sollten und Spielsysteme einstudiert wurden.
Nach den ersten beiden Spielen stellt sich die Frage: Was haben die Löwen in der Vorbereitung tatsächlich gemacht? Im Auftaktspiel gaben die Münchner gegen zehn Kaiserslauterner eine 2:0-Führung aus der Hand und verloren mit 2:3. Im ersten Heimspiel der Saison machten die Löwen immerhin insoweit einen Fortschritt, als dass sie gar nicht erst Gefahr liefen, eine Führung aus der Hand geben zu können. Über 90 Minuten erspielten sie sich keine einzige Torchance und hatten Glück, dass sich die Niederlage mit 0:3 noch im Rahmen hielt.
Die von Moniz anfangs verbreitete Euphorie ist verflogen. Der Trainer hatte den Aufstieg als Ziel ausgegeben. Danach dürsten die Fans nach zehn Jahren in der zweiten Liga. Sie haben sich aber mittlerweile daran gewöhnt, im Unterhaus zu spielen. Mit der Zeit haben sie gelernt, die Situation realistisch einzuschätzen. In den vergangenen Jahren waren zu viele Blender und Lautsprecher an maßgeblichen Stellen tätig.
Dieser Verein, der es immer noch wie kein zweiter versteht, seine Anhänger ein Leben lang an sich zu binden, hat die eigenen Fans desillusioniert. Der durchschnittliche Löwenfan weiß, dass ein Aufstieg in dieser Saison eine absolute Überraschung wäre.
Moniz hat sich selbst in Bedrängnis gebracht
Sie hätten Moniz die Zeit gegeben, die Mannschaft über einen längeren Zeitraum als eine Saison zu entwickeln. Der Coach aber hat sich selbst unter Druck gesetzt. Bislang scheint es so, als habe sich die Last auf das Team übertragen. Am besten geht noch der neue Kapitän damit um. Moniz machte den erst 18-jährigen Julian Weigl zum jüngsten Mannschaftführer der Löwengeschichte.
Das sagt einiges über Moniz, viel über Weigl und am meisten über die Mannschaft aus. Es ist ein Experiment, das gut ausgehen kann. Aber nicht muss. Und: Es ist ein Experiment mit einem Profi, der am Anfang seiner Karriere steht.
Die Mannschaft des TSV 1860 München ist mit Sicherheit nicht so schlecht, wie sie in den ersten beiden Spielen aufgetreten ist. Dafür ist Moniz ein zu guter Trainer. Dafür spielen auch zu viele gute Fußballer in der Mannschaft.
Mannschaft und Trainer hatten mittlerweile aber auch schon sechs Wochen Zeit, um zueinander zu finden. Die nächste Chance dazu haben sie am Sonntag in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Holstein Kiel. Sollten sie dort keinen erfolgreichen Annäherungsversuch zeigen, steht der Verein richtig unter Druck. Damit hat man im Club Erfahrung. Die besten Entscheidungen sind in diesen Phasen aber nicht immer getroffen worden.