Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat sich verzweifelt und reumütig über die von ihm begangene Steuerhinterziehung gezeigt. „Ich habe eine große Torheit begangen, einen Riesenfehler, den ich so gut wie möglich korrigieren will“, sagte der Präsident des FC Bayern München der Wochenzeitung Die Zeit. Die aktuelle Situation sei für ihn schwer erträglich, auch sein Sturz vom Vorbild zum Buhmann: „Das ist für mich ein ganz großes Problem.“ Hoeneß sagte, er fühle sich „auf die andere Seite der Gesellschaft katapultiert, ich gehöre nicht mehr dazu“. Er mache sich „natürlich riesige Vorwürfe“: „Ich habe Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch.“
Bundespräsident denkt über strengere Gesetze nach
Der Aufsichtsrat des FC Bayern
Uli Hoeneß, Vorsitzender Präsident des FC Bayern München eV
Herbert Hainer, Stellvertretender Vorsitzender Vorstandsvorsitzender der adidas AG
Rupert Stadler, Stellvertretender Vorsitzender Vorstandsvorsitzender der Audi AG
Timotheus Höttges, Mitglied Vorstand Finanzen und Controlling der Deutschen Telekom AG
Karl Hopfner , 1. Vizepräsident des FC Bayern München eV
Helmut Markwort, Vorstandsmitglied bei Hubert Burda Media, Herausgeber des Nachrichtenmagazins FOCUS
Dieter Rampl, Mitglied Verwaltungsratsvorsitzender der UniCredit Group, Aufsichtsratsvorsitzender der Börse München
Dr. Edmund Stoiber, Bayerischer Ministerpräsident a.D., Ehrenvorsitzender der CSU
Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und der Porsche Automobil Holding SE
Unterdessen hat sich Bundespräsident Joachim Gauck gestern mit ungewöhnlich scharfen Worten in die Debatte über Steuerhinterziehung eingeschaltet. „Wer Steuern hinterzieht, verhält sich verantwortungslos oder gar asozial“, sagte er dem Magazin Stern. Mit Blick auf Hoeneß stellte Gauck klar: „In unserem Land darf es in rechtlichen und moralischen Fragen nicht zweierlei Standards geben, einen für die Starken und einen für die Schwachen. Niemand darf selbst entscheiden, ob er Steuern zahlt oder nicht.“ Gauck plädierte dafür, grundsätzlich darüber nachzudenken, „ob nicht auch strengere Gesetze nötig sind, die aus einer fragwürdigen Handlung einen Straftatbestand machen“.
Bayern-Präsident Uli Hoeneß sprach in seinem Interview mit der Zeit auch über den großen Druck, den er seit der Durchsuchung seines Hauses Mitte März verspüre: „Es ist eine Situation, die kaum auszuhalten ist.“ Er schlafe sehr schlecht, wälze sich stundenlang im Bett umher.
