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FC Bayern: Pep Guardiola: Aufstieg eines Balljungen

FC Bayern

Pep Guardiola: Aufstieg eines Balljungen

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    Der neue Bayern-Trainer Pep Guardiola (l) steht bei seiner Vorstellung in der Allianz Arena neben Maskottchen Bernie.
    Der neue Bayern-Trainer Pep Guardiola (l) steht bei seiner Vorstellung in der Allianz Arena neben Maskottchen Bernie. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Wer Josep Guardiola zum ersten Mal sieht, könnte ihn für einen dieser jungen Kulturmanager halten, die in Europas Metropolen Raum für Geist und Ästhetik schaffen. Der beinahe kahle Schädel, die angegrauten Bartstoppeln, die wachen Augen, das feine Gesicht. Ein eleganter Typ, verpackt in edles Tuch. Wer so denkt, liegt weit daneben - und ist der Wahrheit doch auch nah. Pep Guardiola, der erfolgreichste Fußballtrainer der vergangenen Jahre, kennt die Welt auch weit jenseits der Kreidelinien.

    Ein Bücherwurm, der sich gerne mit Schriftstellern und Filmregisseuren trifft, der Theaterstunden nahm und Vorlesungen in Wirtschaft besuchte. Was immer er dort findet und sich mit Fußball verbinden lässt, knüpft er zusammen. Auf diese Weise hat er mit dem FC Barcelona in vier Jahren 14 Titel gewonnen, darunter zweimal die Champions League.

    Am Anfang seiner Geschichte ist ein Bild. Ein Poster von Michel Platini, dem großen Strategen, heute Präsident des Europäischen Fußball-Verbandes Uefa, das in Peps Kinderzimmer hängt. Der kleine Guardiola aus der Gemeinde Santpedor, 70 Kilometer nördlich von Barcelona gelegen, bewundert den Franzosen.

    Mit 13 Jahren schafft es Guardiola in die Jugendakademie des FC Barcelona

    Mit 13 Jahren schafft es Guardiola nach La Masia, in die legendäre Jugendakademie des FC Barcelona. Am Wochenende ist er Balljunge bei den Profis, der erste und einzige, der später bei Barça Cheftrainer wird. Mit 19 debütiert er in der Primera División. Er wird Kapitän und Identifikationsfigur für alle Katalanen. "Er hat als Spieler schon wie ein Trainer gesprochen", sagt Louis van Gaal, damals Barça-Coach und später in München einer von Guardiolas Vorgängern.

    Auf dem Platz wirkt der schmale Kerl unauffällig. Er ist kein Zauberer. Er verteilt und gibt den Takt vor. Wenn es sein muss, ist er auch einer fürs Grobe. Acht Mal flog er in den elf Jahren beim FC Barcelona vom Platz - Barça-Rekord. Bei allem aber ist Guardiola Stratege, wenn auch keiner wie Platini.

    Nach 379 Spielen für die Katalanen verlässt er Barcelona und landet im italienischen Brescia, wo seine Karriere peinlich endet. 31-jährig fällt er bei einer Dopingprobe mit Nandrolon im Blut auf. Das Urteil: 50 000 Euro Geldstrafe, vier Monate Sperre. 2005 wurde er wegen des neuen italienischen Dopinggesetztes sogar zu sieben Monaten Haft verurteilt. Guardiola beteuerte seine Unschuld. 2009, nach dem Ende seiner Karriere, sprach ihn ein Berufungsgericht frei. Letzte Stationen seiner Karriere waren Katar ("Dort habe ich vor allem mein Golfspiel verbessert") und Mexiko.

    In Personalfragen ist der neue Bayerntrainer weniger smart

    Am Ende war er im Kopf längst Trainer. Er kehrte nach Barcelona zurück, löste mit jugendlichen 37 Jahren Frank Rijkaard als Chefcoach ab. Guardiolas erste Amtshandlung: Er warf Ronaldinho und Deco, zwei der damaligen Superstars der Katalanen, aus der Mannschaft. In Personalfragen ist der neue Bayerntrainer weniger smart, als er aussieht.

    Andererseits quält er sich mit allem. Ein ständig Zweifelnder auf der Suche nach dem perfekten Spiel. Mit dem berauschenden Kurzpassspiel des FC Barcelona kam er ihm immerhin nahe. Guardiola hatte alles gegeben. 2012 war er leer. Also verschwand er mit seiner Frau Cristina, seiner Jugendliebe, und seinen drei Kindern nach New York. Weg vom Fußball, den Gesichtskreis erweitern.

    Seit gestern ist er zurück. Cristina saß im  Pressesaal der Arena unter den Journalisten. Tochter Maria dokumentierte Papas ersten Arbeitstag mit dem Smartphone. Beide haben sie Pep zum ersten Mal öffentlich deutsch sprechen hören. Es ist neben Spanisch, Katalanisch, Englisch, Italienisch und Französisch die sechste Sprache, die er gelernt hat. Man darf vermuten, dass es für den ewig Suchenden nicht die letzte ist.

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