Uli Hoeneß: "Da begann die Hölle für mich"
Zitate von und zu Uli Hoeneß
«Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.» (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der «Bild»-Zeitung)
«Wenn die Unternehmer alle in die Schweiz gehen, ist auch keinem geholfen. Mit einer Reichensteuer geht es dem kleinen Mann kein Stück besser.» (Hoeneß 2009 in der ZDF-Talkshow «Maybrit Illner»)
«In den vergangenen 20 Jahren sind in der Finanzwelt Menschen am Werk gewesen, die einen katastrophalen Job gemacht haben. Uns wurde vorgegaukelt, dass viele Finanzprodukte so unglaublich wichtig seien. Dabei hatten diese nur ein Ziel: die Taschen gewisser Leute voll zu machen.» (Hoeneß 2012 in der Zeitung «Die Welt»)
«Unsere Spieler kicken schon jetzt eine Halbzeit fürs Finanzamt, da kommen wir nicht weiter, wenn man 60 oder 70 Prozent nimmt.» (Hoeneß 2012 in der ARD-Talkshow «Günther Jauch»)
«Wenn früher eine Mark in der Kasse meiner Eltern fehlte, haben wir sie auf dem Boden gesucht. Die Stimmung beim Weihnachtsfest hing entscheidend davon ab, wie gut wir vorher verkauft hatten.» (Hoeneß im Februar 2011 im «Hamburger Abendblatt»)
«Natürlich will ich Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein.» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)
«Die Finanzwelt zeigt keine Bereitschaft, zur Volkswirtschaft beizutragen. Eine Krankenschwester trägt mehr zur Volkswirtschaft bei als ein Spekulant. Wenn ich sehe, dass Optionsscheine für Reis steigen, sage ich zu meiner Frau: 'Das bedeutet, dass Menschen hungern müssen, weil sie sich keinen Reis mehr kaufen können.'» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)
«Ich habe für mein Schweinefleisch fünf verschiedene Lieferanten. Ich rufe an, lasse mir die Preise geben und kaufe dann. Für was aber brauchen Banker Schweinebäuche?» (Wurstfabrikant Hoeneß über Spekulationsgeschäfte von Banken)
«Es ist vielleicht langweilig, aber es soll uns nie schlechter gehen als jetzt. Das ist mein Wunsch. Ich muss nicht nach Hawaii oder auf die Malediven. Wenn ich irgendwann mal Lust dazu habe, werde ich das machen. Aber das ist nicht mein Lebenstraum.» (Hoeneß Anfang 2012 vor seinem 60. Geburtstag)
«Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher.» (Hoeneß 2010 vor einem Auftritt als Gastredner bei der CSU-Vorstandsklausur)
«Ich habe mit meiner Meinung noch nie hinter dem Berg gehalten. Und bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass man damit bei der Bundeskanzlerin landen kann. Sie will Leute, die querdenken. Sie will Leute, die ihr nicht nach dem Mund reden. Deswegen bin ich Fan von Merkel!» (Hoeneß über Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel)
«Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee, der Nelson Mandela von der Säbener Straße und die Mutter aller Manager.» (Vorstandschef Rummenigge in seiner Festrede zum 60. Geburtstag von Hoeneß)
«Franz Beckenbauer hat einmal gesagt, wir alle müssen dem FC Bayern dienen. Uli Hoeneß war immer der größte Diener des FC Bayern.» (Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge 2009 über Hoeneß)
«Er ist, glaub ich, schon als Manager auf die Welt gekommen.» (Franz Beckenbauer 2009 über Uli Hoeneß)
In dem Gespräch rekonstruiert Hoeneß die Vorgänge seit Abgabe seiner Selbstanzeige im Januar: Von der Tatsache, dass seine Selbstanzeige öffentlich wurde, sei er vollkommen überrascht worden. Bis zum 19. März, dem Tag vor der Durchsuchung seines Hauses, sei er davon ausgegangen, dass er keine Strafverfolgung zu befürchten habe. „Am 20. März änderte sich dann mein Leben, morgens um sieben. Da läutete es an der Tür in meinem Haus am Tegernsee, ich war im Bademantel, und da stand die Staatsanwaltschaft vor der Tür. Da begann die Hölle für mich.“
Uli Hoeneß habe richtig gezockt
Mit einem Kredit des früheren Adidas-Chefs Robert-Louis Dreyfus habe er ab 2001 begonnen, exzessiv an der Börse zu spekulieren. Er habe „richtig gezockt“ und oft Tag und Nacht mit teilweise extremen Summen gehandelt. „Das war der Kick, das pure Adrenalin“, sagte Hoeneß. Als die Internetblase dann platzte, „fuhr ich schwere Verluste ein, ich war da richtig klamm“.
In dem Moment habe ihm Dreyfus angeboten, etwas zusammen zu machen, er würde es finanzieren. „So kamen die Millionen auf das Konto, es war immer klar, das war ein Konto zum Zocken, für nichts anderes.“ Er schloss jegliche Verbindungen dieses Kontos zum FC Bayern München aus: „Dieses Konto war ganz allein Uli Hoeneß.“ (afp, dpa, AZ)